Kann das menschliche Bewusstsein eine absolute Wahrheit fassen und welche wäre das, oder ist das mental oder philosophisch gesehen nicht möglich?

9 Antworten

Ich glaube nicht. Wir können ja auch nicht überprüfen, ob wir beim Erfassen einer Wahrheit eingeschränkt sind oder nicht (wenn wir eingeschränkt sind). So wie beim Dunning-Kruger-Effekt: wer dumm ist, weiß oft nicht, dass er dumm ist.

Außerdem gibt es ja z.B. viele Tiere, die Sinneswahrnehmungen haben, die wir nicht haben: Können Infrarot und Ultraviolett sehen, der Navigationssinne von Vögeln, Ultraschall bei Fledermäusen usw. Die haben ja schon mal meine andere Wirklichkeit als wir, die wie nicht nachvollziehen können.

Im Prinzip sind wir mit unserem Bewusstsein auf unser eigenes beschränkt. Ich weiß nicht, ob sich Denken bei dir genauso anfühlt wie bei mir.

Auch z.B. habe ich Probleme, mir mehr als 4 Dimensionen vorzustellen, die es rein mathematisch aber gibt.

Und wir haben so viel noch nicht erforscht, wie können uns immer noch nicht sicher erklären, wie genau das Weltall zustande kam, wenn es einen Urknall gab, wie der ausgelöst werden konnte was dahinter ust...ich kann mir genauso wenig Unendlichkeit wie das Nichts richtig vorstellen.

Es ist in dem Sinne nicht möglich, als dass man halt nie 100% ausschließen kann, nicht richtig zu liegen (wobei "nicht richtig" etwas anderes als "falsch" ist). Deswegen gibt es ja die Wissenschaft, die sich nicht zur Aufgabe gemacht hat, die Wahrheit festzustellen, sondern die Irrtümer als solche zu erkennen, um sich einer Wahrheit lediglich schrittweise, aber soweit wie möglich, anzunähern.

Eine absolute Wahrheit wäre Kenntnis aller Details des Universums, alles Andere sind nur "Teilmengen" der "Gesamtmenge" und somit niemals die ganze Wahrheit. Wir erkennen ohnehin immer nur bestimmte Eigenschaften von Dingen, nie die Dinge selbst. Hinzu kommt, dass Informationsübertragung immer Zeit benötigt, wir wissen nicht ob Andromeda jetzt noch existiert. Das gilt, wenn auch für's reale Leben unerheblich, bei kurzen alltäglichen Entfernungen.

Von dem Apfel vor uns erkennen wir nicht die genaue Anzahl seiner Atome, gut, das ist uns auch unwichtig - meistens. Aber dann kann man nicht von Wahrheit sprechen, wenn man eben nicht alles wahrnehmen kann.

Zudem sieht Jeder Dinge prinzipiell aus einer jeweils anderen Position, derselbe Apfel erscheint dem Einen grüner als einem Anderen. Usw...

Kurz: Ich fürchte, unser Schicksal als winzige Teilmenge des Universums ist es, dass wir prinzipiell niemals die "wahre Wahrheit" erkennen können, müssen uns über die Zeit versuchen, sich ihr anzunähern. Mehr geht nicht.


mjutu  04.07.2025, 22:45
Eine absolute Wahrheit wäre Kenntnis allerDetails des Universums, alles Andere sind nur "Teilmengen" der "Gesamtmenge" und somit niemals die ganze Wahrheit.

Du vermischst hier "eine Wahrheit" und "die ganze/alle Wahrheiten". Eine absolute Wahrheit erfordert nicht ein Wissen über alle Wahrheiten.

Von dem Apfel vor uns erkennen wir nicht die genaue Anzahl seiner Atome, gut, das ist uns auch unwichtig - meistens.

Es ist nicht mal möglich für Atome bzw. Moleküle auf der Apfeloberfläche eindeutig zu definieren, ob ein bestimmtes Teilchen dazugehört oder nicht. Ab wann gehört ein Atom denn zum Apfel oder zur Umgebung?

Die Frage nach der Anzahl der Atome eines Apfels ertrinkt schon in der Unmöglichkeit, due Außengrenze atomgenau zu definieren.

Equivalent ist die Länge der Küste einer Insel: je kleiner der Maßstab, desto länger ist die Küstenlinie. Und wenn man bei Atomen ankommt, wir "Küste" undefinierbar.

Aber dann kann man nicht von Wahrheit sprechen, wenn man eben nicht alles wahrnehmen kann.

Es ist nicht nur die Wahrnehmung. Die exakte Kenntnis von Eigenschaften erfordert es bei "mikroskopischer Auflösung" bestimmte Eigenschaften zu definieren anstatt sie am realen Objekt messen zu können. Bei obigem Beispiel: Um die Atome eines Apfels zu zählen, muss man mit eine gewissen Willkür postulieren, welche Atome dazugehören und welche nicht.

Kann man so beweisen, dass es keinen Apfel geben kann, da die Identifikation der Einzelteile schon Willkür erfordert?

Nein. Natürlich gibt es Äpfel. Man kann wahr Aussagen über Äpfel treffen, ohne alle Eigenschaften zu kennen. Schon die Idee, es gäbe etwas wie "alle Eigenschaften" gibt, ist unrealistisch.

Ein Apfel ist mehr als die Summe seiner Atome. Um etwas wahres über einen Apfel zu wissen, braucht man keine Informationen über alle Einzelteile, da die Einzelteile sowieso nicht ausreichen den Apfel zu beschreiben.

Selbstverständlich, das veranschaulicht schon deine Frage. Definiert werden müsste nur, was unter einer absoluten Wahrheit zu verstehen wäre. Wenn damit eine objektive Erkenntnis gemeint ist, kann das nur bestätigt werden. Objektive Erkenntnisse die im Rang einer absoluten Wahrheit stehen, gibt es genügend.

Natürlich ist es eine Übersetzung von Frequenzen und Amplituden in Hirnströme, was wir sehen und hören. Real da draußen sind Wellen, die von Objekten emittiert oder reflektiert werden, aber immerhin können wir die Abmessungen der Objekte auch real (relativ zu unseren Körpermaßen) ertasten und mit den Wellen abgleichen.

Man darf also davon ausgehen, dass die Übersetzung korrekt ist, auch wenn allerhand Frequenzen nicht erfasst werden und wir sehr kleine und sehr große Dinge nicht sehen können. Gleiches gilt für sehr schnelle und sehr langsame Prozesse.

Bewusstsein ist Wahrnehmung in organisierter Rückkopplung mit gespeicherten Wahrnehmungen. Die Organisation der Rückkopplung kann mehr oder weniger fehlerhaft sein, vor allem, was Lernprozesse anbelangt. Dann nimmt man das Ergebnis nur als wahr, wie das Wort Wahrnehmung sehr treffend beschreibt. In der Wahrheitsfindung sind wir grundsätzlich eingeschränkt, auch wissenschaftlich.

Wenn absolute Wahrheit bedeutet, jedes Elementarteilchen und jede Welle des Universums zu kennen, außerdem deren Entwicklung in Vergangenheit und Zukunft im Wissen um alle Kräfte und Wechselwirkungsmechanismen, stößt man natürlich nicht nur auf Wissenslücken, sondern auch auf ein Kapazitätslimit. Das kann wohl nicht mal der Laplacesche Dämon, u.a. wegen der Unbestimmtheiten auf Quantenebene, wahrscheinlich auch wegen weiterer Wirkprinzipien, die wir nicht kennen oder völlig falsch verorten, insbesondere hinsichtlich der Entstehung, Entwicklung und Bewegung des Lebens.

Für die absolute Wahrheit könnte man sich aber mit der Kenntnis aller Wechselwirkungen "begnügen", die die Welt vollständig erklären. Materialisten halten das für möglich.

Im anderen Extrem könnte man bereits anzweifeln, dass die Hirnströme überhaupt an eine Wahrnehmung gekoppelt sind. Dann wäre aber auch die Existenz des Hirns nur ein Fake der Hirnströme. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.