Also: Ich bin in der 12. Klasse auf einem sozialwissenschaftlichen Gymnasium und eigentlich eine sehr gute Schülerin, die immer respektvoll ist. Mein Klassenlehrer hat jedoch scheinbar etwas gegen mich. Letztes Jahr hatte ich ihn schon in Englisch, aber nicht als Klassenlehrer. Anfangs lief es noch gut, doch dann kam es zu einem Vorfall:
Meine Klasse sollte in Gruppen eine Präsentation im Schulhaus vorbereiten, aber ich kam etwas später dazu, weil ich eine Klausur nachgeschrieben habe. Mein Englischlehrer meinte, ich solle dann einfach zu einer Gruppe gehen und mitarbeiten. Also ging ich zu einer Gruppe, die schon fertig war, weshalb es nichts mehr zu tun gab. Wir haben dann noch eingeteilt, wer was sagt, und das war’s. Danach habe ich meine Gruppe gefragt, ob es für sie okay wäre, wenn ich kurz zu meinem Spind gehe, um mein Buch zu holen. Da es nichts mehr von meiner Seite einzubringen gab, war das für sie in Ordnung.
Als ich zurückkam, stand mein Englischlehrer an unserem Tisch und sagte in einem ziemlich abwertenden Ton: „Wo warst du? Du solltest doch mitarbeiten.“ Ich erklärte ihm ruhig die Situation, woraufhin er mich anschrie und mich als verantwortungslos und undiszipliniert bezeichnete. Er machte dann einen Schritt, und ich dachte, wir würden jetzt gemeinsam zum Klassenzimmer gehen, also wollte ich langsam loslaufen, weil alle anderen auch schon auf dem Weg dahin waren. Doch dann packte er mich leicht an der Schulter und schrie, wohin ich gehen wolle – er sei ja gerade noch im Gespräch mit mir. Dann nannte er mich respektlos, und keine Ahnung… Das war leider nicht der einzige Vorfall. Zwar hat er mich seitdem nicht mehr in der Form angeschrien, aber er spricht in einem abwertenden Ton mit mir, blamiert mich vor der Klasse und behandelt mich nicht auf Augenhöhe. Ich habe mich mehrmals bei ihm dafür entschuldigt, dass ich zum Spind gegangen bin (obwohl mein Verhalten ja nicht falsch war).
Letztes Schuljahr hatte ich häufig Fehltage, da ich ein ziemlich schwaches Immunsystem habe und es mir aufgrund meiner psychischen Erkrankungen an manchen Tagen einfach nicht möglich war, in die Schule zu kommen. Der erste Satz, den er dieses Jahr zu mir sagte, war: „Wenn es wieder so wird wie letztes Jahr, bekommst du sofort eine Attestpflicht.“ An sich wäre das für mich kein Problem, weil ich sowieso immer zum Arzt gehe und mir eine Krankschreibung hole – aber nachdem ich ihm erklärt habe, warum ich so oft gefehlt habe, war ihm das irgendwie egal. Ich habe das Gefühl, er hat sich schon letztes Jahr ein schlechtes Bild von mir gemacht, das sich jetzt nicht mehr ändern lässt.
Obwohl ich volljährig bin, war meine Mutter beim Elternabend. Er meinte zu ihr, er habe grundsätzlich nichts gegen mich, aber es sei nicht in Ordnung gewesen, dass ich letztes Jahr keinen Vokabeltest mitgeschrieben habe. Das Ding ist: Englisch ist mein bestes Fach, ich schreibe immer Einsen, und das weiß er. Mittlerweile fehlt mir jedoch der Spaß an dem Fach, und ich bekomme Panikattacken in seinem Unterricht und bin extrem angespannt, wenn ich weiß, dass ich ihn an dem Tag habe. Ich überlege, die Klasse zu wechseln, weil mich die Situation sehr belastet. Er hat auch eine Lieblingsschülerin in der Klasse, was alle wissen und stört. Ich würde ihn gerne konfrontieren, aber ich habe große Angst vor ihm. Ich fühle mich wie eine Versagerin, wenn ich fehle (dieses Jahr habe ich fast überhaupt nicht gefehlt) und traue mich kaum, mich im Unterricht zu melden, weil ich aus Angst oft die richtigen Worte vergesse.
Nächste Woche möchte ich mit der Vertrauenslehrerin darüber sprechen, weil ich finde, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist. Habt ihr Ideen, was ich noch machen könnte?