Kritik an der Ringparabel (Nathan der Weise)?
Hallo, was denkt ihr über das Gleichnis : Die Ringparabel in Nathan der Weise ?
3 Antworten
Ich habe schon als Schüler vor "Jahrhunderten" nicht nur mit dem Lehrer gestritten. Seltsam!
Überall steht geschrieben, dass es Lessing um die Toleranz zwischen den Religionen ginge, aber liest den niemand den Text im Nathan?! UNSINN!
Der Vater hat drei Söhne - er vererbt drei zu ähnliche Ringe, weil er zwei dem einen haargenau nachmachen ließ, weil er alle drei Söhne gleichwertig liebt! Aber sie verhielten sich ihres Glaubens unwürdig, weil sie das (!) nicht wahrhaben wollten, so dass sie einen Richter befragen, welcher der drei der Originalring sei > DAS ist der Text aus dem Drama >
"Der Richter urteilte, dass alle drei betrogene Betrüger seien, denn die Kraft der Ringe sei versiegt, weil ihre ausgesprochene Unverschämtheit sie in von allen Leuten ungeliebte Männer verwandle! Sie seien völlig wertlos. Das wollten die drei Brüder aber nicht hören; sie wollten wissen, wer denn nun den echten des Vaters erhalten habe. Der Richter sprach: Es eifre jeder von euch seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe jeder von euch um die Wette, die Kraft des Steines an den Tag zu legen! Und es komme jeder dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun und mit innigster Ergebenheit im Höchsten zu Hilfe! Und dann werden sie eines Tages in tausenden Jahren wieder vor diesen Richterstuhl eingeladen werden von einem weiseren Mann als ich es jemals werden könnte, nur um wieder zu hören: `Geht hinaus in die weite Welt!´"
Das ist die Weisheit Lessings nach dem auf das Christ sein bezogenen Spruch aus dem Neuen Testament über Christus (1. Johannes, 2,1-6: Nach ihren Taten sollt ihr sie erkennen!), die ganz im Sinne der Religion seines Vaters war, der Archidiakon der lutherischen Orthodoxie war:
Die einzig wahre Religion ist die, deren Gläubige "mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun und mit innigster Ergebenheit im Höchsten der Kraft der Religion zu Hilfe komme"!
Ist das wirklich so schwer zu verstehen, sogar von den Leuten, die wissen, dass Kants kategorischer Imperativ auf dem von Kant angenommenen menschlichen Gewissen beruht, dem als Maß aller Dinge wie selbst die Religion die Nächstenliebe ohne jegliche Bedingung, ohne jegliche Leistungserbringung dafür zugrunde legt!?
Das ist keine areligiöse Haltung, da steht nichts von der aufklärerischen Vernunft gegen die Religion, nichts von der Gleichwertigkeit der drei Weltreligionen, eben nichts von einer Toleranz zueinander, sondern ganz eindeutig ist nach Lessing NUR die Religion die einzig wahre, deren Gläubige sich nicht nur tagtäglich bemühen, nur Gutes für andere zu tun, sondern das Gute auch vollbringen!!!!!!
Warum werde ich niemals jene typische übermächtige, noch immer überall les- und hörbare Deutung von Lessings Ringparabel akzeptieren?! Vielleicht hilft mir Schnaps zur Verblödung...
Am schlimmsten ist die Reduzierung der Religionen auf soziales Verhalten
Darin ist viel zu viel falsch dargestellt! Textinterpretation ist offenbar unvorstellbar schwierig, weil man zu oft seine Vorurteile in seiner Interpretation bestätigt wissen will.
Seltsam! In jeder Religion ist die LIEBE zur Gottheit und den Menschen das höchste Gut.
Die Frage, wie schlimm etwas ist, hängt ja immer vom Kontext und in diesem Falle dem Anspruch dessen ab, der da etwas von sich gibt. Und wenn man sich überlegt, dass unser Land seit einiger Zeit vor der großen Herausforderung von Menschen steht, die ihre Religion noch sehr viel ernster nehmen als der Aufklärer Lessing, dann ist es schon sehr problematisch, sich auf solche Scheinlösungen einzulassen: seid nett zueinander, dann wird sich schon rausstellen, was die wahre Religion ist. Die Ring Parabel ist wirklich nur etwas für fest reden, nicht für Situationen, in denen es um Symbole geht und unterschiedliches Offenbarungen. Da war Friedrich der Große schon deutlich weiter, denn er sagte sinngemäß: in seinem Land soll jeder nach seiner Fasson selig werden. Dieser aufgeklärt absolute Herrscher hatte mehr Ahnung von Religion und mit der damit immer noch verbundenen Frage der Seligkeit als der Schriftsteller Lessing. Und wir erleben es heute ja wieder, dass die Frage mehr zählt, was glaubt jemand, als die Frage: was tut jemand? Bezeichnend,, dass der Begriff des Leugners aus dem engen Bereich des Polizei Verhörs (Leugnung, einer Tat) wieder heraus gelöst worden ist und eine allgemeine und eben religiöse Bedeutung bekommen hat.
wenn das hier ein bisschen engagiert und vielleicht auch übertrieben daherkommt, dann hängt das wahrscheinlich damit zusammen, dass ich in meiner Kindheit Fundamentalismus erlebt habe im Bereich der Religion. Ich spüre also so etwas viel eher und mehr als andere und sehe dann auch die Differenz größer zwischen der Realität einer echten Religion und der entspannten Haltung eines Aufklärers aus dem 18. Jahrhundert. Das nur als Erklärung. :-)
Mir ist noch ein Vergleich eingefallen, den ich eben mit dem Kollegen diskutiert habe, der die Website betreut - er war einverstanden, Folgendes noch zur Erklärung aufzunehmen:
- "Man könnte auch sagen: Lessings Ratschlag in der Ringparabel entspricht einer Lehrkraft, die Schüler, die sich prügeln, auseinanderbringt und dann begütigend sagt: "Seid doch einfach nett zueinander - und wen eure Mitschüler für den nettesten von euch halten, der hat gewonnen."
- Das wirkliche Problem könnte zum Beispiel sein, dass alle Schüler A für den nettesten halten und B darunter leidet, ihn sogar für arrogant hält und es ihm in der Prügelei mal richtig "zeigen" wollte. Das sind die wirklichen Probleme von Menschen, bei denen verschiedene Wahrheiten aufeinanderstoßen."
Die Ringparabel verleugnet, wie ähnlich sich die drei abrahamitischen Religionen sind und wie sehr sie aufeinander aufbauen.
Stattdessen werden sie hier als drei vollkommen unterschiedliche, voneinander getrennte Entitäten beschrieben.
Außerdem wird hier der interreligiöse Dialog völlig ignoriert.
LG
Seltsam!
Die drei Weltreligionen werden in der Ringparabel überhaupt nicht beschrieben. Nur durch das Verhalten und die Meinungen der Figuren werden die damaligen Religionsvertreter typisiert:
Und der Jude Nathan ist der Weise, weil er für ein katholisches Mädchen der Vater ist, der muslimische Sultan ist ein reiner Privatmensch, der sein Jerusalem gegen die katholischen Tempelritter verteidigen muss, aber mit Geld nicht umgehen kann und eine intelligentere Schwester hat. Nur der katholische Bischof, der Patriarch, ist ein von Grund auf böser Dogmatiker.
https://textaussage.de/lessing-ringparabel-bedeutung
Da findest du das genauer ausgeführt