Hallo ihr,
ich stecke gerade in einer ziemlich schwierigen Entscheidung und hoffe auf ehrliche Gedanken oder Erfahrungen von anderen Betroffenen oder Angehörigen.
Ich habe seit meiner Kindheit (seit ich etwa 12 bin) eine Anorexie. Ich bin jetzt 20 und war bereits mehrfach stationär sowie im Krankenhaus, teils auch auf der Intensivstation. Ich habe es in den letzten 12 Monaten geschafft, mein Gewicht eigenständig von einem BMI von 11 auf 16 zu steigern – also über 12 kg zugenommen. Mir ist völlig bewusst, dass ich weiter zunehmen muss. Das ist auch mein Ziel.
Seit Dienstag habe ich zum ersten Mal überhaupt eine ambulante therapeutische Anbindung bekommen, worauf ich sehr lange gewartet habe und mich auch gefreut hatte. Gleichzeitig kam genau an dem Tag völlig überraschend ein Platz in der Schön Klinik, in der ich schon mal war – ich hatte mich dort bereits im Dezember beworben, aber eigentlich war das für mich nicht mehr aktuell, weil ich erst mein Abi machen wollte.
Ich war damals sechs Wochen auf der Komplexstation, wurde dort sehr intensiv betreut, und kam danach für sechs Tage auf die Normalstation – dort habe ich mich aber selbst entlassen, weil ich mich sehr unwohl und einsam gefühlt habe. Das trägt natürlich auch zu meiner Unsicherheit jetzt bei.
Weil der Klinikplatz so plötzlich kam, habe ich ihn abgesagt und mich für die ambulante Therapie entschieden. Seitdem habe ich aber das Gefühl, dass es mich innerlich total zurückgeworfen hat – ich habe plötzlich wieder das Bedürfnis, „krank genug“ sein zu müssen, um doch in die Klinik gehen zu dürfen. Ich habe seitdem auch wieder angefangen, weniger zu essen, bin wieder ins Defizit gerutscht und mein Gewicht ist fast 1 kg gesunken.
Ich zähle extrem akribisch Kalorien – das ist mein Hauptproblem gerade. Ich habe damit letztes Jahr angefangen, als ich die Zunahme gestartet habe, und bin seitdem nie wieder davon losgekommen. Ich esse zwar regelmäßig und habe viele Strukturen gelockert, aber ich kann einfach nicht aufhören zu zählen und zu kontrollieren. Da denke ich mir, ob mir die Klinik vielleicht doch helfen könnte, weil dort dieser feste Rahmen ist.
Andererseits bin ich nicht akut gefährdet, mein körperlicher Zustand ist momentan stabil, und ich frage mich auch, ob ich die Klinik nur aus Essstörungsgründen wieder „will“ – also, weil ich dort wieder ganz in der Rolle der „Patientin“ sein kann. Ich habe Angst, dass ich damit der Essstörung nachgebe und nicht wirklich für mich entscheide. In mir ist gerade viel Unsicherheit.
Mein Zustand schwankt gerade sehr, weil ich innerlich so ambivalent bin. Wenn ich in die Klinik gehen würde, dann sagt ein Teil von mir: „Dann musst du vorher noch etwas dünner sein.“ Und wenn ich mich gegen die Klinik entscheiden würde, hätte ich das Gefühl, ich könnte wieder normal essen – aber ich schaffe es gerade einfach nicht, bevor ich in mir diese Entscheidung nicht wirklich klar getroffen habe.
Was denkt ihr? Hat jemand Erfahrung mit der Entscheidung zwischen Klinik und ambulant?
Glaubt ihr, dass man auch so eine tief sitzende Kontrolle wie das Kalorienzählen mit ambulanter Therapie loslassen kann – wenn man wirklich will?
Ich wäre sehr dankbar für jede ehrliche Einschätzung oder eigene Erfahrung.
Liebe Grüße :)