Wie prägen gesellschaftliche Normen und Erwartungen unsere individuelle Sexualität und unser Verständnis von Begehren?
5 Antworten
Das ist ein extrem komplexes Thema, zu dem es unzählige Theorien gibt. Eine der gängigsten aus der Entwicklungspsychologie ist die "Sexuelle Skripttheorie" von John Gagnon und William Simon aus den 1970er Jahren.
Diese Theorie besagt, dass Menschen ihr Sexualverhalten in einem dreiteiligen Skript erlernen, ähnlich wie ein Schauspieler.
Das beinhaltet dann auch eine gesellschaftliche Komponente, die beeinflusst was als gesellschaftlich akzeptabel gilt. Da geht es vor allem um Altersunterschiede, geschlechterspezifische Erwartungen, Beziehungsformen und so weiter.
Das wird zum einen sehr stark von der Beziehung im Elternhaus geprägt (falls die Eltern denn noch beide zusammen sind) aber auch durch Medien, eigene Beobachtungen im echten Leben, eigene Erfahrungen usw.
So formen sich dann erste Grundverständnisse für Liebe und Sex und erste Vorstellungen und Vorlieben, das passiert tatsächlich bereits im Alter von 2-6 Jahren, wenn auch eher als abstrakte Beobachtung. Mit zunehmendem Alter und zunehmender Entwicklung konsolidieren sich diese Skripte dann weiter, bis die sexuelle Entwicklung abgeschlossen ist.
mein Eindruck ist, dass Sexualität für viele noch immer als ein beschämendes Thema empfunden wird. Ich selbst z.B. mache manchmal etwas, was ich niemals in der Öffentlichkeit machen würde, da es eine der gesellschaftlichen Normen bricht. Und ich würde nicht mal meinem ältesten Freund davon erzählen dass ich in Solo-Zeiten mich auch mal mit einem anderen m amüsiere. Unterm Strich leben wir hier in einer Zeit in der die Freiheit nie so groß war wie jetzt. Da wo Menschen sind, gibt es immer Probleme, absolute Freiheit ist schwer.
Die Sexualität wird schon seit der Wiege der Menschheit immer wieder neu erfunden.
Die Religionen und Götterverehrungen ziehen sich schon immer durch die Sexualität der Menschen und bestimmen auch das Begehren. Nicht mehr der Fortpflanzungstrieb, wie bei den Tieren, ist Bestandteil der Sexualität nein auch die Macht hat sich im Laufe der Zeit dazu gesellt. Dazu kommen noch die verschiedenen Ansichten diverser Religionen zu und Umgang mit der Sexualität.
Wo soll das alles noch enden, nur die Natur kennt die Lösung.
Das ist eine sehr interessante Frage, dessen Antwort gleich mehrere Ebenen bedient:
Gesellschaftliche Normen und Erwartungen wirken im Großen und Ganzen wie ein Filter, der auf die Gesellschaft gesetzt wird.
So definieren sie, was als "normal" angesehen wird. Das sind bei uns z.B. heteronormative Familien. Regenbogen-Familien gelten dagegen als "unnormal", was sich in der täglichen Diskriminierung gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.
Diese Diskriminierung ist eine Art Strafe, weil sie sich nicht an die Normen & Erwartungen gehalten haben. Im Gegensatz dazu wird "konformes Verhalten" mit sozialer Anerkennung belohnt. Das führt dazu, dass etliche Menschen ihre wahre Sexualität und ihr wahres Begehren verbergen und sich den Erwartungen anpassen.
Desweiteren formen traditionelle Geschlechterrollen das Erleben und Ausdrücken von Begehren. Diese Rollen können einschränkend wirken, gerade für Menschen, dessen Begehren diese traditionellen Geschlechterrollen aufbrechen würden.
So wie bei allem anderen auch - Vorbilder, Wunschträume, unterschiedlich bei stabilen und labilen Persönlichkeiten...