Ein paar Gedanken zur Tierethik
Ich weiß, dass das Thema wahnsinnig polarisierend ist und immer direkt in Verbindung mit einer Vegetarier/Veganer Debatte gebracht wird. Ich möchte deswegen wirklich ausdrücklich nochmal vorweg klarstellen, dass das keine Handlungsaufforderung ist, sondern eine rein theoretische überlegung ist.
Ich bin der Ansicht, dass Menschen und Tiere den gleichen Wert besitzen und würde dazu gerne einfach meine Argumentation teilen, sowie mir eure Meinungen und Gegenargumente anhören. Das leite ich aus einer Ablehnung der Doppelmoral, sowie der Ablehnung von diversen Prinzipien, wie bsp. dem Rassismus.
Zuallererst halte ich es für falsch, Tiere einfach abzuwerten weil sie Tiere sind. Das trägt eine unglaubliche Willkür mit sich und gibt einer Gruppe praktisch gesehen in jedem Kontext, sich über eine andere zu stellen. Auf einer strukturellen Ebene sehe ich keinen Unterschied in der Aussage: "weiße Menschen stehen über schwarzen Menschen" und "der Mensch steht über dem Tier". Wenn man auf einer rein strukturellen universalistischen Ebene die beiden Sätze betrachtet, passiert hier genau das gleiche: eine Gruppe stellt sich ohne eine weitere Begründung über eine andere, sei es Rassismus oder eben speziesmus, ohne Doppelmoral anzuwenden kann man also nicht dem einen widersprechen ohne dem anderen zuzustimmen. Allein diese Aussagen als Begründung einer Überlegenheit eines Lebewesen zu nehmen halte ich also für extrem willkürlich; man müsste also einen anderen Grund finden um die dominante Stellung des Menschen zu legitimieren.
Ein häufig gennantes Kriterium ist die Intelligenz. " Menschen stehen über dem Tier, weil sie intelligenter sind." Unter der Annahme, dass man eine Spezies nicht willkürlich über eine andere stellen sollte, wie ich im vorherigen Absatz erläutert habe, müsste man ein Kriterium finden, dass alle Menschen gleichwertig haben, Tiere aber nur in niedriger Form. Das trifft auf die Intelligenz einfach nicht zu.
Wenn ich sage, dass ein behinderter Menschen mit geringer Intelligenz den gleichen Wert, wie ein gesunder Mensch mit höherer Intelligenz hat, wie kann ich dann ohne Doppelmoral und ohne willkürlichen speziesmus legitimieren, dass der Mensch mit höherer Intelligenz über dem Tier mit geringerer Intelligenz steht?
Etwas abstrakter in einem Gedankenspiel gedacht: wenn man den reinen argumetstionskern( die Intelligenz ist auschalggebend für den Wert eines Lebewesens) betrachtet, müssten wir in einer Welt in der hyperitelligente Alliens leben, es doch als legitim erachten, wenn sie uns Menschen mit geringerer Intelligenz züchten und töten.
Ein anderes, deutlich kontroverseres Kriterium ist die Fähigkeit leid, bzw. Glück empfinden zu können. Auch dieses Kriterium halte ich als ungenügend, um über den wert eines Lebewesen zu entscheiden.
Das Argument ist relativ identisch zu meinem vorherigen. Ich halte es auch für falsch Menschen mit einer geistigen Behinderung (die weniger leid empfinden können) einen geringeren wert beizumessen. Wieso sollte ich , wenn ich dieses Konzept innerhalb einer Spezies als illegitim ansehe, es Spezienübergreifend auf einmal als legitim ansehen. Ich unterscheiden bei solchen Prinzipien in der moralischen Bewertung ja auch nicht zwischen Rassen. Praktischer gesehen könnte man natürlich auch wieder das vorherige gennantes Argument mit den Alliens, die enorm viel mehr leid, als wir Menschen verspüren können benutzen.
Ich habe jetzt natürlich nur zwei Kriterien gennant, es würde natürlich aber auch bei anderen Kriterien, wie der Fähigkeit soziale Bindungen aufzubauen, usw. funktionieren. Ich besitze natürlich auch keine absoluten wahrheiten, sondern wollte einfach nur aufzeigen, weshalb aus meiner Sicht unter der Ablehnung von mir genannten gesellschaftlich akzeptierten Prinzipien ( Ablehnung von Rassismus, Bewertung des Wertes eines Menschen anhand seiner Intelligenz, Empfindung leid zu verspüren) es aus meiner Sicht ohne Doppelmoral nicht möglich ist, den Mensch über das Tier zu stellen.
Abschließen möchte ich sagen, dass das natürlich nur höchsttheoretisch ist. Praktisch habdle ich, obwohl ich davon überzeugt bin auch in keinster Weise danach. Ich würde mich z.B. niemals umbringen, um zwei Ameisen das Leben zu retten. Ich bin noch relativ jung und will einfach nur meine ethisch-theoretische Argumentation mal mit anderen Leuten teilen, und Gegenargumente hören.
Ich weiß, dass solche Diskussionen leicht trotz bei nicht Veganer auslöst. Es soll unter keinen Umständen ein Angriff auf euren Lebenstil sein, bitte betrachtet es als eine von der Vegetarier/Veganismus unabhängige Überlegung.