Hey,
Meine Freundin und ich sind seit knapp 4 Jahren zusammen. Wir reden über alles sehr offen und besprechen auch schwierige Themen immer gemeinsam. Gerade weil wir schon länger über unsere Situation nachdenken, dachten wir, es könnte helfen, auch mal andere Meinungen zu hören - einfach um neue Blickwinkel zu bekommen und vielleicht ein bisschen mehr Klarheit zu finden. Deshalb diese Frage hier.
Unsere Beziehung läuft im Alltag richtig gut. Wir lachen viel, sind füreinander da, unterstützen uns gegenseitig und fühlen uns grundsätzlich sehr wohl miteinander. Es gibt keine großen Konflikte oder Vertrauensprobleme. Wir genießen die gemeinsame Zeit - eigentlich passt alles, abgesehen von ein paar wichtigen Punkten.
Das Schwierige ist: Unsere Zukunftsvorstellungen passen aktuell nicht wirklich zusammen. Sie wünscht sich irgendwann Kinder und eine Ehe, ich dagegen kann mir das für mich eher nicht vorstellen. Sie möchte langfristig in ihrer Heimat bleiben - für mich ist das aus persönlichen und beruflichen Gründen leider kaum möglich. Diese Unterschiede führen bei uns immer wieder zu der Frage, ob es überhaupt Sinn macht, an der Beziehung festzuhalten, wenn man in so grundlegenden Dingen nicht die gleiche Richtung hat.
Was es aber besonders schwer macht: Trotz dieser Unterschiede würden wir beide unsere jeweiligen Zukunftsvorstellungen am liebsten miteinander erleben - einfach, weil wir niemand anderen an unserer Seite sehen. Ich möchte keine klassische Familie gründen, aber wenn ich mir ein gemeinsames Leben in der Zukunft mit jemandem vorstellen kann, dann nur mit ihr. Und sie sagt das Gleiche über mich - nur eben mit dem Wunsch nach Familie und Ehe.
Dazu kommt, dass sie sich in letzter Zeit manchmal weniger zu mir hingezogen fühlt, weil im Alltag viel Routine entstanden ist. Dinge wie mit offener Klotür oder sich voreinander umzuziehen sind für sie Beispiele, wie diese Spannung und das „besondere Gefühl“ ein Stück weit verloren gegangen sind. Sie wünscht sich wieder mehr Neugier, Abstand, mehr Spannung. Wir haben sogar darüber gesprochen, ob eine offene Beziehung oder Freundschaft Plus eine Möglichkeit wäre, um etwas Leichtigkeit zurückzubringen - aber da ist auch die Sorge, dass das mehr kaputt macht, als es hilft.
Wie geht man mit so einer Situation um?
Macht es Sinn, an einer Beziehung festzuhalten, die im Jetzt so gut funktioniert, obwohl man nicht weiß, wie es langfristig weitergehen kann?
Und könnte vielleicht eine offenere Beziehungsform oder sogar etwas in Richtung Freundschaft Plus helfen - selbst wenn es nur vorübergehend ist und man später wieder zu einer klassischen Beziehung zurückkehrt? Wir haben darüber bisher eher mit einem ironischen Unterton gesprochen, aber irgendwo steckt auch Ernst dahinter. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, wieder neue Spannung, Leichtigkeit oder Freiheit reinzubringen - ohne sich gleich komplett voneinander zu entfernen.
Mir ist bewusst, dass das auf den ersten Blick vielleicht widersprüchlich oder sogar unseriös klingt - innerhalb derselben Frage über Ehe, Familie und gleichzeitig über F+ oder offene Beziehungen zu sprechen. Aber genau so chaotisch und ehrlich fühlt es sich für uns gerade an: Wir lieben uns, wollen einander nicht verlieren, stehen aber zwischen tiefem Wunsch nach Nähe und gemeinsamen Alltag - und gleichzeitig Unsicherheit über die langfristige Richtung.
Ich wäre sehr dankbar für ehrliche Meinungen, Erfahrungen oder Denkanstöße.