Nathan der Weise – die meistgelesenen Beiträge

Ringparabel- bild und sachebene?

Von den Versen 1957- 1992 soll man ein Wechsel von der Bild- zur Sachebene (inhaltlich und metrisch) finden. Versteht das jemand und kann es mir an einem Beispiel erklären?

Danke schonmal im Voraus

Hier der zu untersuchende Text:

SALADIN (der sich betroffen von ihm gewandt).

  Ich hör, ich höre! - Komm mit deinem Märchen

  Nur bald zu Ende. - Wird's?

NATHAN.                             Ich bin zu Ende.

  Denn was noch folgt, versteht sich ja von selbst. -

  Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder

  Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst                                     1960

  Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,

  Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht

   Erweislich20; - 

   (nach einer Pause, in welcher er des

  Sultans Antwort erwartet)

                        Fast so unerweislich, als

  Uns itzt - der rechte Glaube.

SALADIN.                           Wie? das soll

  Die Antwort sein auf meine Frage? . . .

NATHAN.                                       Soll

  Mich bloß entschuldigen, wenn ich die Ringe

  Mir nicht getrau zu unterscheiden, die

  Der Vater in der Absicht machen ließ,

  Damit sie nicht zu unterscheiden wären.

SALADIN. Die Ringe! - Spiele nicht mit mir! - Ich dächte,                 1970

  Dass die Religionen, die ich dir

  Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären21.

  Bis auf die Kleidung, bis auf Speis' und Trank!

NATHAN. Und nur von Seiten ihrer Gründe22 nicht. -

  Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte?

  Geschrieben oder überliefert!23 - Und

  Geschichte muss doch wohl allein auf Treu

  Und Glauben angenommen24 werden? - Nicht? -

  Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn

  Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen25?                               1980

  Doch deren Blut wir sind? doch deren, die

  Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe

  Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo

  Getäuscht zu werden uns heilsamer war? -

   Wie kann ich meinen Vätern weniger

  Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. -

  Kann ich von dir verlangen, dass du deine

  Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht

  Zu widersprechen? Oder umgekehrt.

  Das nämliche gilt von den Christen. Nicht? -                                 1990

SALADIN. (Bei dem Lebendigen! Der Mann hat recht.

  Ich muss verstummen.26

Deutsch, Schule, Literatur, Nathan der Weise, Ringparabel

Denkt ihr, Lessing war schwul?

Wir lesen gerade „Nathan der Weise“ von Lessing im Unterricht und an einigen Stellen ist uns homoerotisch wirkender Subtext aufgefallen.

V. 1195-1198 Nathan über den Tempelherrn: „Ein Jüngling wie ein Mann. Ich mag ihn wohl, Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang. Die Schale kann nur bitter sein: der Kern Ists sicher nicht.“

Das ist nur ein Beispiel und wir sind noch nicht besonders weit, aber dieser homoerotische Unterton schwingt oft in Nathans Sprechparts mit.

Außerdem haben wir im Internet gelesen, dass Lessing nachdem er sich mit einer Witwe, mit der er vorher Jahre lang befreundet war, verlobt hatte, mit Prinz Leopold in Italien gereist ist(Lessings Begleitung war ungeplant) und mit seiner Frau nur über Briefe kommuniziert hat. Der besagte Prinz ist mit 33 Jahren unverheiratet gestorben. Seine Frau ist nach der Geburt ihres ersten Kindes gestorben. Lessing selbst hat nicht nochmal geheiratet und ist in den Armen seines Beraters und Vertrauten in dessen Wohnung gestorben.

Alle 3 waren bekannt für ihre liberale und tolerante Art und Lessing und Leopold waren sogar Teil der Freimaurer, einer sehr toleranten Gemeinschaft/Bewegung.

Wir sind sehr überzeugt von unserer Theorie und haben uns gewundert, dass wir niemand anderen mit dieser im Internet finden konnten. Deswegen haben wir uns gefragt, ob uns jemand zustimmen würde? Was denkt ihr?

Psychologie, Homosexualität, Kinder und Erziehung, Lyrik, Theorie, Lessing, Nathan der Weise, Philosophie und Gesellschaft

Hilfe! Erörterndes Erschließen pragmatischer Texte?

Hallo, ich stehe kurz vor dem Abitur und habe Fragen zur Vorgehensweise im Fach Deutsch. Ich habe als Themenschwerpunkt Nathan der Weise gewählt, was bedeutet, dass es die Möglichkeit zwei verschiedener Aufgabenstellungen gibt:

  1. "Untersuchendes Erschließen literarischer Texte": Das bedeutet Szenenanalyse. Dort geht man bei der Einleitung ja meistens so vor, dass man sein biographisches Wissen über den Autor kurz darstellt und dann auf die Szene überleitet, welche man interpretiert und auf stilistische Mittel hin analysiert.

  2. Erörterndes Erschließen pragmatischer Texte: Dort bekommt man ja einen Text über das Werk vorgelegt, meistens stellt es dies in Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen Fragen oder einer Dramentheorie. Manchmal ist es aber unabhängig vom Werk. Hier ist mir aber die Vorgehensweise nicht richtig klar. Ich weiß dass ich die Argumente befürworten und/oder widerlegen sollte aber beispielsweise nicht wie ich in der Einleitung vorgehen soll und ob ich auch stilistische Mittel nennen sollte.

Deshalb 2 Fragen:

  1. Sollte ich bei der Einleitung eher mit einer biographischen Übersicht über Lessing beginnen und dann allmählich auf den Text überleiten, oder soll ich gleich mit dem vorliegenden Text anfangen und dann später nur noch Parallelen aufzählen?

  2. Sollte ich auch den Text des Autors "analysieren", d.h. auf stilistische Mittel untersuchen während ich ihn zusammenfasse?

Es wäre super wenn mir jemand eine Übersicht zu Verfügung stellen könnte, wie ich bei diesem "erörterndem Erschließen" vorzugehen habe. Da ich mich selbstständig auf mein Abitur vorbereite, bin ich da leider etwas hilflos und die meisten Bücher halfen mir leider nicht weiter.

Ps: Sorry für den langen Text, ich hoffe ihr versteht mein Problem.

Danke im Voraus!

Deutsch, Abitur, Drama, Erörterung, textanalyse, Nathan der Weise