Ab welchem Jahr musste die Kirche einsehen, dass sich die Erde um die Sonne dreht?

6 Antworten

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Kopernikus hat das heliozentrische Weltbild ja erst 1507 veröffentlicht.

Gallileo bestätigte das.

Schon damalige Kirchenmänner wie Kardinal Robert Bellarmin (1542–1621), haben das akzeptiert.

Aber es wurde erst viel später als gültig anerkannt.

Zitat Wikipedia:

Papst Benedikt XIV. hob am 17. April 1757 den Bann gegen Werke auf, die ein heliozentrisches Weltbild vertraten. Ausgelöst wurde diese Entscheidung durch die allgemeine Anerkennung, die die Werke Isaac Newtons in der wissenschaftlichen Welt gefunden hatten. Am 11. September 1822 entschied die Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition dann, dass der Druck und die Publikation von Werken, die die Bewegung von Planeten und Sonne in Übereinstimmung mit der Auffassung der modernen Astronomen darstellten, generell erlaubt sei. Diese Entscheidung wurde kurz darauf durch Papst Pius VII. ratifiziert.

Gummiauge 
Fragesteller
 31.07.2016, 10:12

Eine Antwort in dieser Art wollte ich haben. Also war es keine Person, die im Inquisitionsprozess härter aufgetreten ist als Galilei und dann argumentativ gegen die Kirche gewonnen hat. Das hätte sie wohl niemals zugelassen. Sondern die Kirche hat gesehen, dass sie sich ins Abseits stellt bzw. ihr Ruf und ihr Wert als Institution nach unten geht, wenn sie weiterhin das geozentrische Weltbild vertritt. Um das zu verhindern hat sie von sich aus entschieden ihre Auffassung möglichst unauffällig zu revidieren.
Für mich bleibt die Frage, warum konnte die Kirche mit Newton nicht das Gleiche machen wie mit Galilei, also ihn vor die Inquisiton zerren und fertigmachen.
Wahrscheinlich war Newtons Ruf so groß, dass sie dann den englischen Staat mit seiner Militärmacht gegen sich gehabt und unterlegen dagestanden hätte.
Die katholische Kirche hatte im protestantischen England (der König bzw. die Königin ist zwangsmäßig auch Oberhaupt der protestantischen englischen Kirche, weswegen durch diese Verknüpfung Katholizismus in der Monarchie in England prinzipiell ausgeschlossen ist) keine Macht und damit auch nicht der Papst und die Inquisition; wäre meine Spekulation.

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Franz1957  10.07.2022, 14:11
@Gummiauge

Ja, zu Newtons Zeit hatte die katholische Kirche in England wenig zu sagen. Zwar hatte es auch nach Heinrich VIII., der die Church of England begründete, noch katholische Herrscher in England gegeben: Maria I. ('Bloody Mary') und Jakob II. Doch mit der Glorious Revolution begann im Jahr nach der Veröffentlichung von Newtons 'Principia' eine Zeit, in der Katholiken in England unterdrückt wurden. Abgesehen von seiner physikalischen Lehre vertrat Newton auch als Theologe eigene, von der mehrheitlichen Kirchenlehre deutlich abweichende Positionen.

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Da gab es kein bestimmtes Stichjahr, das war ein langwieriger Prozeß, bis die Kirche sich step by step von ihrer anachronistischen Haltung löste.

Ein genaues Datum kann ich dir nicht sagen, aber es muss so um die Zeit von Kolumbus und der Entdeckung Amerikas gewesen sein.

Die Kirche hat diese Expeditionen ja in Auftrag gegen und bezahlt, in der Hoffnung, Beute zu machen, was Sie am Ende ja auch gemacht haben durch die Ausplünderung anderer Kulturen.

wfwbinder  31.07.2016, 08:49

Das betrifft die Kugelgestalt der Erde.

Das heliozentrische Weltbild wurde erst 1507  von Kopernikus veröffentlicht, 15 Jahre nach der Entdeckung Amerikas.

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Dahika  31.07.2016, 11:43
@wfwbinder

Dass die Erde eine Kugel ist, wussten schon die gebildeten alten Ägypter.

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PatrickLassan  31.07.2016, 17:01

Dass die Erde eine Kugel ist, wusste die meisten auch während des angeblich so dunklen Mittelalters schon. Der Grund, warum man Kolumbus nicht ernst nahm, war die Tatsache, dass er die Größe der Erde völlig falsch einschätzte.

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Sie einmal, wenn Du magst hier. Vielleicht hilfst Dir.

Fache Erde-Wikiedia.

https://de.wikipedia.org>Wiki>flache

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag.

ngdplogistik  31.07.2016, 08:47

Das Leben des Galilei, Bertold Brecht Eingesehen hatte die Kirche dies bereits im Mittelalter und nur wenige glaubten noch daran

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Das kopernikanische System war zunächst nur eine Theorie, denn keiner konnte beweisen, dass sich die Planeten um die Sonne drehen und nicht um die Erde. Der Augenschein gab eigentlich dem geozentrischen Weltbild recht. Das änderte sich erst mit der Erfindung des Fernrohrs. Auch Galilei hatte eines erfunden und entdeckte zuerst die Jupitermonde. Damit war bewiesen, dass es Himmelskörper gibt, die sich nicht um die Erde, sondern um andere Planeten drehen.

Der eigentliche Beweis des kopernikanischen Weltbildes wurde aber durch die Entdeckung der Phasen der Venus geliefert. Sie zeigten, dass sich dieser Planet nur um die Sonne drehen konnte.

Die Kirche drohte durch ihre Behauptung, die Erde bzw. Jerusalem wäre der Mittelpunkt der Welt, an Autorität zu verlieren; deshalb versuchte sie, die Beobachtungen des Galilei als Irrtum hinzustellen, da hiernach der Mittelpunkt der Welt ja die Sonne ist.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts erkannte man – durch die Entdeckung der Galaxien - , dass das Sonnensystem nur ein winziger Teil einer riesigen Galaxie und diese Teil eines riesigen Galaxiensystems ist. Jetzt gab es überhaupt keinen Mittelpunkt der Welt mehr oder alles war Mittelpunkt, also auch die Erde und Jerusalem.

Die Kirche musste also im Laufe des 18. Jahrhunderts allmählich einsehen, dass die Erde nicht mehr Mittelpunkt der Welt ist.

Randombudy  04.11.2023, 18:36

Warum wird Ludwig XIV dann als Sonnenkönig bezeichnet?

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Haldor  04.11.2023, 19:18
@Randombudy

Ob Ludwig XIV. schon etwas von den Phasen der Venus und von Galilei wusste? Die Kirche hat noch lange an den biblischen Lehren, welche den Lauf der Sonne um die Erde "bewiesen", festgehalten ("Und der Herr sprach zur Sonne: Stehe still, und die Sonne stand still." Josua 10,13–14). Galilei wurde unter Hausarrest gestellt, seine Lehre unterdrückt, zumindest versteckt. Ludwig XIV. sah sich im Vergleich mit der Sonne, weil die Wärme, Licht und Leben spendet. Ob er sich auch als Mittelpunkt der Welt ansah, dürfte abwegig sein, denn dann müsste er ja ein Anhänger des Galilei gewesen sein, nach dessen Erkenntnis die Sonne der Mittelpunkt der Welt war, nicht Jerusalem. Galilei irrte sich ja auch, denn einen Mittelpunkt der Welt gibt es nicht. Überall im Weltall sind Galaxien, nichts als Galaxien, zig Milliarden an der Zahl.

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Randombudy  05.11.2023, 08:23
@Haldor

In der Schule habe ich gelernt das Ludwig sich als Sonnenkönig verstand, weil alles sich um ihn dreht. So wie die Planeten um die Sonne. Sogar sein Schlafzimmer ist in der Mitte von Versailles

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Haldor  05.11.2023, 15:00
@Randombudy

Dann muss Ludwig XIV. tatsächlich von Galilei und den Phasen der Venus gehört haben. Dein Lehrer hat vermutlich einschlägiges Material zur Hand gehabt. Ich fürchte aber, meine Interpretation des Sonnensymbols bei König Ludwig XIV. ist richtig und euer Lehrer hat falsch gelegen. Denn wie schreibt Ludwig XIV. in seinen Memoiren: „Als Bild wählte ich die Sonne, die nach den Regeln der Wappenkunst das vornehmste Emblem darstellt. Sie ist ohne Zweifel das lebendigste und schönste Sinnbild eines großen Fürsten, sowohl deshalb, weil sie einzig in ihrer Art ist, als auch durch den Glanz, der sie umgibt, durch das Licht, das sie den anderen Gestirnen spendet, die gleichsam ihren Hofstaat bilden, durch die gerechte Verteilung des Lichtes über die verschiedenen Himmelsgegenden der Welt, durch die Wohltaten, die sie überall spendet, durch das Leben, die Freude und die Tätigkeit, die sie überall weckt, durch ihre unaufhörliche Bewegung, bei der sie trotzdem stets in beständiger Ruhe zu schweben scheint, durch ihren ständigen und unveränderlichen Lauf, von dem sie niemals abweicht.“ (siehe "Ludwig XIV. und das Sonnensymbol" - Wikipedia)

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