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Semantik von „muss [...] rechts oder links [...]“?

Wird die Fahrbahn benutzt, muss innerhalb geschlossener Ortschaften am rechten oder linken Fahrbahnrand gegangen werden;

Quelle: §25 Abs. 1 Satz 3 StVO

Wird dadurch vernünftig gesagt, dass dem Bürger die Entscheidung überlassen wird, ob er rechts oder links geht?

Oder könnte es sein, dass die Polizei angetanzt kommt und sagt: „Oh Nein! Heute ist doch Links-Tag!“?

Warum schreibt der Gesetzgeber nicht das da?

Wird die Fahrbahn benutzt, darf innerhalb geschlossener Ortschaften nicht in der Fahrbahnmitte gegangen werden;

Im abgeschafften Rundfunkgebührenstaatsvertrag stand:

Im Falle der gewerblichen Vermietung eines Rundfunkempfangsgerätes sind die Rundfunkgebühren bei einer Vermietung für einen Zeitraum bis zu drei Monaten nicht vom Mieter, sondern vom Vermieter zu zahlen;

Quelle: §2 Nr. 3 Satz 1 RGebStV

Hier wird jemand entlastet und jemand belastet, wodurch Komplikationen entstehen können... Cum-Cum, Cum-Ex, Ex-Ex mäßig... wenn Mieter und Vermieter in einem etwas komplizierten Verhältnis zueinander stehen... 😋 Wieso schreibt der Gesetzgeber nicht einfach:

Im Falle der gewerblichen Vermietung eines Rundfunkempfangsgerätes sind die Rundfunkgebühren bei einer Vermietung für einen Zeitraum bis zu drei Monaten vom Vermieter zu zahlen;

Karussell-Betrug ist auch sowas Komisches... Europaweit haben die Gesetzgeber es offenbar ermöglicht, eine Steuerrückzahlung zu erhalten, bevor deren Zahlung überhaupt erfolgt ist...

Will der Gesetzgeber Widerstand provozieren, indem er sich so ungeschickt ausdrückt, damit er dann windige Strafverfahren veranstalten kann, die er Wunder-Oh-Wunder dann auch noch gewinnt? 🥳

Bedeutung, Intelligenz, Grammatik, Semantik, Straßenverkehrsordnung, Gesetzgeber, Cum-Ex

"Wie viele Monate haben 28 Tage?" Korrekte Antwort: 1.

So gut wie jeder dürfte die angebliche Fangfrage "Wie viele Monate haben 28 Tage?" kennen, deren korrekte Antwort alle sein soll, da alle Monate mindestens 28 Tage haben.

Ich verteidige hierbei die vermeintlich falsche Antwort, dass es nur einer ist, nämlich der Februar — zumindest wenn gerade kein Schaltjahr ist, denn in diesem Fall wäre die korrekte Antwort, dass es in keinem Monat 28 Tage gibt.

Die Frage lautet nicht "Wie viele Monate haben mindestens 28 Tage?", "Wie viele Monate erreichen den 28. Tag?" oder "Wie viele Monate enthalten 28 Tage?". Die Antwort "alle zwölf" kann deshalb nur von Personen kommen, die nicht zwischen "mindestens" und "exakt" unterscheiden können und nicht verstehen, dass man, sofern nicht anders angegeben, immer vom exakten Wert ausgeht; alles andere wäre absolut willkürlich und logisch nicht nachvollziehbar.

Die Aussage "Alle zwölf Monate haben 28 Tage — nur elf davon eben noch mehr" ist deshalb semantisch genau so unsinnig wie die folgenden:

"Im Zweiten Weltkrieg sind 100 Menschen gestorben."

"Bill Gates hat ein Vermögen von 5000 US-Dollar."

"Albert Einstein hatte einen IQ von 40."

"Der Mars ist 500 Meter von der Erde entfernt."

"Das schnellste Auto der Welt hat eine maximale Geschwindigkeit von 40 km/h."

"Die Pyramiden wurden vor 3 Jahren gebaut."

"Wasser hat eine Siedetemperatur von 5°C."

Mag sein, dass es in manchen Situationen in der Alltagssprache sinnvoll sein kann, zu antworten, dass man beispielsweise ein Auto hat, obwohl man mehrere hat, oder beim Bäcker zu antworten, dass man 3,20€ hat, obwohl man Millionär ist; diese Antworten resultieren jedoch daraus, dass man seine Antworten im Alltag aus pragmatischen Gründen um unwichtige Details verkürzt, die in einem gegebenen Kontext schlicht nicht relevant sind. Streng logisch betrachtet müsste die vollständige Antwort im Bäcker-Beispiel ungefähr lauten: "Ich habe genug Geld dabei, um meine 3,20€-Bestellung bezahlen zu können."

Deshalb: Sofern nicht anders angegeben, wird standardmäßig immer vom exakten Wert ausgegangen — nicht unbedingt in einem pragmatischen, aber zumindest in einem logischen Kontext. Alles andere ergäbe keinen Sinn und müsste man entsprechend präzisieren, indem man beispielsweise explizit nach dem Mindestwert fragt.

Die Eingrenzung von der anderen Richtung, wie sie von einigen Vertretern der Antwort "28" häufig propagiert wird, wonach man explizit angeben muss, wenn man sich auf die genaue Anzahl statt auf die Mindestanzahl bezieht, ist deshalb vollkommener Unsinn und logisch unhaltbar.

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Markus Gabriel „Die Welt gibt es nicht“ – durch den Begriff selbst widerlegt?

In Warum es die Welt nicht gibt argumentiert Markus Gabriel, dass es „die Welt“ nicht geben kann, weil sie nicht in einem Sinnfeld erscheint.

Laut seiner Ontologie existiert nur, was in einem Sinnfeld auftaucht – z. B. das Sinnfeld der Kunst, der Politik oder der Biologie. Die Welt als Gesamtheit aller Sinnfelder könne aber nicht selbst in einem Sinnfeld enthalten sein. Daraus folgert er: „Die Welt gibt es nicht.“

Aber ist das wirklich schlüssig?

Ich frage mich:

Kann man nicht einfach sagen, dass der Begriff „Welt“ selbst in einem Sinnfeld auftaucht – nämlich im sprachlichen, philosophischen oder logischen Sinnfeld?

Dann existiert die Welt, weil der Begriff „Welt“ als Objekt des Denkens oder als Bedeutungseinheit ja thematisiert werden kann.

Warum sollte man den Begriff „Welt“ nicht wie jeden anderen Begriff behandeln dürfen – z. B. „Unendlichkeit“, „Menschheit“ oder „Freiheit“?

Gabriels Argument scheint vorauszusetzen, dass „die Welt“ nicht darstellbar oder bedeutbar sei. Aber das stimmt ja nicht – wir sprechen permanent über „die Welt“, philosophieren über sie, stellen sie sprachlich dar.

Damit taucht sie doch im Sinnfeld der Sprache auf. Wäre das nicht ausreichend, um nach Gabriels eigener Definition als existent zu gelten?

Ist sein Argument also am Ende nur ein sprachliches Konstrukt – das durch den bloßen Gebrauch des Begriffs „Welt“ bereits widerlegt ist?

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Schauspieler-Paradoxon?

Ich finde es ausgesprochen interessant, wie häufig Jahre nach einem Film die Menschen darüber sprechen, dass sie sich in einer bestimmten Rolle keinen besseren Schauspieler hätten vorstellen können.

Es ist immer gleich. Sobald ein Film positiv in Erinnerung bleibt, schlägt die Erinnerung auch semantisch Brücken zu den Schauspielern und deren hervorragende Leistungen.

Eben dann geben die meisten von sich, dass in ihren Augen kein anderer diese Rolle in der selben Qualität hätte spielen können oder äußerlich besser gepasst hätte.

Ein bekanntes Beispiel ist Robert Downey Junior in der Rolle von Iron Man oder Christoph Waltz in Django Unchained.

Natürlich waren die Leistungen hervorragend, aber es ist doch paradox zu sagen, dass das kein anderer hätte so gut spielen können.

Es ist zwar im Vorhinein ausgesucht worden, wer die Rolle besetzen soll, aber dennoch hätte es jederzeit jemand anderes spielen können. Beispielsweise hat Mark Wahlberg zugegeben, dass seine größte Fehlentscheidung war, Avatar zu drehen.

Kennt ihr zu diesem Gedanken-Paradoxon den richtigen Namen und lässt sich das auch möglicherweise auf andere Dinge übertragen?

Eventuell liegt dem ganzen zugrunde, dass unser menschliches Gehirn nur schwierig Zufälle verarbeiten und erkennen kann und bei einem positiven Lauf der Geschichte davon überzeugt ist, dass es anders nur schlechter verlaufen wäre.

Liebe, Film, Schule, Geschichte, Gehirn, Manipulation, Psyche, Semantik, Paradoxon, Verzerrung

Was versteht man in Deutschland unter dem Satz "Meine Post ist wahrscheinlich bei der Post (in einer Postliliale) zurückgeblieben."?

"Meine Post ist wahrscheinlich bei der Post (in einer Postliliale) zurückgeblieben.": Heißt das, dass er meine Post (die an mich) dort absichtlich gelassen hat?

Nach DUDEN bedeutet ZURÜCKBLEIBEN: "nicht mitkommen, nicht mitgenommen werden und an seinem Standort, an seinem Platz bleiben".

Geht es bei ZURÜCKBLEIBEN um "MIT ABSICHT", und zwar nur in Bezug auf private Angelegenheiten, wie bei dem DUDEN-ischen Beispielsatz: "das Gepäck muss im Hotel zurückbleiben"?

Ein Postkurier erfüllt seine Pflichten, indem er in "seine" Postfiliale fährt, die Post abholt und sie weitergibt - er MUSS das machen. Kann es dabei überhaupt die Rede von ZURÜCKLASSEN bzw. ZURÜCKBLEIBEN sein, wenn der Postbote die Post in der Filiale nicht mit Absicht dort gelassen hat???

Angenommen, dass ein Postbote in die Postfiliale fährt, dort auch ankommt, aber alle Post total vergisst und "mit leeren Händen" zurückfährt. Kann man das so schildern: "Der Postbote war zwar hier, aber hat die Post nicht ABHEHOLT / NICHT GENOMMEN / NICHT MIT SICH GENOMMEN / NICHT MITGENOMMEN / NICHT ABGENOMMEN."?

MITNEHMEN ist für mich auch eher privatbezogen, nicht für "dienstlich" gedacht...

ABHOLEN und ABNEHMEN heißen für mich: "ankommen / da gewesen und nehmen / genommen". Wäre der folgende Satz logisch?: "Der Postbote zwar war hier (bei der Postfiliale), aber hat die Post nicht abgeholt / nicht abgenommen (egal, ob mit oder ohne Absicht)."?

Hätte der Ausgangssatz vielleicht lauten sollen (angenommen, dass ohne Absicht): Meine Post ist wahrscheinlich bei der Post (in einer Postliliale) geblieben (und bleibt/liegt wahrschienlichtimmer noch da.)." bzw. "Der Postbote hat meine Post in einer Postfiliale vergessen bzw. liegen lassen bzw. gelassen."?

Linguistik, Semantik

Warum englische Fragen und Verneinungen mit "to do" relativ komplex?

Eine Frage an linguistisch beschlagene Leute:

Was denkt ihr, warum sich das Englische so entwickelt hat, dass man bei Verneinungen und Fragen in der Regel das Verb "to do" braucht? Beispiel?

Die Frage "was sagst du?" hat in anderen germanischen Sprachen wie dem Deutschen, im Niederländischen (wat zeg je?) oder dem Norwegischen (hva sier du?) eine syntaktisch und grammatisch sehr einfache Struktur: Das Patiens als Fragepartikel, das gebeugte Verb und direkt dahinter das Agens du, und fertig.

Im Englischen ist es komplizierter, da kann in "what do you say"? nicht einfach nur das Verb stehen, es ist zusätzlich noch das Hilfsverb "to do" erforderlich.

Weiß jemand, wieso das so ist? Welche Funktion im linguistischen Sinne übernimmt das Hilfsverb hier genau? Welche semantische, grammatische oder syntatktische Information fehlt dem simplen "what say you"? und macht zwingend erforderlich, dass es von einer einfachen zu der komplexeren Phrase "what do you say?" erweitert werden muss?

Angenommen, jemand mit rudimentären Englischkenntnissen würde in England oder iin den USA in einem Gespräch sagen: what say you? Glaubt ihr, dieser Mensch würde, abgesehen davon, dass er sich sofort als Nicht-Muttersprachler outet, verstanden werden, oder enthält das Hilfsverb "to do" an der Stelle so wichtige Informationen zur Bedeutung des Satzes, dass ihr Fehlen die schnelle Entschlüsselung des Satzes für die meisten Briten/Amerikaner unmöglich machen würde?

Grammatik, Semantik, Syntax, to-do, Verneinung

Genau!?

Seit geraumer Zeit fällt mir auf, dass überall immer mehr "genau" gesagt wird. Es zieht sich durch alle Bereiche und Schichten. Selbst an einer Hochschule, an der ich kürzlich etwas studierte bestätigten sich gefühlt 70% der Vortragenden nach jedem 3. Satz mit "genau!".

Es scheint zum modernen Füllwort, zum neuen "ääh" geworden zu sein. Wenn man "genau" verwendet, um Bestätigung seines Gegenübers oder seine volle Zustimmung zu etwas auszudrücken finde ich es noch eher erträglich.

Vokabel der Verunsicherten - Genau! - Christian Geyer

Das Bedürfnis nach Schonung hat aus uns ein Volk von Genau-Sagern gemacht. Passt uns das? Wo bleibt die Unschärfe?

welt.de - Thomas Schmid

Oft klingt es fast so, als lobe die Kollegin sich selbst. Sie verlässt Platz A und begibt sich auf Platz B, um von dort aus ihr Alter ego zum kommentieren, zu bekräftigen und als bedeutsam hinzustellen...

Genau. Ja. Also. Genau - Glosse von David Hugendick

Im Reden kommt der Mensch oft nicht mit dem Denken hinterher. Darum füllt er seine Sätze mit Krimskrams auf. Aber wieso sagen Leute heute unentwegt "genau"?

Erstaunlich, dass bereits eine Frage von 2012 zu diesem Thema existiert. Damals ist es mir noch nicht aufgefallen.

Wie geht es euch damit?
Nehme ich gar nicht wahr. 50%
Nervt mich und ich achte darauf. 21%
Stört mich nicht. Finde ich gut. 18%
Ist mir egal, passt zum Zeitgeist. 11%
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