Blickwechsel 18. Januar 2023
Deine Fragen an eine depressive Person
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Ab wann wird es ernst?

3 Antworten

Von Experte Ramboline bestätigt

Hallo Suboptimierer,

Es wird sich ja häufig darüber beschwert, dass Stimmungsschwankungen mit Depressionen verwechselt werden. So gesehen hätte fast jeder Depressionen.

Kann ich bestätigen, es wird bisweilen nicht ernst genommen.

Auf der anderen Seite ist es gefährlich für jemanden, der unter Depressionen hat, davon auszugehen, er habe nur Stimmungsschwankungen. Seine Depressionen könnten ihn sogar in dem Gedanken unterstützen. Er könnte sich einreden, er nähme sich für zu wichtig, wenn er sich einbildete, Depressionen zu haben.

Sofern der Zustand nicht extrem ist, würde ich nicht von gefährlich sprechen. Nicht jeder der Depressiv ist, das zeigt auch ramboline, ist zb. selbstmordgefährdet. Jedoch können die Folgen für die Gesundheit, je nach Dauer, Symptome und Depression massiv sein, da sich Depressionen nicht nur auf Psyche beschränken muss. Es kommt teils zwangsläufig dazu das durch Symptome der Depression selbst der Körper leidet.

Wo liegt die Grenze? Ab wann sollte man sich einen Ruck geben und sich mal untersuchen lassen?

Kann ich schwer sagen, das Problem ist das Depressionen meines Wissens Geschlechter spezifisch beginnt und vielleicht sogar verläuft. Bei einem Geschlecht geht es wenn sie kommt recht schnell, während das andere erst mit anderen Symptomen Konfrontiert wird. Ein weiterer Haken ist das wenn man zu lange wartet, kann eine Depression glaube chronisch werden. Ich würde sagen dann wenn man selbst merkt es ist was nicht in Ordnung, oder andere einen darauf ansprechen. Ob ein Arzt es ernst nimmt ist aber eine andere Frage.

Das Problem ist leider, wenn man Pech hat, tut der Hausarzt alles was man nach dem Wort Depression sagt, als Symptom der Depression abtun. Sprich mögliche ernste Sachen welche später kommen könnten unter der Diagnose Depressionen leiden, weil sie schlicht nicht ernst genommen werden und so unnötig schlechter werden, bis sie behandelt und entdeckt werden.

MfG PlueschTiger

Eine Depression verursacht laut Definition einen solch starken Leidensdruck bei den Betroffenen, dass sie früher oder später den Weg zum Arzt oder Psychotherapeuten gehen.

Entscheidend ist letztendlich, ob man sich durch die Beschwerden in seinem Alltag eingeschränkt fühlt. Solange alles wie bisher funktioniert, gibt es keinen (offensichtlichen) Grund, sich Hilfe zu suchen. Wenn man sich aber krank fühlt, merkt dass etwas nicht stimmt, man sich verändert hat, die Arbeit, die Hobbys,… zu anstrengend werden und auch der Spaß auf der Stecke bleibt, sollte man es unbedingt fachmännisch abklären lassen.

Leider gehört es zum Krankheitsbild einer Depression, dass man sich selbst nicht so wichtig nimmt, sich auch gern mal selbst die Schuld für die Depression gibt, denkt dass man schlechte Dinge verdient hätte usw. was leider dazu führen kann, dass man sich nicht gleich Hilfe holt.

Zudem baut sich eine Depression meist über einen längeren Zeitraum im Verborgenen auf und die Symptome erscheinen schleichend. Auch das macht es schwierig frühzeitig zum Arzt zu gehen. Bei manchen tritt dagegen die Depression in Zusammenhang mit einem auslösenden Ereignis auf, so dass die negative Veränderung leichter zu sehen sind, da sich der Gesundheitszustand kurzfristig verschlechtert.

Im Zweifel sollte man immer zum Arzt gehen. Ausgelacht wird man sicher nicht. Aber leider gibt es auch viele Hausärzte, die eine Depression nicht als Depression erkennen und sie gerne mal klein reden. In einem solchen Fall sollte man hartnäckig bleiben und sich zu einem Psychiater überweisen lassen oder an einen Psychotherapeuten wenden.

Ich weiß zwar auch, dass von vielen Stimmungsschwankungen mit einer Depression gleichgesetzt werden, aber eigentlich haben diese nur wenig mit einer Depression zu tun. Denn bei einer Depression ist die Stimmung die meiste Zeit gedrückt. Die Stimmung schwankt daher gar nicht und „Hochs“ gibt es gleich gar nicht. Außerdem ist die niedergedrückte Stimmung nur ein Symptom von sehr vielen. Z.B. Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten, Interesselosigkeit und vieles mehr gehören ebenfalls zum Krankheitsbild einer Depression. Eine Depression ist sehr viel mehr, als nur etwas, was die Stimmung betrifft.

Spätestens dann, wenn du anhand von Symptomen (Müdigkeit, Antriebsschwäche, Lustlosigkeit, eventuell bereits physische Symptome, wie Durchfall, Herzklopfen/-rasen, Appetitlosigkeit, Schwächegefühl, Angst und Panik verspürst, solltest du einen Arzt aufsuchen, um dein Leid nicht noch zu verschlimmern.

Viele wissen nicht mal, dass sie an einer Depression erkrankt sind, machen immer weiter, bis eventuell gar nichts mehr geht.

Du solltest dich vertrauensvoll an deinen Hausarzt wenden. Dieser wird dir den weiteren Weg weisen.

Allerdings gibt es nicht den geringsten Grund, dich für deine Krankheit zu schämen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 34 Jahren an Depression und Dysthymia erkrankt.