Seit einem viertel Jahr führe ich (24) mit meinem Freund (29) eine eigentlich solide Beziehung, wäre da nicht das enge Verhältnis zu seiner Mutter. Normalerweise schätze ich sowas, verstehe mich selbst sehr gut mit meinen Eltern, allerdings wirkt das bei ihm sehr ungesund.
Da sie nicht aus dem Ausland kommen und sie kein Wort Deutsch spricht, lebt er mit ihr zusammen und fungiert häufig als Übersetzer. Bis hier hin auch noch nichts Verwerfliches.
Allerdings wirkt sich diese Abhängigkeit natürlich extrem auf sein Leben aus. So "lässt" sie ihn z.B. nicht ausziehen, obwohl er trotz seiner Fürsorge eine eigene Zukunft plant. Er erzählte mir, als er dies einmal dezent ansprach, hätte sie ihn mit fiesen Vorwürfen bombardiert. Persönlich habe ich sie noch nicht getroffen, war allerdings auch schon indirekt von ihrem Verhalten wie folgt betroffen und frage mich nun, ob ich überreagiere:
Er wohnt 1,5 h von mir entfernt, hat mich dennoch schon des öfteren abends nach Hause begleitet, allerdings ohne auch nur einmal die Nacht dort zu verbringen. Bisher konnten wir immer nur etwas kuscheln, hatten GV, dann musste er in den frühen Morgenstunden auch schon wieder diesen weiten Weg aufbrechen, weil seine Mutter ständig anrief, sie könne unmöglich ohne ihn schlafen. Er "musste" ihrem Wunsch nachgehen, da sie ihn andernfalls mit Nichtachtung bestrafen würde.
Letztes Mal jedoch VERSPRACH er mir, bei mir zu schlafen, brach sogar von seiner Mutter selbstgekochtes Abendessen mit. Es schien, als hätten wir ihren Segen und ich war überglücklich. So albern es auch klingt: Es war zu schön um wahr zu sein.
Leider war es das tatsächlich. Kaum hatten wir es uns im Bett gemütlich gemacht, begann der Telefonterror. Im Zwiespalt zwischen seiner flehenden Mutter und meiner Enttäuschung, fing er an zu weinen, sodass ich ihn trotz meiner eigenen Fassungslosigkeit tröstete. Selbst als er sein Versprechen brach und wieder einmal heimkehrte, konnte ich ihm nicht, lediglich seiner Mutter böse sein, auch wenn es in seiner Verantwortung lag, sich freier von Ohr zu machen. Er liebt sie sehr (hat sich gar ihren Namen tätowieren lassen) und will sich weiterhin gut mit ihr verstehen, sie hingegen scheint ihn nur zu manipulieren.
Auf dem Heimweg, entschuldigte er sich per WhatsApp bei mir, sagte mir zu, beim nächsten Mal sein Handy auszuschalten und WIRKLICH bei mir zu bleiben. Ich beruhigte ihn, er solle sich keine Vorwürfe machen. Insgeheim ahnte ich, dass er sein Vorhaben nicht einhalten wird und musste die ganze Nacht durchheulen, so maßlos frustrierte mich die Lage.
Er ist meine große Liebe und ich gehe schon viele Kompromisse ein, aber langsam kann ich nicht mehr. Mittlerweile würde ich mich wenigstens über EINE EINZIGE gemeinsame Nacht mit ihm freuen, aber es scheint unmöglich. Oder übertreibe ich?