Als ich vor knapp 5 Jahren die Realschule abgeschlossen habe, wusste ich noch nicht, was ich mit meinem Leben machen soll und habe deshalb FOS gemacht. Auch danach wusste ich noch nicht weiter und habe deshalb ein FSJ gemacht. Dieses FSJ hat mir sehr große Freude gemacht und am liebsten hätte ich dieses FSJ für den Rest meines Lebens gemacht.
Also habe ich mir überlegt, welcher Beruf dem am nächsten kommt und habe mich für Pastoralreferent entschieden. Mit dem Gedanken, endlich meine Bestimmung gefunden zu haben, habe ich mich im Herbst 2020 in die Theologische Fakultät eingeschrieben.
Seitdem geht es allerdings kontinuierlich bergab. Nicht nur, dass die Fakultät schließen muss. Ich fühle mich auch den Ansprüchen immer weniger gewachsen. Der Leistungsdruck wird immer stärker. (Nächtes Semester 9 Prüfungen!).
Hinzu kommt eine immer kritische werdende Haltung zur Lehre der Kirche. Ein sich fremd fühlen in dieser Welt. Als ich dann heute morgen ein wichtiges Gespräch verpasst habe, was meinem Ruf nachhaltig schädigt, war das für mich ein bisschen das Zeichen, dass das wirklich einfach nicht sein soll.
Und wenn ich daran denke, bald in einer anderen Stadt studieren zu müssen, bekomme ich jetzt schon arges Heimweh.
Im letzten Personalgespräch wurde mir eine gewisse theologische Unreife vorgeworfen und ich glaube, Unreife trifft es generell sehr gut.
Ich bin innerlich noch nicht viel weiter als vor 5 Jahren. Ich verspüre immer noch keinen Berufswunsch in mir. Nur, dass ich es langsam nicht mehr verdecken kann. Ich MUSS mich jetzt für etwas entscheiden.
Falls ich das Theologiestudium abbreche und mich vom Leistungsdruck und von der dogmatischen Engstirnigkeit befreie, stellt sich nämlich die große Frage: Was nun?
Und ich weiß es einfach nicht. Nichts lockt mich und für nichts bin ich geeignet.
Ich hab zwei linke Hände und bin ein Schwächling. Handwerk scheidet also aus. In Mathe hatte ich im FOS eine 5. Kaufmann scheidet also ebenso aus, zumal mich die strenge, spießige Büroatmosphäre ebenfalls abstößt.
Vermutlich bin ich ein künstlerischer Freigeist, der sich keiner Autorität so recht verpflichten will, mit dem großen Nachteil, dass ich kein Künstler bin.
Und die Kluft zwischen dem, was ich in mir fühle und dem, was ich sein muss, wird immer größer. Die Arbeitswelt ist immer so kalt, arrogant und lieblos. (Sogar wörtlich kalt).
Schon früh hab ich mich gegen das Erwachsene gewehrt. Ob die Ablehnung eines Handys bis in die 8. Klasse oder das Wehren gegen den Führerschein bis es nicht mehr ging. Ich wollte nie erwachsein sein. Aber jetzt muss ich es und kann es doch nur spielen.
Ich könnte noch viel mehr in die Tiefe gehen, aber es geht nicht.
Was denkt ihr über all das?