Gibt es die Wissenschaft, da es keine Kriterien gibt, wie von Pseudowissenschaft zu unterscheiden?

Das Demarkationsproblem (auch: Abgrenzungsproblem) fragt danach, wodurch sich Wissenschaft von Nicht-Wissenschaft abgrenzen lässt. Es ist eine klassische erkenntnistheoretische Frage, die besonders in der Philosophie der Wissenschaft kontrovers diskutiert wird.

Was genau ist das Problem?

Das Problem liegt darin, dass es keine einfache, eindeutige Definition gibt, die zuverlässig angibt, was wissenschaftlich ist und was nicht. Zwar gibt es Kriterien (wie Falsifizierbarkeit, Reproduzierbarkeit, logische Konsistenz), aber jede dieser Kriterien hat Grenzfälle, in denen sie versagen oder zweifelhaft sind.

Beispielhafte Fragen, die das Demarkationsproblem illustrieren:
  • Ist die Astrologie eine Wissenschaft?(Ihre Aussagen sind oft nicht falsifizierbar und basieren nicht auf empirischen Tests.)
  • Ist Psychoanalyse eine Wissenschaft? (Kritiker wie Popper behaupteten, sie sei unfalsifizierbar und daher nicht wissenschaftlich.)
  • Ist Evolutionstheorie wissenschaftlich, obwohl sie historische Ereignisse behandelt? (Hier wird oft auf Indizien und Plausibilität zurückgegriffen.)
  • Homöopathie: Hat sie einen wissenschaftlichen Status? (Die Wirkmechanismen sind nicht empirisch nachweisbar, Wirkungen nicht reproduzierbar.)
Ein Klassiker unter den Antworten: Falsifizierbarkeit nach Karl Popper

Popper meinte:

„Eine Theorie ist nur dann wissenschaftlich, wenn sie prinzipiell falsifizierbar ist.“

Das heißt: Es muss denkbar sein, welche Beobachtung die Theorie widerlegen würde.

Aber:

  • Manche Theorien sind schwer experimentell zu testen (z. B. in Kosmologie oder Quantenphysik).
  • Pseudowissenschaften können sich gegen jede Widerlegung „immunisieren“.
Neuere Ansätze
  • Lakatos: Forschung findet in Programmen statt; einzelne Widerlegungen sind kein sofortiges K.-o.-Kriterium.
  • Kuhn: Wissenschaft funktioniert oft in „Paradigmen“ – was als Wissenschaft gilt, hängt von einem wissenschaftlichen Konsens ab.
  • Feyerabend: Es gibt keine festen Methoden der Wissenschaft („Anything goes“).
Skeptischer Blick:

Was macht die Diskussion verdächtig:

  • Der Begriff "Wissenschaft" wird oft strategisch verwendet: Wer „Wissenschaftlichkeit“ für sich reklamiert, beansprucht Autorität.
  • Umgekehrt wird etwas als „unwissenschaftlich“ abgestempelt, um es zu diskreditieren – unabhängig von Argumenten.
Ja 67%
Andere Antwort 33%
Nein 0%
Wissenschaft, Philosophie