Denkt ihr, Lessing war schwul?
Wir lesen gerade „Nathan der Weise“ von Lessing im Unterricht und an einigen Stellen ist uns homoerotisch wirkender Subtext aufgefallen.
V. 1195-1198 Nathan über den Tempelherrn: „Ein Jüngling wie ein Mann. Ich mag ihn wohl, Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang. Die Schale kann nur bitter sein: der Kern Ists sicher nicht.“
Das ist nur ein Beispiel und wir sind noch nicht besonders weit, aber dieser homoerotische Unterton schwingt oft in Nathans Sprechparts mit.
Außerdem haben wir im Internet gelesen, dass Lessing nachdem er sich mit einer Witwe, mit der er vorher Jahre lang befreundet war, verlobt hatte, mit Prinz Leopold in Italien gereist ist(Lessings Begleitung war ungeplant) und mit seiner Frau nur über Briefe kommuniziert hat. Der besagte Prinz ist mit 33 Jahren unverheiratet gestorben. Seine Frau ist nach der Geburt ihres ersten Kindes gestorben. Lessing selbst hat nicht nochmal geheiratet und ist in den Armen seines Beraters und Vertrauten in dessen Wohnung gestorben.
Alle 3 waren bekannt für ihre liberale und tolerante Art und Lessing und Leopold waren sogar Teil der Freimaurer, einer sehr toleranten Gemeinschaft/Bewegung.
Wir sind sehr überzeugt von unserer Theorie und haben uns gewundert, dass wir niemand anderen mit dieser im Internet finden konnten. Deswegen haben wir uns gefragt, ob uns jemand zustimmen würde? Was denkt ihr?
2 Antworten
V. 1195-1198 Nathan über den Tempelherrn: „Ein Jüngling wie ein Mann. Ich mag ihn wohl, Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang. Die Schale kann nur bitter sein: der Kern Ists sicher nicht.“
Ich kenne das Buch und die Stelle. Er sagt das allerdings zu dem Tempelherrn direkt, weil er sich bei ihm so bedankt hat, da er Recha gerettet hat.
Ob Lessing schwul war, lässt sich also zumindest durch dieses Zitat nicht vermuten.
Ja, er sagt es zu dem Tempelherrn über ihn.
Und klar, wir wissen, dass sich alles auch im Zusammenhang erklären lässt, allerdings sehen wir da indirekte Andeutungen bzw. sind es ja Lessings Worte, in denen er einen Mann beschreibt. Es war ja auch nur ein Beispiel, wie gesagt wir sind noch nicht so weit in dem Buch, aber haben ab und zu eben Zweideutigkeiten bemerkt. Und im Zusammenhang mit seiner Biografie ergibt es schon viel Sinn, oder?
Es gibt wohl mehr Schwule zwischen Himmel und Erde als sich unsere Schulweisheit erträumen lässt!