Wann ist das ''moralische Ende'' erreicht?

8 Antworten

Moral ist keine feste Größe.

Moral ist immer abhängig vom Betrachter, auch wenn man davon ausgeht, dass es eine allgemeingültige objektive Moral gibt. Es gibt eben auch Leute, die anderer Ansicht sind. Da sind sich die Phylosophen nicht einig. Und daher können wir nicht von einer allgemeinen Moral sprechen.

Desweiteren ändert sich die Moral kontinuierlich mit dem zunehmenden Wissen und sich verändernten Ansichten.

Es wird z.B. als moralisch verwerflich betrachtet, wenn man Sex mit einem nahen Verwandten hat. Aber zum Einen sind die Ansichten, wie nah der Verwandte zu sein hat schon unterschiedlich und zum Anderen stellt sich die Frage, warum?
Man könnte nun sagen, dass kommt von der Ansicht, dass es bei Inzucht zu schweren Erkrankungen kommen kann. Aber das ist nach neueren wissenschaftlichen Untersuchungen gar nicht mehr so sicher. Dazu kommt dann noch die Möglichkeit, dass Bruder und Schwester vielleicht gar nichts von ihrer nahen Blutsverwandschaft wissen.

Alles Dinge, die sich nicht so leicht beantworten lassen. Ist es verwerflicher mit einem nahen Blutsverwandten Sex zu haben, oder ist es verwerflicher zwei sich liebende Menschen auseinander zu bringen und ggf. sogar zu kriminalisieren und unter Strafe zu stellen?

Man kann versuchen Moral auf einfache Grundlagen zu stützen. Wie z.B. Kants kategorischer Imperativ

"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Sobald aber verschiedene Individuen aufeinander stoßen, mit verschiedenen religiösen Ansichten oder ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, wird das nicht mehr funktionieren.

Wie soll so ein allgemeingültiges Gesetz aussehen, wenn jemand mit masochistischer Ader darauf steht erniedrigt zu werden?

Wir werden diesen Zustand der Einigkeit niemals erreichen. Das Ende der Moral, wenn ich dich richtig verstehe, in dem Sinne, dass alle moralisch einvernehmlich handeln, wäre ein Utopia.

Allerdings geht der Trend in diese Richtung, auch wenn wir dieses Ziel nie erreichen werden. Aufklärung führt zu mehr Empathie, zu mehr Gerechtigkeit für alle.
Wir sind allgemein gegen Sklaverei, selbst Menschen die noch Sklaverei betreiben, müssen sich diese schön reden und betreiben nun einfach eine moderne Form von Sklaverei, wo die Menschen ja 'die freie Wahl haben' (und selbst das nicht immer) zu gehen. Nur wenn die Alternativen fehlen, dann ist das mit der freien Wahl halt ein Witz.

Wir schauen, dass wir uns weniger vergiften und haben gemerkt, das kleine Änderungen oft großes Leid nach sich ziehen. Siehe verbleites Benzin und die Auswirkungen auf das Aggressionslevel der Menschen.
Man kann beobachten, wie mit dem Verbot Kinder zu schlagen, die Verbrechensrate gesunken ist. Wie sich mit dem Rauchverbot das allgemeine Wohlbefinden verbessert hat und die Befürchtung, alle Kneipen gehen zugrunde ausgeblieben ist.

Ich denke, schon, dass man von einer allgemeinen Verbesserung im Laufe der Zeit sprechen kann. Auch wenn es vielleicht zwischendurch auch mal einen Schritt zurück geht.

Man kann auch davon ausgehen, dass unsere Wahrnehmung diesbezüglich nicht ganz objektiv ist. Denn sein wir mal ehrlich, alle Nachrichten sind hauptsächlich darauf ausgerichtet über Katastrophen, Kriesen und Kriege zu berichten. Da gehen die positiven Errungenschaften leider etwas unter. Dabei würde uns das gut tun, wenn wir mehr die Erfahrung machen könnten, dass sich etwas positiv entwickelt, dann würden wir auch mehr daran arbeiten, etwas positives zu erreichen und nicht zu resignieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst Homo und schon viel erlebt.
Menschen aus 1980 würden sagen, dass die Gesellschaft in den 40er absolut Schmutz war.

Ja, aber nicht alle.
Also hier möchte ich gerne erwähnen, dass eine Reichen-Moral und eine Sklaven-Moral gibt. Da sollten wir auch unterscheiden.
Aber du meinst wohl überwiegend die Bürger-Moral. Dennoch haben beide Einfluss auf uns alle.

Wer Moral hat, besitzt meistens kein Geld – wer Geld hat, besitzt meistens keine Moral.

Klaus Ender

Wird die moralische Weltanschauung tatsächlich immer besser

Auf keinen Fall.

Moral sind Sitten und Werte, die die Meisten einer Gruppe teilen und als normal und gut ansehen.
Moralapostel aber haben wir längst als Scheinheilige entlarvt, denn wer Moral predigt, hat sie meist selbst nicht. ;-)
Und Geld kann früher wie heute Moral schnell mal aufweichen - Moral und Reichtum passen einfach nicht zusammen. ;-)

Eigentlich müßte die Moral sich selbst verbieten, wenn sie noch einen Funken Moral in sich hätte.

Erhard Blanck

Sitten und Werte ändern sich einfach nur. Ohne Bewertung.
Teils haben wir noch alte Sitten und Werte. Auch bei allen Grausamkeiten.
Sie sind heute einfach nur anders als damals. Nicht besser oder schlechter, einfach nur anders.

Entscheidend ist, welche Moral welche Zivilisation beeinflusst. Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten.
Immer aber hat Moral zwei Seiten. Von dem her kann sie meiner Meinung nach nicht besser werden, sondern einfach nur anders.

Falls wir jedoch immer besser werden, wann gibt es ein moralisches Ende?

Für mich nicht zu erkennen.
Oder dann, sobald die Menschheit ausgestorben ist.

Menschen wollen immer das Richtige tun und im Recht sein, wobei ihnen Moral vermeintlich hilft. Naja, als Lüge ja schon......

Ohne die Moral wäre alles halb so schlimm.

A. Michael Bussek (*1966), gez.: vom Leben!

Moral entwickelt sich immer weiter. Ihr Verständnis verändert sich mit der Gesellschaft und solange diese sich entwickelt, tut das die Moral auch. Nicht immer ins positive natürlich. Und ein Ende findet sich nur mit dem Ende der Gesellschaft. Stillstand ist nicht menschlich, und das können wir an der Geschichte belegen.

Der Mensch strebt immer weiter bis er zu weit gestrebt hat und dafür ordentlich aufs Maul kriegt. Das kann mit der Moral auch passieren. Manche sagen, das ist schon passiert. Unsere Gesellschaft ist außerdem so vielfältig, dass es viele Gruppen gibt, die verschiedenen Moralmodellen nachahmen.

Um also Frage 2 zu beantworten: nie.

Und um Frage 1 zu beantworten: Moral ist nicht greifbar und wenn man zu lange drüber nachdenkt verknotet sie sich. Meiner Meinung nach ist Moral das Gefühl, dass ein gesunder Mensch verspüren sollte, das richtige zu tun. Und das ist nicht immer rational oder erklärbar. Das ist von Anfang an da.

Das ist ne super interessante und grundlegende philosophische Frage, über die man nur Vermutungen anstellen kann.

Gibt es irgendwelche Werte, die schon immer als moralisch falsch oder als moralisch richtig galten? Mir fällt gerade kein solch universaler Wert ein.

Deswegen glaube ich dass die moralische Weltanschauung, die vorherrscht, nicht objektiv als gut oder schlecht bewertet werden kann. Nach heutigen Maßstäben sind Dinge aus der Vergangenheit moralisch schlecht, nach damaligen Maßstäben eben nicht. Objektiv ist keiner der beiden Maßstäbe „richtiger“, zumindest gibt es nichts, was diese Richtigkeit beweisen könnte.

Ich denke Moral ändert sich einfach, wie sich auch Mode ändert. In der Zukunft werden die Moralvorstellungen der Gesellschaft anders aussehen, aber nicht besser oder schlechter, weswegen es auch kein moralisches Ende geben kann.

Trotzdem sollte man sich an die Moralvorstellungen der heutigen Gesellschaft halten, um keine sozialen oder rechtlichen Konsequenzen erleiden zu müssen. Sich anders sozialisierten Menschen moralisch überlegen zu fühlen, ist hingegen ein Trugschluss.

Letztendlich ist es eine Meinungsfrage darüber, ob es universelle moralische Grundwerte gibt, denen unsere Gesellschaft sich „annähern“ kann oder nicht.

moralische Weltanschauung tatsächlich immer besser

Sie mag besser werden, doch die Menschen - vor allem die Mächtigen dieser Erde - halten sich nicht daran.

Das krasseste Beispiel war die Zeit im 2. Weltkrieg. Nie wurden Personen, die Juden und andere, auf so brutalste Art entmenschlicht. Durch grausamste Gesetze, durch die verrücktesten Experimente an Menschen, durch schrecklichste Tötungsmethoden, durch systematische Ermordung von Millionen und durch Vernichtung von Personen als Arbeitssklaven fast ohne Nahrung und medizinische Versorgung.

Es fehlen die wirksamen Instrumente Verstösse gegen elementare moralische Grenzen zu sanktionieren.