Warum verfangen wir uns in Deutschland schnell in Neid-Debatten anstatt Strukturen zu reformieren?

Es ist eine Meinung, die in Deutschland immer wieder propagiert wird, auch regelmäßig in Spielfilmen des ÖRR: Wer arbeitet und damit Geld verdient hat damit ein stärkeres Recht auf Konsum als andere.

Wenn es um eine Art moralisches Ranking geht, werden in der öffentlichen Meinung Studierende z.B. folgendermaßen geordnet:

1. Studierende, die nebenbei arbeiten.

2. Studierende, die allein von Bafög leben können.

3. Studierende, die vom Verdienst ihrer Eltern leben können.

Studierende, die nebenbei arbeiten gelten als sehr fleißig und als ein Gewinn für die Gesellschaft, während Studierende, die vom Verdienst ihrer Eltern leben können, als faul und verwöhnt angesehen werden.

Dabei finde ich es eher traurig, dass viele Studierende überhaupt nebenbei arbeiten müssen, um sich eine Wohnung leisten zu können. Ein Studium sollte keine Armutsfalle darstellen, sondern allen ermöglicht werden.

Daher halte ich es dann für zynisch, wenn die arbeitenden Studierenden so gelobt werden, obwohl es eher schlechte Strukturen sind, die es überhaupt nötig machen, dass sie arbeiten müssen.

So ein typisch deutsches Ding wäre dann zu sagen: Es MUSS jetzt jeder neben dem Studium arbeiten.

D.h. irgendwie sind wir in Deutschland immer schnell dabei, das Leben für alle gleich schwierig zu machen, anstatt zu versuchen, das Leben für alle einfacher zu machen.

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Warum hält sich das Gerücht, unter den Nazis hätte es eine Hochzeit deutscher Kultur gegeben?

Mich macht das wirklich wütend, wenn ich das lese. Und dann heißt es meist, nach dem Krieg hätten die Amerikaner die deutsche Kulturlandschaft kaputt gemacht.

Ich finde es ziemlich blödsinnig zu sagen, es hätte unter den Nazis eine Hochzeit der Kultur gegeben. Viele Menschen haben irgendwie eine verschobene Wahrnehmung. Viele legendäre Filme, von denen wir heute noch reden 'Nosferatu' oder 'Metropolis' wurden in der Weimarer Republik gedreht. Teilweise mit viel jüdischem Personal.

Andere heute noch beliebte Filme wie "Die drei von der Tankstelle" oder auch "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" wurden in der Weimarer Republik gedreht und später von den Nazis verboten. Der Film "Große Freiheit Nr.7" konnte in Deutschland erst in der Nachkriegszeit ausgestrahlt werden, weil die Nazis ihn verboten hatten.

Filme, aus der Nazizeit, die heute noch bekannt sind, sind etwa "Der verlorene Sohn" oder "Münchhausen". Der verlorenen Sohn hatte einen Produzenten aus jüdischer Familie. Bei Münchhausen schrieb Erich Kästner - heimlich und illegal - am Drehbuch. Diese Filme sind also nicht durch, sondern trotz Nazis entstanden.

Deshalb macht es mich so wütend, wenn durch falsche Aussagen die Nazizeit relativiert werden soll.

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