Ist es "schädlich", wenn Kinder ohne Großeltern aufwachsen?
Ich habe eine 1-jährige Tochter, und ich habe im Kleinkindalter keinen Kontakt mehr zu meiner Familie und meine Frau hat eigentlich allgemein ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Familie und ich muss zugeben, dass ich meine Frau gedrängt habe, dass unsere Tochter Kontakt mit ihrer Familie hat, weil es für mich wichtig war, dass sie mehrere Bezugspersonen hat und nicht alleine ist. Dann hat meine Frau letztens über ihre Vergangenheit erzählt, dass sie als Kind mehrere Jahre sexuell missbraucht wurde von ihren Geschwistern und Onkel und ihre Mutter will es bis heute nicht glauben, bzw. gibt ihr die Schuld dafür (meine Frau war damals 4 Jahre, als das angefangen hat, und sie hatte wirklich keine Ahnung gehabt) und bis heute lachen die Geschwister darüber auch , dass die Mutter nicht ihr glaubt und bis 19 Jahre dafür geschlagen und dreckig behandelt wurde. Ich wusste, dass sie seit der Kindheit geschlagen wurde, aber seit dem sie mir das erzählt hat, koche ich richtig vor Wut und hasse mich dafür, dass ich sie damit gedrängt habe. Den Kontakt abbrechen klappt aber momentan schlecht, solange wir noch in der selben Stadt leben, wie ihre Familie. Trotzdem möchte meine Frau den Kontakt zu ihrer Familie einschränken, aber irgendwie habe ich trotzdem ein schlechtes Gewissen, wenn unsere Tochter quasi keinen Kontakt zu Verwandten haben wird. Ist es für Kinder schädlich, wenn sie ohne Großeltern aufwachsen? Ich habe wirklich Angst, dass sie mir/uns es später vorhalten wird, oder sogar den Kontakt zu uns abbrechen könnte.
15 Antworten
Ja und Nein, Ja weil ALLE Kinder Stress mit ihren Eltern haben werden. Das ist unausweichlich.
Keine Andere Bezugsperson zu haben kann gefährlich sein.
Falls euch (den Eltern) was passiert würde das Kind eben zu diesen Verwandten kommen.
ABER ihr könnt die Bezugspersonenen auch durch gute Freunde von euch stellen (z.b ist die BFF meiner Mutte meine Paten Tante)
Ihr solltet rechtlich vorsorgen wer das Sorgerecht bekommt, falls euch was passiert
Ich würde mir da nicht so viele Gedanken machen. Man kann zwar schöne Erinnerungen mit den Großeltern haben, aber wenn die Kinder noch ganz klein sind verstehen und erinnern sie sich ja an eh noch nix.
Meine Großeltern lebten in einem anderen Land, wir besuchten sie alle 4 Jahre und wir haben nicht die gleiche Sprache gesprochen. Die anderen Großeltern waren einfach zu alte um mich und meine Cousins groß zu unterhalten. Also da übernachtet o.ä. haben wir nie.
Gefehlt hat es mir nicht wirklich. Vermutlich hat eher meinen Eltern die Hilfe mit den Kindern gefehlt.
Als Kind war sowieso jeder Freund oder Bekannte von meinen Eltern "Onkel-" oder "Tante sowieso". Eure besten Freunde und die besten Freunde von eurem Kind werden die Bezugspersonen.
Ist unschädlich.
Es geht auch Leihomas, die sind manchmal besser als die leiblichen Großeltern.
Wenn die Kinder es nicht anders kennen, wird dieses Thema keine echten Schäden auf Dauer hinterlassen und wird es vorerst (solange es keine großen sozialen Kontakte außerhalb der Familie mit anderen Kindern gibt) auch eher keine Probleme geben, weil ihnen da noch der Vergleich fehlt und sie noch nicht wissen, dass andere Kinder Omas und Opas haben.
Es werden aber sicherlich eines Tages Fragen aufkommen, wenn sie merken, dass andere Kinder etwa in Kiga oder Schule Omas und Opas haben, sie selber aber scheinbar nicht - dann wollen sie bestimmt wissen, warum sie selber keine Omas und Opas haben und das muss man den Kiddies erstmal so erklären, dass sie es verstehen ... und sie werden immer immer wieder davon anfangen. Kinder sind so - sie wollen alles immer wieder und immer mehr erklärt haben und sind erst dann zufrieden, wenn sie eine Antwort haben. "Basta", "jetzt nicht", "sei still" oder "geht dich nichts an" werden hier keinen Erfolg haben - außer dass das eine oder andere Kind deswegen so eingeschüchtert ist, dass es weint oder aber, dass es durch das ablehnende und anschnauzende Verhalten der Eltern am Ende Probleme mit dem Selbstwertgefühl bekommt: Kinder von Eltern, die immer genervt mit den Augen rollen, denken oft, für alles und jeden auf der Welt eine Belastung zu sein - nicht selten hält sich das bis ins Erwachsenenalter.
Ich habe wirklich Angst, dass sie mir/uns es später vorhalten wird
Diese Gefahr sehe ich auch, vor allem muss man es den Kindern wirklich plausibel erklären, dass und warum es so ist und wieso es "besser" ist, dass es den Kontakt nicht gab und dass diese Entscheidung getroffen wurde.
Ich halte den Entschluss trotz allen Gründen, die dagegen sprächen, für unklug, solange man in einer Stadt / Region wohnt und sich zufällig hier und da mal begegnen könnte. Auch wenn deine Partnerin sicher Schlimmes erlebt hat, kann sie theoretisch nicht deswegen beschließen, dass das Kind den Kontakt nicht haben darf und ggf. drunter leidet - sie begünstigt dadurch nur unangenehme Fragen und Konflikte, zumal ein Kind solche "rationalen" Argumente nicht versteht und erst recht nicht solche Familienstreitigkeiten. Das geht höchstens im Erwachsenenalter klar, wenn die Kiddies reif genug sind, so was zu kapieren und sensibel genug sind, die Sicht der Mutter zu verstehen, die vielleicht ihre eigene Vergangenheit nie bewältigt hat.
Ich sehe es kommen, dass das Kind immer und immer nach Oma und Opa frägt, warum sie beides nicht hat, obwohl alle anderen Kinder Oma und Opa haben, dass dann die Mutter immer hilfloser wird und höchstens ein schnaubendes "weil halt" oder "weil es so ist" zurück keift auf die dauernden Fragen, warum es Oma und Opa nicht zu geben scheint und die Stimmung sich hochschaukelt bzw. dieses Tabuthema so präsent ist, dass es immer Krach gibt.
Besser wäre es, wenn deine Partnerin Mittel und Wege findet, ihr Erlebtes und Erlittenes zu verarbeiten. Wer mit solchen Altlasten Kinder in die Welt setzt und das eigene Leid nicht im Griff hat, reagiert oft über und das tut dem Kind auch nicht gut bzw. könnte auch beim Kind Probleme auslösen. Ich habe in meiner Kindheit selbst viel Mist erlebt, darunter auch Übergriffe durch einen Lehrer, den alle "ach so lieb und nett" fanden, weil er in der CDU war und in der kath. Kirche aktiv und ach so fromm, aber ich habe es mit ca. Ende 20 soweit in den Griff bekommen - nur zur Info; ich weiß, von was ich rede.
Ich bin mein ganzes Leben lang ohne Großeltern aufgewachsen, mich hat es nicht gestört. Meine Großeltern waren alle schon vor meiner Geburt tot, und ich habe sie nicht gekannt. Ich persönlich finde auch nicht, dass man unbedingt GROßELTERN braucht. Klar, man sollte mehrere bezugspersonen haben, aber da gibt es ja auch noch Tante und Onkel von deiner Seite aus. Es tut mir aufrichtig leid, was deiner Frau widerfahren ist, denn das war echt heftig. Jeder Mensch sollte da verstehen, dass es richtig (vielleicht sogar nötig) war mit dieser Familie den Kontakt abzubrechen. Das versteht man. Und außerdem will man sein Kind doch nicht bei solchen Leuten aufwachsen lassen. Nachher wird das arme Kind dann auch noch von der Großmutter geschlagen. Ich finde es vom Gewissen her nicht korrekt. Naja auf jeden fall ist das ganze was anderes bei mir, als bei euch; meine Großeltern waren tot, da konnten meine Eltern nichts für. Der Kontakt abbruch ist ja dann eine bewusste Entscheidung von eurer Seite aus.
In jungen Jahren interessiert das Kind nicht, ob es bei den Großeltern ist oder nicht. Es nimmt nicht so viel wahr. Wenn das Kind älter wird, könnte es die ganze Sache vielleicht hinterfragen, aber ich bin mir sicher JEDER versteht wie wichtig es war, den Kontakt abzubrechen.
LG