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Inwiefern sind Kneipetouren so perfekt?

Beispiel: Du gehst abends allein auf Kneipentour. Du treibst Dich von einer zur anderen Kneipe, bleibst in einem Jazzclub hängen, hörst der Musik zu, kommst mit Sitznachbarn ins Gespräch. Gehst spontan mit ihnen mit in die nächste Kneipe, wo sie wiederum Bekannte treffen. Du gesellst Dich dazu und plauderst munter. Dann wirst Du müde, verabschiedest Dich und beim Rausgehen fällt just eine hübsche Dame mit ihrem Stuhl um und Du fängst sie auf. Sie dankt Dir. Ihr redet etwas miteinander und ihr tauscht darauf die Handynummern aus.

Die Idealisierung des "Draußen"

Die Kneipentour-Geschichte ist ein Ideal. Sie ist wie eine Filmszene: alles klappt, die Menschen sind offen, die Begegnungen sind magisch. In der Realität sieht das oft anders aus, genau wie Sie sagen:

  • Gruppen sind geschlossen: Viele Menschen sind in ihren eigenen sozialen Blasen unterwegs und nicht offen für Fremde. Ein "Kann ich mich dazusetzen?" kann oft auf Ablehnung stoßen.
  • People just want to be left alone: Die hübsche Dame mit den Kopfhörern ist das perfekte Beispiel. Ihr Zeichen "Ich möchte ungestört sein" wird oft ignoriert oder als Herausforderung missverstanden. Sie zu respektieren, ist eigentlich die soziale Kompetenz.
  • Überforderung: Für viele Menschen (Introvertierte, Menschen mit sozialen Ängsten) ist so eine Kneipentour kein "Leben", sondern der reinste Albtraum aus Überreizung, Small-Talk-Druck und der ständigen Angst, abgewiesen zu werden.
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Ich bin das hässliche Kind. Wie komme ich hier raus?

Ich bin das „hässliche Kind“. Meine Erfahrung:

Als kleines Kind dachte ich immer, ich sei süß und liebenswert – und vielleicht war ich das damals auch. Außerdem war ich intelligent und gut in der Schule.

Jetzt, mitten in der Pubertät, ist mein Wachstum stecken geblieben und ich habe Akne bekommen. Zum ersten Mal habe ich mich abstoßend gefühlt. Die Unsicherheiten haben dazu geführt, dass ich mich sehr stark auf die Korrektur meiner optischen Makel fokussiert habe. Hautpflege wurde in meinem Leben so wichtig, dass ich täglich mehrere Stunden mit Drücken, Kratzen und Cremen verbrachte. Natürlich wurde alles nur schlimmer.

Als dann vergangenes Jahr noch Haarausfall dazu kam, beschäftigte ich mich so sehr mit meiner Optik, dass ich begann, Dinge wie Schule und eigene Weiterbildung zu vernachlässigen.

Ich bin mittlerweile ein solcher Experte in der Behandlung von Haarausfall und Hautproblemen geworden, dass sich meine Haare und meine Haut trotz ständigem Skinpicking verbessert haben. Zusätzlich färbe ich meine Augenbrauen und Wimpern, mache Krafttraining, nehme Medikamente gegen Haarausfall und nutze Dermarolling gegen Narben – sodass ich täglich bestimmt 1–2 Stunden für mein Aussehen aufwende.

Meine kleine Schwester ist mittlerweile auch mitten in der Pubertät und wirklich hübsch. Meine Eltern sagen ihr das täglich und machen Fotos von ihr, während ich von meiner Mutter als einzigen Kommentar zu meinem Aussehen höre, dass sie „ihrem Sohn doch nicht sagen könnte, dass er gut aussieht“. Autsch. Heute wurden meine Augenbrauen dann als unnatürlich dunkel bezeichnet.

Ich weiß nicht weiter. Meine Obsession stört meine Familie offensichtlich, und neue Therapien und Veränderungen werden eigentlich nur negativ kommentiert. Ich bin an meiner Kapazitätsgrenze, finde mich aber gleichzeitig jetzt am hübschesten, obwohl ich negative Kommentare bekomme.

Außerdem weiß ich sowieso, dass ich im Dating keine Chance habe, da ich schwul bin und die Ansprüche in der Szene noch zehnmal höher sind. Ich habe das Gefühl, ich komme da nicht raus – und will das vielleicht auch gar nicht, aus Angst, mich wieder hässlicher zu fühlen und dann gar nicht mehr rauszugehen. Der Gedanke, dass ich hässlich bin, ist eine so starke Belastung, dass ich immer weitermachen muss. Es fühlt sich hoffnungslos an.

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