Warum war "Nathan der Weise" das erste Stück, das nach 1945 aufgeführt wurde?
Ich hab das Buch gerade gelesen und dann hat mir meine Mutter gesagt, dass es auch nach 1945 das erste Stück war, das (in Berlin) aufgeführt wurde. Ich kann mir vorstellen, dass es dabei um Toleranz geht und der Protagonist ist ja auch ei Jude, welche bis 1945 unter der Führung Hitlers verfolgt wurden.. aber ich würde es gerne genau wissen & finde dazu leider auch nichts im Internet. Vielleicht hab ich ja Glück& einer von euch weiß mehr :)
danke schonmal im Voraus für die Antworten :D
3 Antworten
Grüß Dich, in Theaterhäuser suchen Intendanten mit ihren Dramaturgen die Stücke aus, die sie in der Spielzeit aufführen wollen. Da stecken viele Beweggründe dahinter Einer der Gründe könnte die Ringparabel sein:
Saladin fragt Nathan, welche der drei - damals herrschenden Religionen, die beste sei und dieser antwortete mit einem Gleichnis, der Ringparabel.... du erinnerst dich sicher: Ein Mann besitzt ein wertvolles Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger „vor Gott und den Menschen angenehm“ zu machen, wenn der Besitzer ihn „in dieser Zuversicht“ trägt. Dieser Ring wurde über viele Generationen vom Vater an jenen Sohn vererbt, den er am meisten liebte. Doch eines Tages tritt der Fall ein, dass ein Vater drei Söhne hat und keinen von ihnen bevorzugen will. Deshalb lässt er sich von einem Künstler exakte Duplikate des Ringes herstellen, vererbt jedem seiner Söhne einen der Ringe und versichert jedem, sein Ring sei der echte. Nach dem Tode des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Der Richter aber ist außerstande, dies zu ermitteln. So erinnert er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger bei allen anderen Menschen beliebt zu machen; wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei eingetreten sei, dann könne das wohl nur heißen, dass der echte Ring verloren gegangen sei. Der Richter gibt den Söhnen den Rat, jeder von ihnen solle daran glauben, dass sein Ring der echte sei. Wenn einer der Ringe der echte sei, dann werde sich dies in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen. Jeder Ringträger solle sich also bemühen, diese Wirkung für sich herbeizuführen.
Die Parabel kann dahingehend verstanden werden, dass der Vater für den liebenden Gott, die drei Ringe für die drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam), die drei Söhne für deren Anhänger und der Richter, dem der Streitfall vorgetragen wird, für Nathan selbst stehen. Eine Aussage der Parabel wäre demnach, dass Gott die Menschen gleichermaßen liebe, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, da alle drei Religionen sein Werk und alle Menschen seine Kinder seien.
Viele sehnten sich nach dieser so unmenschlichen Zeit der Nationalsozialisten, nach diesem Akt der Toleranz, Akzeptanz und Nächstenliebe. Es könnte ein möglicher Grund sein, dass das Theater mit dieses Stück ein Zeichen setzen wollte für die neu anbrechende Zeit.
Hoffe ein bisschen geholfen zu haben
Während der Nazizeit war das Stück verboten. Thematisch war es natürlich sehr aktuell nach den Jahren der Verfolgung Andersdenkender. Frag deine Mutter, ob sie weiß, in welchem Theater die Aufführung war. Dann versuch, in dem Theater genauere Informationen über diese Aufführung zu bekommen.
http://www.kultiversum.de/Schauspiel-Theaterheute/Nachkriegstheater-Lessing-Nathan-Berlin.html
"Auf der Suche nach neuer moralischer Grundlegung – das Nachkriegstheater beginnt mit Lessings «Nathan der Weise» am Deutschen Theater in Berlin"
dhm.de/lemo/html/1945/
"7.9. Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in Berlin mit dem während der NS-Zeit verbotenen Drama "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781). "