Ich bin w und ü60. Die Therapie war eine gute Begleitung in der akuten Phase, aber plötzlich bin ich an einem Punkt, dass es mir zwar richtig bescheiden geht, ich aber nichts mehr erzählen mag.
Ich habe seit ca. 8 Monaten eine Bekannte, mit der ich mich zwar selten treffe, aber in ständigem sehr persönlichen Austausch stehe. Uns trennen fast 17 Jahre. Sie befindet sich von Beginn an in einer Trennungsphase von ihrem Mann und ihre neue "Lieben" waren stets Thema. Ständig stand die Frage im Raum, ob der Typ irgendwie toxisch sein könnte und ich habe immer wieder versucht, dass sie mehr bei sich schaut bzw. ihr gesagt, welche Fragen sie stellen kann, um zu mehr Klarheit zu kommen.
Die Kommunikation lief in weiten Teilen über Whatsapp und ich habe letztens einen längeren Teil meiner Thera vorgelesen. Sie hat erstaunt angemerkt, dass ich im Verlauf immer professioneller reagiert habe.
Beim letzten persönlichen Treffen brachte mir meine Bekannte ein kleines Mitbringsel mit. Eine Duftkerze im Glas, auf dem steht: Thank you vor beeing my unpaid therapist. Sie hatte die gesehen und meinte, dass sie sofort an mich denken musste. Es war wirklich nett gemeint und das ist auch ihre Art, sich bei mir zu bedanken. Sie hatte auch davor schonmal gesagt, dass sie so froh wäre, dass wir uns begegnet wären und sie mich so sehr schätzt.
Meine Thera sieht das anders und bestätigt mich in dem leider im Hinterkopf auftauchenden Gedanken, dass ich ausgenutzt werde. Blöd, dass eine der letzten Reaktionen meiner Bekannten folgende war: Ich erzählte etwas von meinem Kummer und sie fragte mich, ob mir da meine Therapeutin nicht helfen kann. Und genau das hat sie schon öfters gemacht.
Was soll ich auch erwarten? Eine noch recht junge Mutter trennt sich und muss ihr Leben neu ordnen, hat Sehnsucht nach einem neuen Partner, feiert Feste mit ebenfalls jungen Mutti-Freundinnen und die soll mir bei meinen Problemen helfen können?
Aber mein Problem ist jetzt ein ganz anderes: Ich bin schrecklich wütend auf meine Thera, dass sie diese Bekanntschaft, die ich selbst nie als Freundschaft gesehen oder bezeichnet habe, irgendwie für mich abgewertet hat. Plötzlich fühle ich mich von dieser Bekannten nur noch benutzt, überlege den Kontakt abzubrechen.
Zusätzlich zweifele ich an der Weiterführung der Therapie, die jetzt eigentlich vom Rhythmus her erweitert werden soll. Meine Tera sieht mich auf einem sehr guten Weg, weil ich gerade "alle Energien wieder zu mir zurück nehme und das ein Zeichen der gestärkten Ich-Kräfte sei". Sie hat aber keine Ahnung, dass ich gerade täglich nur heule und vor Ängsten kaum atmen kann.
Vielleicht ist ja jemand hier, der mir irgendwie zu mehr Klarheit verhelfen kann?