Das Problem liegt schon darin, dass der Begriff "freier Wille" nicht exakt genug definiert ist. Von was ist der Wille denn frei?
Man kann ihn definieren wie folgt: frei ist er dann, wenn er ohne Zwang von außen zustande kommt. Eine Person entscheidet also dann "freiwillig", wenn keine andere Person sie gezwungen hat. Das ist die in der Umgangssprache übliche Definition eines Freiwilligen: er handelt aus sich heraus (hat aber sehr wohl einen Grund für seine freiwillige Entscheidung).
Ein Bankangestellter, der unter Waffenandrohung Geld rausrückt, handelt offensichtlich nicht freiwillig.
Oder so: frei ist er nur dann, wenn er ohne Bedingung (ohne Grund) zustande kam.
Das ist aber was anderes. Zudem ist das nicht das übliche Verständnis, das wir von einem Freiwilligen haben.
Da aber fast nie über diesen wichtigen Unterschied nachgedacht wird, kommt bei dieser Frage auch nur das raus, was man selber haben möchte. Die meisten Leute, die den freien Willen abstreiten, nutzen Definition 2 (und ignorieren den sprachlichen Gebrauch, der eher Definition 1 nahelegt, dennoch sind Definitionen nun mal Definitionen, man muss sie mit berücksichtigen, und man muss beschreiben, was man unter einem "freien Willen" versteht).
Auch interessant: wenn es keinen "freien" Willen gäbe:
gäbe es dann überhaupt einen "Willen"? Wozu gibt es denn dann das Verb?
Und was wäre das für ein Freiwilliger, der etwas völlig grundlos (also rein zufällig?) tut? Was für einen Sinn ergäbe denn so ein "freier Wille"?
Und warum würfeln selbst solche Leute nicht im Restaurant, die den freien Willen abstreiten? (Nö, die schauen in die Karte und entscheiden selber, würfeln tun die auch nicht).
Oder so: Feuerbach sagte, dass alleine der Begriff "freier Wille" eine Tautologie sei. Was ein Wille ist, ist immer frei. Und was nicht frei ist, kann kein Wille sein.
"Freier Wille" ist ein "weißer Schimmel", und diese Pferde sind immer weiß.
Zusammengefasst: nach Definition 1 gibt es den FW, nach Definition 2 nicht.
Und da alles an der Philosophie Sprache ist (siehe Wittgenstein) kommen wir nicht drum herum, den Sprachgebrauch zu erforschen, und die Existenz des Verbs "wollen" anzuerkennen und diese zu analysieren. Und ohne ausführliche sprachliche Umschreibungen geht es in der Philosophie leider nicht.
Das alles erklärt auch, warum verschiedene Philosophen zu verschiedenen Ergebnissen gekommen sind.