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Es gibt:
- Die Wortsippe rund um halb und Hälfte, die alle etwas mit ½ zu tun haben; dazu gehören auch halbieren oder die Vorsilbe halb- in Worten wie halbherzig ‘mit halbem Herz (=Intention, Anstrengung)’. Das ist ein Antonym von ganz.
- Die Postposition halb(er) und die davon abgeleitete Nachsilbe -halber, die alle die Bedeutung ‘zum Zweck von etwas’ oder ‘um etwas Willen’ haben, z.B. sicherheitshalber ‘zum Zweck der Sicherheit’ oder des Klimas halber ‘zugunsten des Klimas’, auch meinethalben ‘mich betreffend’ und deshalb ‘weil das so ist’.
Überraschenderweise sind die beiden Wortgruppen miteinander verwandt; im Gemeingermanischen gab ein ein Adjektiv *halbaz ‘halb’, dessen feminine Form *halbō als Substantiv aber ‘Seite’ bedeutete; es ist nicht klar, welche der beiden Bedeutungen die ursprüngliche ist, weil das Wort in anderen indogermanischen Sprachen keine klar erkennbaren Verwandten hat (es gibt dazu Vorschläge, aber sie sind alle ein bißchen zweifelhaft).
Die Bedeutung ‘Seite’ hat über bürokratische Formulierungen in der Art von ‘von meiner Seite’ ≈ ‘nach meinem Willen’ ≈ ‘meinen Zwecken dienend’ zur zweiten Gruppe von Bedeutungen geführt. Das ist übrigens ähnlich wie bei wegen, das natürlich von Weg kommt, allerdings auf dem Umweg über das Niederdeutsche, wo es auch ‘Seite’ bedeuten kann: ‘von Amts wegen’ ≈ ‘von der Seite (Perspektive) des Amts’ ≈ ‘so wie das Amt das sieht’ ≈ ‘nach dem Willen des Amts’.