Ich bin 20 Jahre alt, meine (bisher) engste Freundin wird bald 18. Seit Jahren waren wir wie Schwestern. Wir haben so gut wie alles gemeinsam gemacht: zusammen gekocht, gefrühstückt, Zukunftspläne geschmiedet, im Park gesessen, gemeinsam über Autos gesprochen und uns sogar welche angeschaut. Wir wollten sogar gemeinsam in die Türkei reisen – alles war schon geplant.
Ich habe die Reise letztlich abgesagt, weil sie sich dort mit ihrem Freund treffen wollte, den ich nicht kannte. Ich hatte ein komisches Gefühl und wollte mich nicht in eine unsichere Situation begeben. Sie war enttäuscht, weil sie wollte, dass ich ihren Plan einfach mitmache – ganz ohne Rücksicht auf mein eigenes Gefühl.
Und obwohl in den Sommerferien mit meiner Familie Urlaub gemacht habe, habe ich jeden Tag mit ihr telefoniert – sogar im Restaurant ect,. Ich habe gefragt, was sie sich wünscht, habe kiloweise Schokolade mitgebracht, weil sie das liebt, und war mit meinen Gedanken immer bei ihr.
Auch im Alltag war ich immer für sie da: bei ihrer Berufsberatung, bei ihrem ersten Ausbildungstag – sie hatte oft Angst, und ich war diejenige, die ihr Sicherheit gegeben hat. Ich habe ihr bei den Hausaufgaben geholfen, sie motiviert, wenn sie traurig war. Wir haben Silvester und jeden Geburtstag zusammen gefeiert. Ich habe ihr Reels geschickt – diese typischen Freundschaftsvideos – weil sie für mich mehr als nur eine Freundin war. Sie war für mich Familie.
Der letzte größere Streit war in München. Wir hatten eine kurze Auseinandersetzung, ich habe mich entschuldigt, wir sind danach ins Restaurant gegangen – alles war wieder gut. Ich dachte, alles sei geklärt.
Aber dann… plötzlich: Funkstille. Keine Nachricht, keine Erklärung. Und dann schickt sie meiner Schwester ein Freundschaftsbuch, in dem steht, dass meine Schwester ihr Lieblingsmensch ist – ich komme nicht einmal vor. Ich war schockiert. Meine Schwester übrigens auch.
Wichtig zu wissen: Mit meiner Schwester hat sie oft Streit – da kommt es öfter zu Kontaktabbrüchen. Mit mir hatte sie nur einmal so etwas – wegen der Türkei-Sache. Was ich nicht verstehe: Wenn sie mit mir streitet, wendet sie sich total meiner Schwester zu. Und wenn sie mit meiner Schwester Streit hat, sagt sie mir gar nichts, sondern zieht sich komplett zurück. Es wirkt manchmal so, als würde sie mit Absicht „die andere Seite“ suchen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn sie mit uns beiden gut ist, hat sie angeblich „keine Zeit“. Aber bei Konflikten sucht sie sofort Nähe zur anderen. Das ist verletzend.
Ich habe sie dann nach ein paar Tagen angeschrieben, ganz normal, als wäre nichts – einfach um zu sehen, ob sie überhaupt reagiert. Sie hat nur ein Bild mit verschiedenen Nägeln geschickt und gefragt, welche sie sich machen lassen soll. Keine Frage, wie es mir geht. Kein Wort zum Kontaktabbruch. Kein Gespräch.
Ich wollte sie zu mir einladen, ihr alles sagen. Dass ich verletzt bin. Dass ich mich ausgetauscht fühle. Fremd. Wie in einer Beziehung, in der man plötzlich ersetzt wird, obwohl man alles gegeben hat. Ich verstehe einfach nicht, wie jemand, dem ich so viel bedeutet habe – dem ich so viel gegeben habe – sich einfach kommentarlos abwendet. Ohne Dank, ohne Reue, ohne Erklärung.
Was soll ich machen?
Soll ich sie nochmal darauf ansprechen? Oder loslassen?
Wie geht man mit so einer Enttäuschung um?