30. Juni 2023

Deine Fragen an eine nonbinäre Person

Seit ihrer Kindheit fühlte sich unsere Nutzerin LunarEclipse dem weiblichen Geschlecht, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde, nie wirklich zugehörig - es war ihr fremd. Sie begann ihre Geschlechtsidentität zu hinterfragen und realisierte schließlich mit 17 Jahren, dass sie nonbinär sein könnte. Heute, mit 19 Jahren, ist sie sicher, dass "nonbinär" ihre Geschlechtsidentität am treffendsten beschreibt. Im Blickwechsel beantwortet sie am Freitag, den 30. Juni, Fragen zu dem Thema.
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140 Fragen

Was ist natürlicher, als wie dass die Evolution, dich zum Feind erklärt?

Wie kommst du auf den Gedanken, dass du etwas sein darfst, was fern ab der Millionen von Jahren an Evolution, sich gegen den Geist der Evolution stellen darf?

Wieso sollte die Wirkung der Evolution, in dir, nicht etwas sehen, was sie verachten muss?

Die Evolution, hat etwas hervorkommen lassen, was wir Menschen, als Weiblichkeit und Männlichkeit bezeichnen.

Es spielt nicht wirklich eine Rolle, was das nun genau ist, aber, die Evolution, hat es in die Welt gebracht, weil, das etwas ist, was ohne Moral, ohne Ethik, ohne Sinn, aber bestimmt, durch Systematik, zu dem bestmögliche hervorkommen ließ.

Wieso sollten die Geschöpfe, der Evolution, in dir keinen Feind oder Fehler sehen?

Umgekehrt, kann man auch fragen, was es an dir gibt, was einen Vorteil für die Gesellschaft, was die natürlichen Wesen meint, liefert?

Was ist aus der Sicht der Evolution, damit deine Berechtigung?

Wieso sollte damit, die Evolution und die Geschöpfe irrerer, dich nicht als Feind oder Anomalie ansehen?

Natürlich auch, als einen Vorteil sehen.

Was bist du, im Rahmen der Evolution, dass du was Besseres bist, als weiblich oder männlich?

Hier wieder: Wieso sollten dir, nicht alle Geschöpfe misstrauisch sein, wenn du was bist, was keiner kennt und etwas ist, was fern ab der Natur ist?

Du als etwas, was meint, dass du es das Recht hat, gegen die Evolution zu sein, behauptet, dass es die Evolution verachten darf und die Opfer (Opfer deswegen, weil wir der Evolution unterlegen sind) sich überstellen darf?

Wieso sollten nun die Geschöpfe der Evolution, nicht dich, als einen Feind ansehen, welcher sich über die Evolution und damit, dem Gegebenen und die Bewahrten erhebet, und sich selbst, nicht der Evolution unterstellt, als einen Feind ansehen?

Du bist das, was nicht im Rahmen der Evolution steht und du bist es, was gegen die Nutzen steht.

Wir müssen dich, im Rahmen der Evolution, als was ansehen, was fehlgeleitet ist.

Du kannst sehr gerne belegen, wieso deine Gefühle, über denen von Millionen von Jahren der Evolution sich erheben und die Evolution, widerlegen!

Wieso sollten wir, Geschöpfe der Evolution, dich nun als was ansehen, was zu unserem Vorteil ist, wenn du selbst, nicht aufzeigen kannst, welchen Sinn du in der Evolution hast?

Erkläre also, wieso du als etwas, was du mit „Non-binär“ bezeichnest, die natürlichen und echten durch die Evolution entstanden Geschöpfe, welche du vielleicht mit Binären bezeichnest, akzeptieren und damit, tolerieren sollten!

Darum meine Frage an dich:

Was ist natürlicher, als wie dass (die Geschöpfe und) die Evolution, dich zum Feind erklärt?

PS. Die Frage ist an das Themenspezies gerichtet.

Bild zu Frage
Was ist der Unterschied zu dem Unwohlsein den Trans Menschen fühlen und dem Unwohlsein den viele Jugendliche in ihrer Jugend spüren?

Ich kann nur von mir sprechen und weiß dass ich mich in meiner Jugend extrem isoliert gefühlt habe. Verdammt unwohl in meiner eigenen Haut.

In dieser Zeit habe ich ständig meine Sexualität in Frage gestellt.

Ich habe keine Polarität oder gewisse Männlichkeit gespürt.

Ich habe Depressionen erlitten und mich isoliert, da der soziale Kontakt für mich extrem anstrengend war.

Ich als männliche Person habe mich in meiner Jugend sehr feminin verhalten und konnte mich überhaupt nicht mit anderen Jungs identifizieren. Viel eher fand ich es angenehm bei Mädchen abzuhängen weil ihr Umfeld eben "einfacher" war, da gab es nicht so die Konkurrenz oder "wilde Aktivitäten", da war es einfacher einfach zu existieren.

Ich kann versichern dass wenn dass Trans sein damals ein großes Thema gewesen wäre wie jetzt, dass ich sehr wahrscheinlich angenommen hätte ich sei Trans.

Denn alles hat dafür gesprochen. (Die Zeit von ca 15 - 20).

Ich wäre jetzt ohne Frage ein LGBTQ+ anhänger, weil es wie die Lösung scheint, bzw. es klingt nach einer Antwort auf die Frage "Wieso fühle ich mich so".

(Deshalb gab es eine Zeit wo ich wirklich dachte ich bin einfach schwul, weil dass die am naheliegenste Erklärung für meine Probleme waren).

Zum Glück aber war damals dass Trans sein nicht so ein Thema und ich war gezwungen mich mit meinen eigentlichen Problem ausseinander zu setzen.

Nach ca. 5 - 7 Jahren konnte ich dann von mir behaupten dass ich meine innerlichen Konflikte gelöst hatte und konnte zum ersten mal sagen: Ich bin nicht mehr depressiv.

Mittlerweile bin ich ein starker Man, ich fühle mich männlich wie noch nie, die Polarität ist da, ich fühle die Spannung zwischen mir und Frauen, die Attraktion.

Ich merke wie natürlich es ist sich männlich zu fühlen etc..

Deshalb meine Frage, woher weißt du dass du Trans bist und nicht wie ich früher, einfach nur verdammt verwirrt, mit inneren Konflikten belastet, isoliert und depressiv?

Akzeptanz vs. Etikettierung?

Ich muss hier leider etwas weiter ausholen um meinen Standpunkt klarzustellen.

In der Debatte um Geschlecht und Identität fragen wir uns oft, ob es wirklich nur zwei Kategorien gibt: Männer und Frauen. Aber eigentlich stimmt das nicht wirklich: Schon immer wurde irgendwie subtil anerkannt, dass das Geschlecht ein Spektrum ist, auch wenn diese Bezeichnung damals noch nicht gebräuchlich war, so sprach man z.b. von "Mannsweibern". Jeder von uns hat ein biologisches Geschlecht, das sich nicht ändern lässt, doch das bedeutet nicht auch, dass wir uns zwangsläufig stereotyp verhalten oder einem bestimmten Erscheinungsbild entsprechen müssen. Natürlich muss man irgendwie in einer Gesellschaft zurechtkommen in dessen Norm man vll nicht passen mag, das ist nicht immer einfach - sicherlich. Gehört aber zur selbstakzeptanz irgendwo dazu.

Nicht binär also? Ändert der Begriff die Realität? Ist es nicht viel wichtiger, das Anderssein grundsätzlich zu akzeptieren, anstatt von anderen zu verlangen das eigene Empfindne als Realität anzuerkennen? Und erschafft das nicht einfach nur neue Probleme, die sogar dennen ähneln die man eigentlich lösen wollte?

Es sind letztlich lediglich neue Schubladen, die wir aber anders gestalten, jedoch keine wirkliche Lösung für das eigentliche Problem. In medizinischen Fachkreisen wurde beispielsweise die Bezeichnung "Geschlechtsidentitätsstörung" in "Geschlechtsdysphorie" geändert. (siehe ICD) Meiner Ansicht nach geschah dies aus politischem und/oder Gesellschaftlichen Gründen und nicht aus medizinischen (du wirst mir hier sicherlich nicht zustimmen - aber seis drum) Dadurch wird die Geschlechtsdysphorie nicht länger als psychische Störung angesehen, sondern als ein "Zustand mit Bezug zur sexuellen Gesundheit" - was auch immer... Wir stecken es also einfach in eine andere Schublade, die Realität geändert hat sich aber nicht.

Meine Frage ist einfach: Wenn es, wie meist betont wird, keine psychische Krankheit ist, warum können wir uns dann nicht einfach so akzeptieren, wie wir sind? Warum müssen wir uns in Gruppen organisieren und von anderen Akzeptanz fordern, während wir selbst unsere eigene Identität nicht wirklich Akzeptieren?

Aus meiner persönlichen Perspektive handelt es sich hierbei um eine psychische Störung (Wie im DSM) Auf gewisse Weise leugnen wir die Realität und erwarten dann, dass andere dies akzeptieren und ebenfalls leugnen. Wenn die Definition letztendlich darauf hindeutet, dass eine starke psychische Belastung vorliegt, weil man sich selbst nicht so akzeptieren kann wie man ist dann die Lösung aber ist wie einem an Verfolgungswahn leidenten zu sagen: "Ja, sie sind wirklich hinter dir her" dann führt das nicht wirklich zu einem Sinnvollen Ergebniss oder? Ist das nicht ein weglaufen vor der Realität?

Also stehen wir vor der Entscheidung, unserer eigenen Vorstellung und Traumwelt nachzugeben oder die Realität zu akzeptieren. Warum scheint der erste Weg der vermeintlich bessere zu sein? Oder ist es nur einfacher?

Liebe Grüße