Gibt es die Wissenschaft, da es keine Kriterien gibt, wie von Pseudowissenschaft zu unterscheiden?
Das Demarkationsproblem (auch: Abgrenzungsproblem) fragt danach, wodurch sich Wissenschaft von Nicht-Wissenschaft abgrenzen lässt. Es ist eine klassische erkenntnistheoretische Frage, die besonders in der Philosophie der Wissenschaft kontrovers diskutiert wird.
Was genau ist das Problem?Das Problem liegt darin, dass es keine einfache, eindeutige Definition gibt, die zuverlässig angibt, was wissenschaftlich ist und was nicht. Zwar gibt es Kriterien (wie Falsifizierbarkeit, Reproduzierbarkeit, logische Konsistenz), aber jede dieser Kriterien hat Grenzfälle, in denen sie versagen oder zweifelhaft sind.
Beispielhafte Fragen, die das Demarkationsproblem illustrieren:- Ist die Astrologie eine Wissenschaft?(Ihre Aussagen sind oft nicht falsifizierbar und basieren nicht auf empirischen Tests.)
- Ist Psychoanalyse eine Wissenschaft? (Kritiker wie Popper behaupteten, sie sei unfalsifizierbar und daher nicht wissenschaftlich.)
- Ist Evolutionstheorie wissenschaftlich, obwohl sie historische Ereignisse behandelt? (Hier wird oft auf Indizien und Plausibilität zurückgegriffen.)
- Homöopathie: Hat sie einen wissenschaftlichen Status? (Die Wirkmechanismen sind nicht empirisch nachweisbar, Wirkungen nicht reproduzierbar.)
Popper meinte:
„Eine Theorie ist nur dann wissenschaftlich, wenn sie prinzipiell falsifizierbar ist.“
Das heißt: Es muss denkbar sein, welche Beobachtung die Theorie widerlegen würde.
Aber:
- Manche Theorien sind schwer experimentell zu testen (z. B. in Kosmologie oder Quantenphysik).
- Pseudowissenschaften können sich gegen jede Widerlegung „immunisieren“.
- Lakatos: Forschung findet in Programmen statt; einzelne Widerlegungen sind kein sofortiges K.-o.-Kriterium.
- Kuhn: Wissenschaft funktioniert oft in „Paradigmen“ – was als Wissenschaft gilt, hängt von einem wissenschaftlichen Konsens ab.
- Feyerabend: Es gibt keine festen Methoden der Wissenschaft („Anything goes“).
Was macht die Diskussion verdächtig:
- Der Begriff "Wissenschaft" wird oft strategisch verwendet: Wer „Wissenschaftlichkeit“ für sich reklamiert, beansprucht Autorität.
- Umgekehrt wird etwas als „unwissenschaftlich“ abgestempelt, um es zu diskreditieren – unabhängig von Argumenten.
8 Stimmen
3 Antworten
Hier ist ein Farbverlauf von grün zu blau.
Niemand wird bestreiten, dass es die Farben grün und blau gibt, auch wenn man die Übergänge dazwischen nicht mehr klar zuordnen kann.

Lies mal die drei Dialoge von George Berkeley und reflektiere dann noch einmal dein Farbbeispiel.
Ich stimme dem Post absolut zu, wenn Wissenschaft als ein instrumentalisiertes Mittel der Eliten erscheint und erkenntnistheoretische Defizite von Naturwissen- schaftlern noch per Genie-Kult vom Mainstream gefeiert werden. Seit dem diese Praxis tatsächlich Usus wurde, kann keine klare Unterscheidung mehr zwischen Pseudowissenschaft und Wissenschaft getroffen werden. Was soll man von Naturwissenschaftlern erwarten können, wenn sie die Erkennbarkeit der Welt schon im Aktionsradius des Menschen leugnen, aber nichtsdestotrotz ihre mathematischen Weltmodelle kreieren und behaupten, das ist die Welt. Wer die Definitionsmacht besitzt, bestimmt, was richtig und was falsch ist, d.h. eine Autorität bestimmt das, nicht, wer eventuell die besseren Argumente haben könnte.
Du listest in deiner Frage nur Grenzfälle auf. Es gibt aber auch eindeutige Fälle und weil es sie gibt, kann man sagen, dass es Wissenschaft gibt. Wissenschaft lässt sich auf ein (Nicht-Leer)-Minimum zurückführen. Was man darüber hinaus noch hinzu nehmen möchte, muss ausdiskutiert werden, wie ob Pluto ein Planet ist oder nicht.