Ist das Leben durch die Industrialisierung einfacher und bequemer geworden?
20 Stimmen
4 Antworten
Natürlich…
Lieber komplex als beschwerlich - kaum ein Bauer würde seinen Acker noch mit einem Gaul bestellen wollen; da lernt er lieber, wie ein Traktor zu bedienen ist…
Sind die Leute heute glücklicher als früher, weil sie Geräte wie Traktoren nutzen können?
Sie leben jedenfalls länger - weil sie sich nicht mit bereits 50 zu Tode gearbeitet haben oder an Hunger oder Krankheit gestorben sind. Und darüber sind sie mit Sicherheit glücklich…
Naja, es ist das neue Normal. Ich weiß nicht, ob sie wirklich glücklicher sind als früher. Man gewöhnt sich an Neuerungen.
Nein, nicht wirklich. Zu Beginn der Industialisierung gab es weder Arbeitsschutz noch geregelte und begrenzte Arbeitszeiten, keine Tarifabschlüsse und nicht einmal Urlaub.
Mit der Industrialisierung hat (aus der heutigen Perspektive) eine Spirale angefangen, die im Laufe der Zeit sich immer schneller zu drehen scheint - nach dem Motto: Höher, schneller, weiter, mehr und mehr in immer kürzerer Zeit. Was früher 3 Mitarbeiter leisten mussten, muss heute ein einzelner machen - nennt sich Arbeitsverdichtung.
Die technische Entwicklung schreitet so rasant voran, dass das Gefühl entsteht, dass ein Gerät welches du heute kaufst, eigentlich schon an dem Tag veraltet ist, an dem du es kaufst - und das Nachfolgemodell schon fast produtionsreif ist. Ältere Geräte, auch wenn sie noch einwandfrei funktionieren, kannst du verschrotten - es gibt keine Ersatzteile mehr (ich habe eine Waschmaschine zum Recyclinghof bringen müssen, weil ein Plastikzahnrad kaputt war - nicht mehr verfügbar), oder kein update möglich, weil das BS (Computer oder Handy) "veraltet" ist.
Der Computer sollte das Leben bequemer machen - macht aber im Endeffekt oft mehr Arbeit, als wenn du noch vieles analog machen würdest. Ein Brief hat teilweise eine Woche von A nach B gebraucht - und du hast auf Antwort gewartet. Heute gibt es e-mail - du öffnest am Morgen dein Postfach, und hast zunächst von insgesamt 200 (nur als Beispiel) 150 Spammails in deinem Posteingang, und von den weiteren 50 sind eigentlich nur 10 relevant für dich. Du startest am Morgen deinen Computer und kannst dann in Ruhe Kaffeetrinken gehen, da er für die nächsten 30 Minuten zunächst mal updates laden muss. Dann ist die Bürosoftware nicht kompatibel mit dem Update - "wende dich an den Admin"... usw.
Du hast eine Mail, WA oder was auch immer bekommen und es wird erwartet, dass du sofort darauf reagierst. Logistik: Es gibt kaum noch Lager, alles soll "just in time" geliefert werden. Und wenn in der Lieferkette etwas stockt, dann gibt es keine Ware, was zu einer Menge Stress führt.
Fazit: Die Technik wurde geschaffen um uns das Leben zu erleichtern - leider ist die Realität, dass wir ins Rödeln kommen, um diese Technik zu beherrschen. Das Leben ist (in meiner Erfahrung) alles andere als bequemer geworden (außer vielleicht die Buchung des Urlaubs, oder das Kaufen von Veranstaltungstickets), und definitiv nicht einfacher, sondern viel komplexer als noch vor 50 Jahren.
Eine schwierige Frage.
Zunächst brachte die Industrialisierung für die beteiligten Arbeiter vor allem sehr viel Elend. Karl Marx hat Berichte darüber in seinem ersten Band von "Das Kapital" gesammelt, vor allem aus England. Selbst kleine Kinder mussten in Fabriken arbeiten, waren täglich giftigen Dämpfen ausgesetzt und litten an schlimmen Krankheiten.
Erst mit der Bedrohung durch die UdSSR im Osten stieg auch hierzulande der Reformdruck: um die Menschen nicht weiter in die Arme der "Roten" zu treiben, war man gezwungen, ihr Joch zu erleichtern. Und plötzlich gab es Dinge wie bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und gesetzlichen Kündigungsschutz.
Das Leben vor der Industrialisierung spielte sich für die allermeisten auf dem Land ab. Auch dieses Leben war beschwerlich, aber einigermaßen überschaubar in seiner Komplexität. Und man arbeitete eigenverantwortlich für sich selbst und die Familie, nicht für einen Fremden, der einem für die geleistete Arbeit einen kleinen Wassertropfen aus der vollen Badewanne überlässt. Auch dieser Aspekt, die Entfremdung von der Arbeit, wurde von Karl Marx ausführlich und IMO treffend analysiert.
Heute können wir uns ein Leben ohne Industrie natürlich nicht mehr vorstellen, ein "Zurück" gibt es also nicht. Es sei denn, man findet irgendwann eine Mehrheit in der Bevölkerung dafür, auf alle Fernseher, Computer, Kühlschränke und Herde zu verzichten.
Sonst könntest du dir weder Urlaubsreisen noch Kühlschränke leisten.
Früher hat man halt andere Methoden genutzt Lebensmittel haltbar zu machen. Und Reisen gingen mit Kutsche.
Na, dann nix wie los: salzen, kandieren, trocknen, einwecken und Hüahott, der Kutscher kommt. Hast du mal nachgesehen wie viel so eine Kutschreise von einem Ende des Landes ans andere kostete? Das wäre mehr als ein normales Jahresgehalt eines Arbeiters oder Bauern.... aber du scheinst es ja alles besser zu wissen, kauf dir also deine Zeitmaschine und ab ins Mittelalter.
Na, dann nix wie los: salzen, kandieren, trocknen, einwecken und Hüahott, der Kutscher kommt.
XD
Man könnte auch mit dem Fesselballon reisen oder mit einem Boot.
Man kann auch einfach mal Fakten wahr nehmen statt irgendwelche absurden Gleichnisse aufzustellen.
Ist das Leben dadurch nicht aber auch sehr viel komplexer und schneller geworden?