Ich mag mein Kind nicht und weiß nicht mehr weiter – was tun?

32 Antworten

Erst einmal mein aufrichtiges Mitgefühl für dich und meinen Respekt für deine Offenheit.

Es ist ein absolutes Tabuthema. Aber natürlich ist es völlig menschlich, dass auch Mütter und Väter manchmal die Persönlichkeit ihres (eigenen) Kindes nicht mögen.

Ein Kind ist auch nur ein (kleiner) Mensch mit einer ganz individuellen Persönlichkeit und einzigartigen Charakterzügen. Und so, wie einem eben auch Erwachsene individuell mehr oder weniger sympathisch sein können, sehe ich das auch bei Kindern.

Ich mag Kinder generell sehr gern, habe viel Geduld und Verständnis für sie und komme in der Regel auch sehr gut mit ihnen klar. Aber auch ich habe schon Ausnahmen erlebt, wo ich am meine persönlichen Grenzen gestoßen bin und sich in meinem Inneren eine regelrechte Abneigung gegen ein Kind entwickelte.

Kinder können natürlich immer mal laut, trotzig oder anstrengend sein. Das ist normal. Manche wollen nicht schlafen, weinen mehr als andere oder machen auch öfter mal Theater. Damit kann ich umgehen.

Womit ich nicht umgehen kann, ist, wenn sie von ihrer gesamten Persönlichkeit her (also nicht nur gelegentlich aus Trotz, Übermüdung etc.) ein vorsätzlich boshaftes, aggressives, schädigendes, unempathisches Verhalten an den Tag legen.

Eine Nachbarin (inzwischen alleinerziehend) hat genau so ein Kind. Und sie tut mir sehr Leid. Sie wirkt auf mich total überfordert, was ich auch gut verstehen kann. Sie tut ihr bestes, um mit dem Jungen (trotzdem) liebevoll umzugehen. Er hat eine Persönlichkeitsstörung und ist auch in Therapie. Aber so etwas lässt sich nicht wegtherapieren. Diese Wesenszüge werden bleiben. Sie wird von ihm auch sicher nie so etwas wie Dankbarkeit oder Liebe zurückbekommen. Es ist oft unerträglich, wie er mit ihr und seinem Bruder umgeht. Obwohl sie alles für ihr Kind opfert.

Ihr Mann hat sie wohl auch verlassen, weil er damit nicht mehr umgehen konnte? Jetzt steht sie mit zwei Kindern ganz alleine da und man kann ihr ansehen, dass es ihr zunehmend schlechter geht...

Vielleicht hat euer Sohn ja auch eine Persönlichkeitsstörung? Das müsste aber ein Psychiater diagnostizieren.

Ansonsten habe ich mir auf Grund deiner Schilderungen noch überlegt, dass es vielleicht auch ursächlich damit zu tun haben könnte, dass du von vorn herein keine Kinder wolltest und das (unbewusst) auch ausstrahlst. Kinder haben da sehr feine Antennen und spüren genau, ob sie erwünscht sind oder nicht.

Selbst, wenn du dir die größte Mühe gibst, dich "korrekt" und "liebevoll" zu verhalten, so merkt ein Kind eben doch, ob deine Gefühle ihm gegenüber authentisch sind und von Herzen kommen oder du nur deine Pflicht tust. Und darauf reagieren Kinder auch. Ein Kind braucht (fordert!) von seinen engsten Bezugspersonen bedingungslose Liebe. Und das kannst du ihm nicht geben. Und die Kleinen lassen sich da auch nicht durch noch so gute schauspielerische Leistungen täuschen. Die erfühlen diese Diskrepanz zwischen deinem äußerlich gezeigten Verhalten und deinen versteckten Emotionen, enttarnen diese Doppelbotschaften intuitiv und reagieren mit Verhaltensauffälligkeiten.

Nur Mal so: Einen Mann, der ausdrücklich sagt, dass er keine Kinder möchte, so lange zu bearbeiten, zu bedrängen, zu manipulieren oder gar zu überrumpelln, bis er sich schließlich des lieben Friedens Willen doch dazu breitschlagen lässt , fand ich schon immer sehr daneben. Kommt aber offenbar häufiger vor. Kenne das auch aus meinem Umfeld. Ist nie gut gegangen. Es handelt sich ja um eine Lebensentscheidung mit weitreichenden Konsequenzen. Und zwar für alle Beteiligten.

Was du jetzt in deiner Lage tun kannst / solltest, weiß ich auch nicht. Aber für mich ist offensichtlich, das es so nicht weitergehen kann.

Fraglich ist ja auch, wie du zukünftig auf vielleicht noch extremere Situationen reagieren wirst? Das Kind scheint dich ja ganz bewusst herauszufordern und deine persönliche Schmerzgrenze auszutesten, um eine Reaktion zu provozieren. Und ich gehe mal davon aus, dass es das nächste Mal noch eine Schippe drauf legen wird.

Dass du aus der Situation erst Mal rausgegangen und nicht selbst ausgerastet bist, war ja der bestmögliche Weg. Dafür hast du meinen Respekt.

Aber natürlich hätte ich an deiner Stelle auch Angst, dass du dich irgendwann mal nicht mehr so gut im Griff haben könntest und das dann total eskaliert. Wir sind ja alle nur Menschen und keine Roboter Und da verstehe ich schon, dass du lieber die Beziehung beenden willst.

Auf jeden Fall würde ich darüber aber erst Mal ganz offen und ehrlich mit deiner Frau reden und ihr sagen, dass du das nicht mehr aushältst und über eine Trennung nachdenkst.

Das mit der Vase deiner geliebten Oma tut mir sehr Leid. Aber an deiner Reaktion auf die zerbrochene Vase merkt man ja, wie tief du die Erinnerung an sie und die Liebe zu ihr in deinem Herzen trägst.

Dieses (authentische!) Gefühl kann dir (anders als diesen Gegenstand) niemand nehmen oder kaputt machen. Das wird für immer bleiben.

Alles Gute und viel Kraft für dich!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
markN  06.07.2023, 10:29

"Nur Mal so: Einen Mann, der ausdrücklich sagt, dass er keine Kinder möchte, so lange zu bearbeiten, zu bedrängen, zu manipulieren oder gar zu überrumpelln, bis er sich schließlich des lieben Friedens Willen doch dazu breitschlagen lässt , fand ich schon immer sehr daneben. Kommt aber offenbar häufiger vor. Kenne das auch aus meinem Umfeld. Ist nie gut gegangen. Es handelt sich ja um eine Lebensentscheidung mit weitreichenden Konsequenzen. Und zwar für alle Beteiligten."

Genau das! Passender kann man das nicht auf den Punkt bringen.

Viele wollen Kinder (also das eigene "Fleisch & Blut", das "Vermächtnis") in die Welt setzen und überlegen nicht mal 3 Sekunden über den Tellerrand hinaus, was eine solche Entscheidung für Konsequenzen mit sich bringt. Hauptsache man fühlt sich ja "erfüllt" und kann mit dem Achievement prallen, dass man eine Familie gegründet hat. Dass dabei einer der Parteien (Mutter / Vater) aber evtl. von vorne rein sich keine Kinder gewünscht hat und nicht weiß, wie es damit umgehen soll... Darüber macht man sich kaum oder erst sehr spät im Nachhinein Gedanken.

Das soll jetzt kein Tipp an den Fragesteller oder so werden. Ist nur meine persönliche Meinung: Hätte ich eine Partnerin, die mich in Bezug auf Kinderwunsch genauso hart bedrängen würde, würde ich irgendwann den Stecker in Form eines Ultimatums ziehen: Entweder sie will Kinder und verlässt mich aber dafür, weil ich hardcore keine möchte (nach dem Motto: soll sie woanders ihr Glück herbekommen) oder sie bleibt bei mir und treibt sich diesen Gedanken wieder aus. Das Ultimatum mag falsch klingen und manche würden jetzt so Sachen sagen wie "das ist einfach unfair deiner Partnerin gegenüber" oder "man ist froh drum, dass ich mit keiner zusammen bin". Vlt. ticke ich in der Hinsicht auch anders. Aber wie schon bereits erwähnt: Kinder zu haben ist eine Lebensentscheidung, die viele Konsequenzen mit sich bringt und entweder man fühlt sich bereit dazu und will es auch oder man lässt es einfach bleiben! Und ich persönlich will einfach keine Kinder, weil ich dann meine persönliche Freizeit, meine Karrierechancen und meine finanziellen Freiheiten dafür aufgeben müsste und dem Kind das evtl. in Form von nicht ausreichender Liebe zurück gebe. Und dann hat man sowas.

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Campeona  06.07.2023, 17:10
@markN

Ich verurteile so eine Haltung überhaupt nicht.

Habe selbst auch keine Kinder. (Obwohl das bei mir ganz andere Beweggründe als bei dir hat und ich und ich, wie gesagt, Kinder liebe.) Bei mir war das auch eine ganz bewusste Entscheidung, die ich auch nie bereut habe.

Ich finde, man sollte sich der Tragweite so einer Lebensentscheidung bewusst sein. Von einem erwachsenen Menschen erwartete ich das einfach Sogar erst Recht, wenn man Kinder liebt

Denn Kinder sind keine kleinen niedlichen Acessoires oder Gegenstände, die man sich als Statussymbol anschafft und bei Nichtgefallen einfach umtauschen oder zurückgeben kann.

Das sind menschliche Wesen mit individuellen Bedürfnissen, die viel Liebe, Kraft, Geduld, Zeit und Aufmerksamkeit kosten, lange von ihren Bezugspersonen emotional und finanziell abhängig sind und, wenn man Pech hat, auch Mal chronisch krank, oder schwerbehindert sein können.Dann hat man diese große Verantwortung quasi bis man stirbt.

Wenn man sich für ein Kind entscheidet, sollte man sich reiflich überlegen, ob man sich dem gewachsen fühlt, es auch ausreichend versorgen kann und dazu bereit ist, auf Dinge wie Party, Hobbies, Karriere etc. gegebenenfalls oder ganz zu verzichten

Selbst bei der Anschaffung eines Haustieres machen sich da einige vorher kaum Gedanken. Das ist auch nicht nur niedlich und süß, sondern macht auch Arbeit und hat Bedürfnisse.

Bei Kindern ist das noch Mal eine ganz andere Nummer. Nur, weil Babys so niedlich sind und man die so schön (wie eine Puppe) anziehen kann, sollte man jedenfalls keine Kinder in die Welt setzen.

Das finde ich verantwortungslos.

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Und bei was für Ärzten wart ihr da? Ein gesteigertes Aggressionspotential kann auf psychische Erkrankungen hindeuten, soetwas wie Autismus oder ADHS, entsprechend solltet ihr evtl. möglichst frühzeitig einen Kinderpsychologen konsultieren, dann kann man zumindest den Verdacht abschätzen (für eine Diagnose dauert es aber evtl. noch ein paar Jahre dann, da das Kind für diese womöglich erst Lesen/Schreiben können sollte).

Zu dir und deiner Situation: Das Kind ist da und, soweit ich dich verstehe, verstehst du dich auch im allgemeinem recht gut mit diesem. Aber es ist ein schwieriges Kind.
Das man als Elter ab und zu Ruhe braucht, und insbesondere bei einem schwierigem Kind, versteht sich. Insofern sollte ein Hauptaugenmerk darauf liegen, dass ihr euch je einzeln Ruhepausen gönnen könnt, da müsst ihr euch zusammenorganisieren.

Zudem hast du bereits das schlimmste überstanden. Das Kind wird jetzt älter und verbringt den Tag in der Schule. Damit werdet ihr im Schnitt erst einmal entlastet (wenn auch nur zum Teil natürlich).

Wenn du Probleme auf emotionaler Ebene hast, was durchaus vorkommen kann, dann würde ich dir raten, dich mehr auf das rationale zu konzentrieren, was man am Kind wertschätzen könnte. Seien es nun gute Noten, ein einfallsreicher Geist, gute ethische Prinzipien oder schlicht ein freundliches Gemüt.

Wenn du Probleme auf rationaler Ebene hast, dann versuche deine Gefühle dann in den Fokus zu stellen, wenn es Positive sind, diese aber eher zurückzustellen, zu ignorieren, wenn es negative sind. (So, wie es halt sinnvoll ist. Gefühle ganz zu unterdrücken wäre Unsinn, hierbei geht es mehr darum, negative Gedanken nicht zu vertiefen oder zu verstärken.)

Im besten Falle sollte natürlich beides ineinandergreifen.

Ansonsten, falls du akute psychische Probleme hast, kannst du eine Fachambulanz aufsuchen oder eine Therapie beginnen. Zudem kannst du dich an eine Familien- bzw. Elternberatungsstelle wenden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Laie mit Interesse an Psychologie

Ach herrje, da ist ja so unglaublich viel schief gegangen. Es tut mir so leid.

Möglichkeiten, die ich sehe, mit der Situation umzugehen.

Jugendamt. Die helfen auch bei Problemen mit auffälligen Kindern oder Problemen mit Erziehung. Eine Familienhilfe könnte vielleicht auch helfen.

Mit 6 müsste er durch den Kindergarten durch sein und jetzt bald eingeschult werden. Mit den Erzieher/innen und Lehrer/innen sprechen, ob die eine Idee haben.

Therapeuten, und zwar sowohl für dich als auch für deinen Sohn. Für ihn, weil es klingt, als liefe da in seiner Entwicklung etwas schief. Sollte sich jemand angucken. Für dich, weil du klingst, als hättest du keinen geschützten Raum, wo du mit deinen Gedanken und Gefühlen hin kannst. Der ist in einer Situation wie deiner aber wichtig.

Scheidung. Du kannst ernst machen mit deiner Überlegung, nicht mehr bei Frau und Kind sein zu wollen.

Egal wie, kurzfristige Maßnahme: alles, was wirklich wichtig ist und es nicht verträgt, mit Schwung gegen die Wand geworfen zu werden, unbedingt wegräumen oder wegschließen. Es gibt zum Beispiel abschließbare Vitrinen.

Alle Scherben der Vase gründlich einsammeln und hier (oder einem vergleichbaren Anbieter) fragen ob sie zu reparieren ist und was das kostet:

http://scherbenklinik.de/reparatur.html

Sie ist nur zerbrochen. Nicht unbedingt zerstört. Und es klingt, als wäre es wichtig, zu versuchen, sie zu reparieren.

Hey, das tut mir echt leid, Ich finde sie sollten ihrer Frau das mal alles in Ruhe erklären, wenn sie das Kind unbedingt wollte muss sie das ja verstehen. Ich habe leider kaum Erfahrung bei dem Thema, aber ich weiß dass schwierige Kinder meistens selbst nicht glücklich sind, wenn ihr Kind in die Schule kommt und merkt, dass es sich aggressiv verhält wird es sich sicherlich ändern, denn fasst alle Menschen wollen immer zur Masse gehören. Viel Glück und Kraft!

LG CMieze

Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dich einfach mal in den Arm zu nehmen...geht nur leider nicht.

Ich spreche jetzt aus eigener Erfahrung. Kinder bekommen die Lügen und was sonst schief in einer Familie ist, immer mit und reagieren darauf entsprechend stressig. Dein Sohn wie du,ihr könnt nichts dafür wie jeder reagiert auf eine total verbogene Familie wo eine bzw. ein Teil seinen Kopf wider besserem Wissen durchgesetzt hat.

Ich möchte dir tatsächlich raten aus der Situation weg zu bleiben, besser für dich und die Chance,dass sich das Kind beruhigt und normalisiert. Die Zeit wird zeigen ob eine vorsichtige Annäherung später möglich ist.

Deine Frau wollte unbedingt trotzdem ein Kind,das hat sie ja nun auch also muss sie diese (egoistische) Entscheidung nun auch tragen.

Ein "schlechtes" Gewissen sollte eigentlich sie haben weil sie ihr Kind in so eine Lage gebracht hat.

Campeona  02.07.2023, 01:45

Danke für diesen Kommentar! Sehe ich ganz ähnlich.

Was diese halsstarrige Entscheidung mancher Frauen, auf Biegen und Brechen ein Kind mit einem Partner haben zu wollen, der dies ausdrücklich nicht wünscht, für negative Folgen (insbesondere auch für das Kind!) hat, ist auch so ein ganz großes Tabu-Thema.

Mal ganz abgesehen davon, daß man in einer Partnerschaft auf Augenhöhe die Meinung des Partners respektiere und nicht einfach mal so darüber hinweggehen sollte, um seinen eigenen Willen durchzusetzen.

So eine wichtige Entscheidung, ob man gemeinsam ein Kind (Kinder) großziehen möchte, sollte man wohlüberlegt treffen. Auch, ob man sich der Aufgabe überhaupt gewachsen fühlt.

Wenn jemand sagt, dass er keine Kinder will, hat dieser Mensch sicher seine Gründe. Und die sollte man Ernst nehmen oder zumindest erst Mal genau hinterfragen. Und nicht einfach ignorieren und davon ausgehen, dass der sich schon damit irgendwie arrangieren wird, wenn das Kind erst Mal da ist.

Wie du richtig sagst: Das ist sehr egoistisch. Und auch sehr kurzfristig gedacht

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Gorkon193  02.07.2023, 12:19
@Campeona

Dann wünsche ich dir alsbald gute Entscheidungen.

Ich habe sowas bei einem Kollegen mal erlebt. Er wollte keine Kinder,war vorher schon mal verheiratet und die 3. Ehefrau hat das gleiche gemacht und trotzdem ein Kind bekommen. Das ging nicht lange gut, Trennung nach nur 3 J. Der Sohn selbst hat dann später den Kontakt zum Vater ganz abgebrochen weil dieser wohl wenig mit ihm anfangen konnte/wollte. Sehr traurig gelaufen das ganze.

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Campeona  02.07.2023, 12:38
@Gorkon193

Ja, auf die Kinder hat das oft lebenslange Auswirkungen. Es ist einfach essentiell wichtig für die Entwicklung eines kleinen Menschen, sich von seinen Eltern erwünscht, geliebt und wahrgenommen zu fühlen.

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