18. Januar 2023

Deine Fragen an eine depressive Person

Unsere Nutzerin Ramboline leidet seit ĂŒber drei Jahrzehnten an ihrer Depression. Im Blickwechsel beantwortet sie am Mittwoch, den 18. Januar, von 15:00 - 17:30 Uhr Fragen zum ihrem Leben mit der Krankheit.
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140 Fragen

Warum meinen Betroffene immer eine Depression sei was sehr schlimmes?

Hört sich provokant an, aber meine die Frage wirklich so. Und ich werde das auch genauer beschreiben.

Bei mir selbst wurde Depression von Ärzten, Gutachtern und Therapeuten festgestellt.

Jedoch leide ich eigentlich gar nicht darunter, nur halt gelegentlich, wenn andere Menschen mir auf die Eier gehen und was von mir verlangen (obwohl das vielen Gesunden sicher auch Ă€hnlich geht). Bei mir Ă€ußert sich die Erkrankung ĂŒbrigens im Antrieb. Von mir aus hĂ€tte ich damit aber keinerlei Probleme. Muss auch keine Medikamente nehmen.

Damit bin ich ja nicht alleine, nur meckere ich nicht. Ich nehme es so wahr, dass andere Depressive aber sehr oft sich beschweren wie schlecht es ihnen geht, aber so gut wie keiner kommt damit gut klar und sagt das auch (wie ich). NatĂŒrlich ist das was anderes, wenn man z. B. Suizidgedanken hat. Da ist das Leid sicher höher, da es sich auch gegen das höchste Gut - eigene Existenz richtet und will ich nicht anzweifeln, aber es gibt ja auch viele bei denen es sich so Ă€ußert wie bei mir. Mal und bei bestimmten Sachen wenig oder keinen Antrieb zu haben ist ja kein Weltuntergang. Trotzdem beschwert sich gefĂŒhlt jeder. Bei mir ist es z. B. so, dass ich dann sage "ok, gerade kein Antrieb - ist halt so, muss ich xy spĂ€ter erledigen" Nervig ist es halt nur, wenn andere dann was wollen in dem Moment, aber auch dann setze ich meinen Willen bzw. Nichtwillen einfach durch und belaste mich nicht zusĂ€tzlich. Das habe ich ja in der Hand.

FrĂŒher wurde die Krankheit nicht ernstgenommen, heute aber macht man irgendwie pauschal ein riesen Fass auf als wĂ€re es zwingend eine der schlimmsten Krankheiten, obwohl es DIE Depression ja gar nicht gibt und eine Depression ja auch einigermaßen harmlos sein kann.

Mal frei runtergeschrieben, hoffentlich noch verstÀndlich.

Wie ist es eine Depression zu haben?

Schon seit vier Jahren grĂŒbel ich darĂŒber ob ich eine Depression habe, vieles deutet darauf hin und vieles besagt das ich keine Depression habe, selbst das eigene Testen auf "Testedich" hat mir nichts gebracht.

Das Ergebnis ist ja dann doch nur eine Vermutung, bei den verschiedenen Tests stand ich als schwer depressive, leicht depressive oder als kern gesund da.

Bei jedem Test kam etwas anderes raus, wobei es mich verwirrt hat.

Ich wurde seit meinem 5. Lebensjahr von meiner Mutter misshandelt bis ich mit 9 Jahren mit blauen Flecken, Kratzspuren, usw. zu meinem Vater zog.

Ich ging vier Jahre lang zum Physiologen, dieser hat mir nicht wirklich geholfen, ich habe mich nicht wohl gefĂŒhlt und nur die guten Dinge aus meinem Leben erzĂ€hlt, da ich immer das GefĂŒhl hatte das meine Eltern am ende des GesprĂ€ches alles darĂŒber wissen. Dies fĂŒhrte zum Schluss das ich nun seit 1 und halb Monaten von der Physiologin " freigesprochen " wurde ( das heißt ich muss nicht mehr zu ihr gehen).

Am Anfang hatte ich riesige Aggressionsprobleme ich habe meine neuen Freunde geschlagen, genauso wie es meine Mutter bei mir tat, obwohl meine Freunde mich akzeptiert und geliebt hatten.Irgendwann sah ich ein das es falsch war und versuchte mir es abzugewöhnen, doch das ist schwer, sogar heute rutscht mir die Hand bei ihnen noch aus, doch sie wissen darĂŒber Bescheid das das keine Absicht ist und verzeihen mir immer wieder.

ich möchte mich oft umbringen wenn mir etwas zu viel wird, selbst bei der kleinsten Kleinigkeit, doch am ende tue ich es nicht weil ich denke das ich dafĂŒr geboren wurde meine Geschwister vor meiner Mutter zu beschĂŒtzen.

in dem Moment wo ich mich umbringen möchte denke ich immer an meine liebsten und das hindert mich daran.

dazu muss ich sagen das ich ein sehr schwieriger Mensch bin, man muss also immer nach meiner Flöte spielen und wenn man das nicht tut komme ich direkt wieder in diese Phase.

ich habe aber auch Mitleid - das meistens aber nur fĂŒr Tiere, wenn jemand einen Tier etwas antun möchte werde ich wortwörtlich zum Löwen. selber kann ich nicht mal eine Fliege töten, das bringt zu viele SchuldgefĂŒhle auf.

ich weiß das "Mensch" zu dem Begriff "Tier" gehört aber bei ihnen fĂŒhle ich keine reue, ich könnte sie zwar niemals umbringen aber foltern oder so.

ich glaube auch das ich eine Essstörung entwickelt habe, das heißt in der Nacht fresse ich mir den Frust immer rein, kann das eine folge von dem ganzen sein was ich durchmachen musste?

es deuten noch mehrere Sachen auf eine Depression hin aber auch viele Dinge sprechen dagegen.

Ich habe das nötigste jetzt hier in diese Frage gepackt da mir nicht mehr so viele Wörter zum schreiben ĂŒbrig sind. ( 2 Zeichen/Wörter)

vielen Dank fĂŒr deine Antwort, wie schĂ€tzt du mich ein?

Ps: zum doctor möchte ich ungern gehen, ich weiß nicht wieso aber ich habe angst davor und möchte auch nicht das meine Eltern (wenn ich eine Depression hĂ€tte) davon wissen, sonst machen sie sich nur unnötig sorgen.

Habe LAS

Deine Entwicklungsphase der Depression?

GrĂŒĂŸ dich Ramboline,

Ich bin zu einem selber betroffen. In meiner spĂ€ten Jugend, bemerkte ich den Zustand meiner Depression nicht bewusst und das ausmaß hat sich erst in darauffolgenden Jahren gezeig, indem es mich in vielen Bereichen des Lebens einschrĂ€nkt. Auch meine Persönlichkeit hat sich dadurch verĂ€ndert. Mit diesen negativen VerĂ€nderung hatte ich Jahre zu kĂ€mpfen und die Depression waren mit tiefer Trauer verbunden, als wĂŒrde meine Seele den Körper lassen, denn zuvor war ich ein sehr Lebensfroher Mensch.

Doch mit dem Alter und den Depression, habe ich es auch zu einer dicken Haut gebrachte, die mich isoliert, schĂŒtzt und durch die es fast nichts von außen schafft, wenn man fĂŒr Scheisse sowas wie ein sechsten Sinn hat. Heute komme ich ganz gut mit mein Depression zurecht, aber das geht nur mit GleichgĂŒltigkeit, Selbstakzeptanz und Ruhe. Der Gang zum Briefkasten und Ordnung halten sind einer meiner grĂ¶ĂŸten EinschrĂ€nkungen. Am Anfang war ich noch sehr penible was Ordnung und Sauberkeit angeht, um selber irengwie ein Weg aus dem Chaos zu finden. Das musste ich aber mit den Jahren vernachlĂ€ssigen damit es mir besser geht, dafĂŒr sieht's aber oft auch Chaotisch aus. Im allgemeinen bin ich heute eher stabiler und weniger anfĂ€llig fĂŒr negatives, aber die Depression sind fĂŒr warscheinlich immer ein Teil von mir. Ich bin froh, dass ich im Gegensatz zu frĂŒher, wieder ĂŒber Dinge lachen.

Hast du auch so ein Ă€hnliche " Entwicklungsphase" deiner Depression durchlebt von herrschender Trauer, bis zur GleichgĂŒltigkeit? Wie kommst du damit zurecht, wo hast du deinen EinschrĂ€nkungen und was hilft dir besser damit zurecht zu kommen?

Liebe GrĂŒĂŸe.