Nachkriegszeit – die meistgelesenen Beiträge

Warum haben nur die Briten bis zuletzt Dampfloks mit Innenzylindern gebaut?

Überall sonst endete die Produktion von Dampfloks mit Innenzylindern (zwischen den Rädern, im Rahmen, von außen kaum sichtbar) irgendwann zwischen den 1880er und 1910er Jahren. Als Begründung wird immer genannt, dass Innenzylinder für die Wartung schlecht zugänglich war und deswegen Außenzylinder bevorzugt wurden. In Deutschland wurde nach der Gründung der Reichsbahn sogar fast völlig auf die effizienten Vierzylinder-Verbundloks verzichtet, obwohl sie davor vor allem in Bayern ihre Leistungsfähigkeit bewiesen hatten, ebenfalls unter Verweis auf die schlechte Zugänglichkeit des Innentriebwerks. Auch auf Dreizylinderloks wurde weitestgehend verzichtet, um keine innenliegenden Zylindern bauen zu müssen.

In den meisten anderen Ländern lief es so ähnlich. Nur die Briten haben bis zum Schluss Loks mit Innenzylindern und Innensteuerungen gebaut. Parallel dazu haben sie auch Loks mit Außenzylindern und Außensteuerung gebaut. Weil Außenzylinder offensichtlich möglich waren, scheidet das enge britische Lichtraumprofil als Ursache für die Verwendung von Innenzylindern aus.

Aber was könnte die Briten sonst zu dieser Entscheidung gebracht haben?

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Warum waren Menschen früher brutaler und gefühlskälter?

Wenn meine Oma mir Geschichten von früher erzählt, kann ich nur immer wieder staunen, wie gefühlskalt und brutal manche Menschen früher waren.

Zum Beispiel kurz nach Kriegsende wurden viele Ostdeutsche ja vertrieben aus Schlesien, dem Sudetenland, usw. Vielerorts wurden diese Menschen zwangsweise in Wohnungen zugewiesen. Auch meine Uroma sollte eine kleine Familie aus dem Sudetenland aufnehmen. Meine Uroma hat diese Familie mit der Mistgabel vom Hof gejagt: "Schärt's euch weg, Drecks Gesindel!" und hat ihnen gedroht, sie mögen nie wieder einen Fuß auf den Hof setzen. So etwas würde doch heute kein Mensch mehr machen. Man würde sich an die Behörden wenden, aber man würde doch niemanden mit Gewalt davon jagen.

Oder als meine Oma als kleines Mädchen in der Nachkriegszeit vor Hunger mal ein paar Äpfel von einem anderen Bauern genommen hat, wurde sie von diesem regelrecht blutig verdroschen.

Meine Uroma bekam auch mal mitten auf dem Feld ihre Niederkunft. Das Baby wurde vom Pfarrer mitgenommen, gewaschen, getauft und gefüttert. Meine Uroma musste noch am selben Tag nach ein paar Stunden Ruhe die Feldarbeit weiter machen. Schonzeit? Fehlanzeige!

Das sind nur einige Beispiele der Kindheitserinnerungen meiner Oma ans Landleben in der Rhön nach dem Krieg. Ich frage mich: Wie konnten Menschen nur so brutal, so gefühlskalt sein? Natürlich ging es den Menschen schlecht, aber ein bisschen Mitgefühl hätte doch sein können?

Entgegen dem heutigen Klischee vom 'bösen Pfarrer' war der Priester in den Dörfern damals einer der wenigen, die zum Nachdenken und zur Vernunft aufriefen. Priester waren im Gegensatz zur Land Bevölkerung ja auch gebildete Leute.

PS. Ein Onkel meiner Oma ist übrigens kurz nach dem Krieg an den Rhein gezogen, wo er in der Nähe der Loreley ein Wirtshaus betrieben hat. Auch meine Oma und ihre Geschwister haben ein paar Jahre dort verbracht. Die rheinische Gelassenheit war für sie wie eine Befreiung im Gegensatz zur Rhöner Ruppigkeit und Strenge.

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Alte Schulbücher als Primärliteratur für Bachelorarbeit finden?

Hallo,

ich schreibe meine Bachelorarbeit in Geschichte zum Thema "Wie wurde Antisemitismus in der Nachkriegszeit in Schulbüchern behandelt?". Mein Dozent hat mir gesagt, dass ich als Quelle Schulbücher aus den Jahren 1946 - 1989 verwenden soll. Er meinte, man kann die in den Unibibliotheken ausleihen. Ich studiere nur auf Grundschullehramt, deswegen musste ich vorher nur eine Hausarbeit in Geschichte schreiben und kenne mich nicht gut aus mit Primärliteratur.

Kann mir vielleicht jemand helfen wie ich solche Schulbücher in der Unibibliothek finden kann?

Was ich bisher versucht habe ist:

- "Schulbuch" in die Suche einzugeben und die Suche auf die Jahre 1946-1989 zu beschränken

- Begriffe wie "Geschichte", "Schule", "Unterricht", "Gesellschaftslehre" einzugeben und wieder nach den Jahreszahlen zu filtern

- aus den Primärquellen einer Sekundärquelle Titel von bestimmten Schulbüchern zu entnehmen und diese explizit zu suchen

Darüber kam aber meist nur Sekundärliteratur, also Bücher aus den 1980ern über das Schulsystem usw. raus. Die einzige Primärliteratur, die ich finden konnte, waren Grammatik- oder Mathematikbücher, aber da kommt ja das Thema Antisemitismus nicht vor.

Kann mir vielleicht jemand den Titel von einem Schulbuch sagen, was ich dann suchen könnte? Oder wie könnte ich sonst noch Quellen finden?

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Meinung des Tages: 75 Jahre Grundgesetz - wie bewertet Ihr unsere Verfassung?

75 Jahre Grundgesetz

Heute vor 75 Jahren trat am 23. Mai 1949 das Grundgesetz der ebenfalls am selben Tag gegründeten Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Die BRD bildete sich nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus den drei westlichen Besatzungszonen der Westalliierten. Im Osten befand sich die Sowjetische Besatzungszone, aus der am 7. Oktober 1949 die von der SED regierte diktatorische Deutsche Demokratische Republik entstand.

Um Westdeutschland nach der 12-jährigen NS-Diktatur sukzessive wieder in das politisch-wirtschaftliche Geflecht der internationalen Bühne einzubinden, entschieden sich die Westalliierten dazu, in ihren Zonen eine einheitliche und demokratische Grundordnung zu etablieren. Hierzu wurde ein aus 65 Vertretern der westdeutschen Länder bestehender Parlamentarischer Rat gegründet, der unter dem Vorsitz von Konrad Adenauer binnen weniger Monate das Grundgesetz erarbeitete.

Seit jeher fungiert das Grundgesetz als zentrales Dokument der deutschen Verfassungsordnung, in welchem grundlegende Werte, Rechte und Strukturen festgelegt sowie unsere demokratische und rechtsstaatliche Ausrichtung gesichert wird.

Artikel 1 als zentrales Element

Das deutsche Grundgesetz beginnt mit Artikel 1, der folgendes besagt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt". Dieser gewichtige und zentrale Satz der Verfassung entstand unter dem Eindruck der beispiellosen Schuld sowie der menschenverachtenenden Verbrechen, die das nationalsozialistische Regime auf sich geladen hatte.

In den darauffolgenden Artikeln 2 bis 19 werden uns einzelne Grundrechte aus unterschiedlichsten Lebensbereichen gewährt, so z.B. das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Glaubens- und Gewissensfreiheit oder das heute oftmals zitierte Recht auf freie Meinungsäußerung.

Der Gesetzestext durchlief im Laufe der Zeit zahlreiche Anpassungen. Änderungen jedoch sind nur mit einer 2/3-Mehrheit der Abgeordneten des Bundestags und der Länderkammer möglich. Hierdurch soll vor allem das demokratische Grundgerüst vor potentiellen Feinden geschützt werden.

International genießt das deutsche Grundgesetz einen sehr guten Ruf und dient insbesondere Ländern mit Diktatur-Vergangenheit immer noch als Vorbild.

Ein beständiges Provisorium

Interessanterweise war das 1949 in Kraft getretene Grundgesetz angesichts der deutschen Teilung lediglich als Provisorium bis zur - damals noch fernen - Wiedervereinigung des Landes gedacht.

Der historisch ideale Moment für eine neue Verfassung wäre für viele Menschen die deutsche Wiedervereinigung 1990 gewesen. Die Politikwissenschaftlerin Astrid Lorenz bemerkt, dass es zum damaligen Zeitpunkt einige Debatten über eine neue Verfassung gab, diese jedoch aus rein pragmatischen Gründen nicht in die Tat umgesetzt worden ist.

Der neu gegründete gesamtdeutsche Staat sollte möglichst rasch handlungsfähig und stabil sein. Darüber hinaus hatte sich das bisherige Grundgesetz in der Praxis Westdeutschlands inzwischen durchaus etabliert.

Per Volksabstimmung zur Verfassung?

Für den Ministerpräsident Thüringens, Bodo Ramelow, würde sich zum 75.-jährigen Bestehen des Grundgesetzes die ideale Möglichkeit bieten, das Regelwerk via Volksabstimmung zur deutschen Verfassung zu machen. Ramelow denkt, dass dieser Schritt insbesondere im Osten der Republik dabei helfen könnte, die unter vielen Menschen vorhandene "emotionale Fremdheit" gegenüber dem Grundgesetz zu überwinden.

Weiterhin denkt er, dass man Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern damit zudem den Wind aus den Segeln nehmen könnte. Reichsbürger erkennen das Grundgesetz als rechtsstaatliches Fundament der BRD nicht an und vertreten die Meinung, dass das Deutsche Reich in den Grenzen des Kaiserreichs oder in denen von 1937 fortbestehen würde.

Die grundsätzliche Möglichkeit hierzu würde durchaus bestehen, da Art. 146 eine solche neue Verfassungsgebung mit dem Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung sichert.

Unsere Fragen an Euch:

  • Wie zufrieden seid Ihr mit unserem Grundgesetz? Was ist positiv? Was negativ?
  • Welche im GG verankerten Grundrechte sind Eurer Meinung nach besonders wichtig und warum?
  • Wie gut fühlt Ihr Euch über eure Rechte und Pflichten gemäß GG informiert? Wie kann man den Menschen das GG (wieder) näher bringen?
  • Wie bewertet Ihr das GG im internationalen Vergleich?
  • War es sinnvoll, das GG ohne starke ostdeutsche Beteiligung damals zur gesamtdeutschen Verfassung zu machen?
  • Wäre eine Volksabstimmung zum Grundgesetz heute noch sinnvoll?

Wir freuen uns auf Eure Antworten und feiern 75 Jahre deutsches Grundgesetz 🎉🤗

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

Quellen:

https://www.dw.com/de/75-jahre-grundgesetz-die-verfassung-im-wandel-der-zeit/a-69103000

https://www.tagesspiegel.de/politik/per-volksabstimmung-ramelow-will-grundgesetz-zur-verfassung-machen-11689508.html

https://www.bpb.de/themen/nachkriegszeit/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/39014/warum-deutschlands-verfassung-grundgesetz-heisst/

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Ich finde unser Grundgesetz gut, da... 72%
Ich habe Dinge am GG zu bemängeln und zwar... 20%
Andere Meinung und zwar... 9%
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