Ist das ein Strohmann-Argument von Klimawandelleugnern oder wie kann man dagegen argumentieren?
Klimawandelleugner argumentieren oft mit Galileo, dass früher alle dachten, die Sonne kreise um die Erde, also alle irrten sich und einer wusste es besser, weshalb auch der Konsens der Klimawissenschaftler heute falsch sein könne, so Klimawamdelleugner?
10 Antworten
Wenn Dir auf der Autobahn alle auf Deiner Fahrbahn entgegenkommen, was ist dann wahrscheinlicher: Daß alle anderen Geisterfahrer sind, oder daß Du falsch fährst?
In der Wissenschaftsgeschichte ist es immer wieder mal vorgekommen, daß jemand die richtige Idee hatte, und daß er dafür vom „Establishment“ abgestraft wurde, z.B. Galilei, Semmelweis, Wegener. Deshalb ist aber nicht jeder, der gegen den Strom schwimmt, ein unerkanntes Genie, sondern die meisten Leute, die für Crackpots gehalten werden, sind auch welche. Das war in der Vergangenheit übrigens auch nicht anders, nur daß man deren Namen halt nicht kennt, weil sie von der Geschichte gnädig vergessen wurden.
Daß der Klimawandel real ist, sieht man mit freiem Auge. Ich bin nicht vom Fach und verstehe die Klimamodelle nur in sehr groben Zügen. Aber inzwischen scheint es mir ausgeschlossen, daß da eine Selbsttäuschung der beteiligten Wissenschafter dahinterstecken könnte (in den 90ern habe ich die Sache noch viel lockerer genommen, als multipel Verbrannter von Panikstudien über Waldsterben oder Ozonloch). Ich sehe keinen Grund, weshalb man an den düsteren Vorhersagen ernsthaft zweifeln könnte: CO₂ ist ein wesentlicher Faktor in der Erderwärmung, und das wird alles noch viel schlimmer, als es jetzt schon ist.
Als ich in die Schule ging, lernte ich noch, daß der CO₂-Gehalt der Atmosphäre 0.03% betrage. Inzwischen sind es 0.04%. Waren alle Schulbücher damals Teil einer Verschwörung, den Leuten steigende CO₂-Anteile einzureden?
Daß der Klimawandel real ist, sieht man mit freiem Auge.
Was sieht denn Dein Auge?
in den 90ern habe ich die Sache noch viel lockerer genommen, als multipel Verbrannter von Panikstudien über Waldsterben oder Ozonloch). Ich sehe keinen Grund, weshalb man an den düsteren Vorhersagen ernsthaft zweifeln könnte
Du wurdest also schon mit Panikstudien über Waldsterben und Ozonloch verarscht, kannst Dir aber nicht vorstellen, dass Du beim Thema Klimwandel schon wieder verarscht wirst?
Dann würde ich den Klimawandeleugner in dem Beispiel vielleicht als die Kirche darstellen, welche zu dieser Zeit wissenschaftliche Thesen ablehnte, weil es nicht in ihr Weltbild passte.
Da hilft aber geschichtliches Wissen. Im Mittelalter war das Denken vor allem durch die Religion bestimmt, also bei uns durch das Christentum.
Das heißt, die These "die Sonne kreist um die Erde" beruhte nicht auf tiefen Erkenntnissen, es war ein religiöses Postulat. Erst in der Neuzeit (nach 1500) begann die moderne Wissenschaft, und erst seit dieser Zeit arbeitet man erkenntnisbasiert (also aufgrund von realen Beobachtungen). D.h. es lag an der Methodik, und nur Galilei wandte überhaupt eine sinnvolle Methodik an, den anderen war dies noch fremd, da sie im mittelalterlichen Denken verharrt waren.
Und in Bezug auf den Klimawandel hat man ebenfalls zahlreiche Beobachtungen gemacht, darauf kam man ja nicht "einfach so". Auch da geht es nicht primär um die Anzahl der Leute, sondern um die Methodik. Leute, die den Klimawandel abstreiten, tun dies nachweislich mit einer äußerst fragwürdigen Methodik.
Das kann man durchaus als Strohmann-Argument auffassen. Die Methodik und der Weg zum wissenschaftlichen Konsens über den anthropogenen Klimawandel wird hier unterschlagen und ihm wird das zu Galileis Zeit letzte Wort des kirchlichen Dogmatismus angedichtet. Damit wird das tatsächliche Argument, dass ein sich selbst korrigierender Prozess des Informationsgewinns zu der Erkenntnis über den menschlichen Einfluss auf das Klima geführt hat, verzerrt und von der Auseinandersetzung mit der theoretisch völlig hinreichend durchdrungenen und messbaren Realität abgelenkt. Ergo ein Strohmann-Argument.
Das Wissenschaften alte Überzeugungen widerlegen können, liegt im Wesen der Wissenschaft.
Es war mal Stand der Wissenschaften, dass etwas nur Korpuskelcharakter oder Wellencharakter haben konnte. Licht hat aber beides.
Damit zusammenhängend war man auch der Meinung, dass das Weltall mit einem Stoff gefüllt sein müßte, den man "Äther" nannte. Das wurde auch widerlegt.
Im 18. Jahrhundert war es Konsens, dass man bedenkenlos fossile Brennstoffe verbrennen könne.