Gilt es als Fahrerflucht, wenn man (vermutlich) einen Fahrradfahrer so erschreckt, dass er einen Unfall baut und dann einfach weiterfährt?
Vorab: ich ärgere mich im Nachhinein total über mich, ich hätte meinem ersten Impuls, mein Motorrad an die Ampel auf den Fußgängerweg zu schieben, folgen müssen und nicht weiterfahren dürfen. Aber jetzt ist nicht mehr zu ändern.
Ich denke nur rechtlich gerade über eine Situation vom Montag nach:
Ich fuhr mit meinem Motorrad auf einer zwei spurigen Straße auf die (rote) Ampel zu. Ich auf der linken Spur, zwei Autos auf der rechten Spur. Rechts neben denen verläuft eine baulich nicht getrennte Radspur. Auf der Radspur fuhr eine Mutter vor und ein Kind - ich schätze vielleicht 9-11? hinterher.
Ich bin extra schon ziemlich weit links in meiner Spur gefahren, um dem Autofahrer das gleiche zu ermöglichen, weil ich selber oft genug radfahre um gerne weiten Abstand zu Radlern zu halten, aus Höflichkeit.
Die Autofahrer fuhren allerdings gerade Linie. Also circa 1m neben den beiden Radfahrern vorbei. Vielleicht ein bisschen weniger. Es dürfte aber zu keiner Berührung gekommen sein. Ich war ein ganz kleines bisschen hinter dem Kind - noch etwa 4-5 m von der Ampel weg, als ich das Kind schreien hörte und stürzen sah. Das zweite Fahrzeug, das gerade neben dem Kind war, verdeckte mir die Sicht, aber wie gesagt, ich schätze, es kann keine Berührung gegeben haben, ich vermute, das Kind hat sich vielleicht erschreckt, den Lenker verissen und darum nach rechts ins Gebüsch gestürzt. Ist aber Spekulation.
Auf jeden Fall hielten wir dann alle an der Ampel, ich bin sofort abgestiegen, mein erster Impuls war, Motorrad auf (eigentlich dafür zu schmale) Mittelinsel schieben und hingehen, vielleicht meinen Verbandskasten anbieten, oder so... Habe ich dann nicht gemacht, weil Kind aufstand, sich heulend an die Mutter klammerte und eine Fußgängerin direkt dazu stieß und sich mit kümmerte. (und mich sowas dann auch immer so überfordert, dass ich froh bin, wenn ich mich nicht drum kümmern muss, also habe ich mir gedacht, da sind zwei Erwachsene, ich muss nicht bleiben.)
Wie gesagt ich ärgere mich selber drüber, war falsch von mir!
Autos jedenfalls hielten wegen Rot beide an der Ampel, keiner ist ausgestiegen, obwohl die das Heulen des Kindes gehört haben müssen! Naja, ich bin wieder aufgestiegen und mit den Autos bei Grün weitergefahren. Ich hatte mir kurz das Kennzeichen gemerkt, aber natürlich direkt auch wieder vergessen.
Ich habe die Situation auch bis eben komplett verdrängt/vergessen gehabt. Aber gerade lässt es mir keine Ruhe...
Die Abstandsregelung bei diesen Spuren ist ja absolut schwammig, das Gesetz sagt (anders als bei Schutzstreifen und normalem Überholen), ja nur was von "angemessen" - und das ist ja nun Auslegungssache.)
Ich weiß natürlich auch nicht, eben weil die Sicht verdeckt war, ob nicht doch ein anderer Grund vorlag, warum das Kind gestürzt ist, und ob das Auto schuld ist.
Lange Rede, kurze Frage:
Mal ab von der moralischen Seite... Hätte ich als Zeuge einer Straftat (Fahrerflucht) da bleiben müssen/sollen?