Sind Kulturrelativisten nicht in der Lage, in der Realität zu leben?
Leben sie in ihrer Traumwelt, die nichts mit der Realität zu tun hat?
3 Antworten
Wenn es "bessere Kulturen" gäbe (Konjunktiv), wäre es dann nicht so, dass dies schlicht auf der simplen Sichtweise beruht, dass die eigene Kultur (die eigene Religion, die eigene Sprache usw.) die bessere ist und dass man Probleme damit hat, sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen?
Ich kenne zum Beispiel keinen, der den Kulturrelativismus ablehnen würde und sagen würde "nicht meine Kultur ist toll, sondern die Kultur XYZ (weit weg von hier)".
Logisch ist: wer sich selber zum Maßstab macht, lehnt natürlich den Kulturrelativismus ab. Das aber schafft gewisse Probleme, die bekannt sein dürften.
Die spanischen Conquistadores waren sicher keine Kulturrelativisten.
Das hat weniger mit Realität/Nichtrealität zu tun, sondern eher damit, wie wichtig man sich selber nimmt.
Kulturrelativismus bedeutet nicht, die eigene Kultur zu leugnen. Es bedeutet die Kenntnisnahme, dass Kulturen verschieden sind. Das umschließt zu begreifen, dass unsere Kultur z.B eine liberalistische, aufklärerische ist, andere aber eben nicht.
Heute hat man es eher mit einer verklärten Mischung von kulturrelativistischem Universalismus zu tun:
„(Unsere) Kultur ist böse/gibbet nicht, aber das Gute von ihr behalten wir (-Ismen) und müssen Länder damit überstülpen“
Es hält keinen Pluralismus, keine Differenz aus.
Nein das ist einfach eine (von mir als hoch Problematisch empfundene) Sichtweise auf gesellschafft die nahezu Deckungsleich mit dem von mir verhassten Kommunitarismus ist.
Im Grunde setzt jede Herangehensweise einen bestimmten Aspekt als Zentral und interpretieren von dort aus den Rest - beim Kulturrelativismus ist das halt die Kultur und beim Kommunitarismus die Gemeinschaft - beide sind damit nicht mit Universalistischen Ansätzen kompatibel udn werden darum von mir abgelehnt.
Wenn du tatsächlich universalistisch bist, bist du Eurozentrist - denn von hier und nur von hier entstammt die Aufklärung - und setzt „universalistische Werte“ als zentral und interpretierst dann davon den Rest..
Du bist logisch konsequent in der Pflicht, rückständige Länder im Namen von Feminismus und Universalismus frei zu Bomben. Wie die NeoCons.
Nein, den Universalismus und Aufklärung überhaupt Kulturell verordnen zu wollen geht in meinen Augen schon in Richtung Kulturrelativismus.
Entscheidend sind die Ökonomischen- und Politischen Rahmenbedingungen - jene Strömungen welche die Aufklärung ermöglichten finden sich auch in jeder anderen Hochkultur (und würden sich in nicht Hochkulturen finden, wenn sich diese zu solchen entwickeln) - das gleiche gilt für Konservative udn Kommunitarsitische Strömungen die dem entgegenarbeiten.
Oft wird z.B. China als eher Kollektivistisch eingestuft was mit dem Konfuzianismus zusammenhängt... ...allerdings habe ich hier noch aus meiner Jugend einiges an taoistsicher Literatur stehen, was eben nicht diesem Bild entspricht. Umgekehrt beschreibt Popper Platon in der Offenen Gesellschafft ähnlich wie ich den Konfuzianismus wahrnehmen - Zeitgleich gab es in Griechenland die Strömung des Kynismus der Parallelen zum Taoismus aufweist etc. das Problem ist also in meinen Augen nicht die Kultur sondern die verschiedenen Politischen Strömungen die ihre Anliegen zu legitimieren suchen weshalb Sichtweisen imo eben nicht wie im Kulturrelativismus aus der perspektive der jeweiligen Kultur sondern der des Politischen Lagers verstehbar sind.
Kann man aber nicht sagen, dass Mord, Folter, Vergewaltigung objektiv gesehen falsch ist? Wenn nicht, dann führt Kulturrelativismus zu einem moralischen Relativismus. Das führt zu Postmodernismus und Nihilismus. Irgendwie spielt doch alles keine Rolle, alles ist gut und schlecht, man kann das nicht wirklich so genau sagen. das hängt nur von der Sichtweise ab.