Blickwechsel 18. Januar 2023
Deine Fragen an eine depressive Person
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Glaubst du an eine Heilung?

Calla83  19.01.2023, 00:36

Seit wann hast du denn die Diagnose und wie schwer ist deine Depression?

MonaLisa557 
Fragesteller
 19.01.2023, 10:22

Ich habe seit ca 15 leichte und seit 2020 schwere Depression.

Insgesamt bin ich seit 10 Jahren Depressiv.

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Eine Depression gilt grundsätzlich als gut therapierbar. Das heißt, man kann sie in vielen Fällen gut behandeln.
Eine Depression ist deshalb aber nicht automatisch heilbar. Zumindest ist die Bezeichnung Heilung für eine Depression der falsche Ausdruck. Eine Depression kann vollständig abklingen, so dass man symptomfrei ist. Das nennt sich Remission.

Über die Hälfte derer, die einmal in ihrem Leben eine depressive Episode hatten, erkranken mindestens ein zweites Mal daran. Das nennt sich rezidivierende Depression. Dazu kommen noch die verschieden Formen der chronischen Depression. Von ihr spricht man, wenn die Depression mindestens zwei Jahre besteht. Ist es erst mal zu einer Chronifizierung gekommen, stehen die Chancen auf eine generelle Verbesserung der Beschwerden deutliche schlechter. Mit zunehmender Dauer sinken die Chancen immer mehr. Dies liegt aber auch daran, dass viele Behandlungsmethoden bereits gescheitert sind und diese daher nicht mehr erfolgsversprechend sind. Beispiel: wenn jemand bereits 15 verschiedene Antidepressiva genommen hat, ohne dass sie geholfen haben, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein weiters Antidepressivum hilft. Nimmt jemand zum ersten Mal ein Antidepressivum, stehen die Chancen deutlicher Höher, dass es hilft. Auch haben sich negative über einen langen Zeitraum Denkmuster verfestigt und sind nur noch schwer veränderbar.

Trotzdem gibt es Fälle, wo es tatsächlich zu einer „Heilung“ kommen kann oder diese Bezeichnung passen ist. Ich möchte dir ein paar Beispiele nennen:

  • wenn zwei Wochen lang zwei Haupt- und zwei Nebensymptome einer Depression aufgetreten sind, kann man bereits die Diagnose stellen. Dazu bedarf es nicht sehr viel und daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn diese Depression nach ein paar Wochen wieder vollständig verschwunden ist
  • es eine leichte Depression ist die frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird
  • eine Depression bestand nur aufgrund von äußeren Umständen, sind diese weg, klingt auch die Depression in der Regel ab
  • (Haus)Ärzte stellen die Diagnose häufig falsch
  1. Sie stehen unter einem enormen Zeitdruck und haben gar nicht die Möglichkeit, eine ausgiebige Diagnostik durchzuführen
  2. ihnen fehlt die Erfahrung und die fachliche Kenntnis
  3. sie verdienen mehr an einer Depression, als an „der Patient hat aktuell viel Stress bei der Arbeit“ oder „er hat eine Trennung hinter sich“
  4. sie verwechseln negative Lebensereignisse wie Trauer eines nahestanden Menschen mit einer Depression
  5. sie vergeben die Diagnose damit der Patient zufrieden ist und einen Namen für seine Beschwerden hat
  6. die tatsächliche Ursache wird übersehen z.B. eine Schilddrüsenerkrankung und stattdessen wird eine Depression diagnostiziert
  7. erst die Diagnose rechtfertigt die Gabe von entsprechenden Medikamenten
  • und nicht zu vergessen die ganzen Selbstdiagnosen der Jungendlichen. Eine Depression kann sehr gut abheilen, wenn sie nie existiert hat und es in Wirklichkeit z.B. nur Liebeskummer war

Wie stark bist du durch deine Depression eingeschränkt? Bist du berufstätig? Welchen Behandlungsmethoden hast du bereits ausprobiert? (nur falls du antworten magst)

Für schwere und chronische Depressionen können folgende Behandlungsmethoden hilfreich sein:

  • CBASP
  • Elektrokovulsionstherapie
  • Transkranielle Magnetstimmulation
  • Ketamin-Therapie
MonaLisa557 
Fragesteller
 22.01.2023, 15:58

Meine schweren Depressiv haben ca 8.Jahre gebrauchr um so zu werden sie sie jetzt sind.

Mit 15 habe ich selber leichte Symptome gemerkt, war da aber schon in Therapie. Ich habe ne nicht so gute Kindheit gehabt und wir haben uns in der Gesprächstherapie eher auf Alltägliche Belastungen und Angstbewältigung verschrieben.

Eine Diagnose habe ich erst Ende 17 bekommen. Eine Diagnose war eigentlich nie Thema. Ich hatte auch keinen Drang das zu Erfahren.

Aber ich brauchte die Diagnose für ein Berufsbildungswerk. Man muss da alles beim Arbeitamt angeben. Aber meine Therapeutin hat nie von Störung oder ähnliches gesprochen, sondern eher gesagt ,,Das ist alles kein Thema. Du hast halt hier und da Angst vor alltäglichen Situationen und ne kleien Depression." Das war für mich eher so: ,,Aha. Aber zurück zum Thema."

Ich kam dann ins Berufsbildungswerk und habe dort meine Ausbildung gemacht und Förderungen in anspruch genommen. Durch die Ausbildung wurden meine leichten mini Depressionen etwas belastender und ich musste in den ersten 3 Monaten für insgesamt 3 Wochen krank geschrieben werden um einen Zusammenbruch zuvor zu kommen. Ich habe zur stabilisierung mein erstes Antidepressivum bekommen.

Das hat auch wunderbar funktioniert. In der gesamten weiteren Ausbildung war ich nur noch 2 Wochen krank geschrieben wegen meinen Depressionen.

Ich bezog meine erste einen Wohnung 1 Jahr vor Ausbildungsende. Dann kam Corona. Es schlug mir etwas aufs gemüt aber es ging. Ich konnte so lernen alleine und selbstständig auf eigenen Beinen zu stehen. Nach der Ausbildung habe ich keinen Job bekomen und habe meine Medis abgesetzt.

Zum Ende der Ausbildung durfte ich diese absetzen. Zu der Zeit hatte ich meine Therapeutin nicht mehr, weil es ein Jugend und Kinder Therapeut war. Aber es war so mit ihr besprochen, also habe ich es gemacht.

Dann ging es rund. In nichtmal 4 Monaten verschlechterete sich so mein Zustand, dass ich in die Tagesklinik musste. Dort wurden mir auch die schweren Depressionen diagnostiziert und wieder Medis verschrieben. Nach der Behandlung hat mich diese Therapeutin in Ambulante Behandlung genommen und eine weitere Gesprächstherapie mit mir aufgenommen. Bis heute bin ich dort. Jedenfalls bis Ende Februar. Da wechselt sie den Arbeitsplatz und muss die Therapie mit mir beenden.

Ich glaube meine schweren Depressionen ist ne blöde Kombi aus Einsamkeit, keine unterstützende Medis mehr und Verzweiflung gewesen.

Jobtechnisch ist das mit diesen Depressionen nicht so einfach. Ich war erneut 1 Jahr in Ausbildung konnte aber den ganzen Druck nicht standhalten. Danach in dem Einzelhandel. Dort ging es mir besser, weil die Arbeit recht simpel war. Jedoch habe ich auch dort nach mehreren Monaten gemerkt, dass immer mehr meine Depressionen wieder das ruder übernehmen wollten. Das ganze eingewechsel mit den Schichten konnte ich auf Dauer nicht so ab. Habe aber wegen einen anderen Geund gekündigt.

Mittlerweile bin ich arbeitslos und das Arbeitsamt hat eine Begutachtung in Auftrag gegeben um heraus zu finden für welche Jobs ich eher geeignet bin und für welche nicht.

Mittlerweile weiß ich das ich einen festen Tagesablauf brauche, zumindest Montag bis Freitag. Das funktioniert gerade nur mit einer aderen Perosn die mich sozusagen anleitet. Halbwegs feste Essenszeiten, tägliche kleine Aufgaben usw. Sonst falle ich sehr schnell in die antribslosigkeit zurück und bleibe 5 Tage ungewaschen 24h im Bett.

Außerdmw überfordern mich etwas geößere Aufgaben recht schnell. Wenn ich 2 Sachen gleichzeitig angehen muss bin ich überfordert, obwohl es eigentlich nicht so schwierig ist. Ich muss mich bewusst zurück nehmen und sagen ,,Erst dies dann das." und selbst diese Reihenfolge ist schwer einzuhalten.

So jetzt bist du so ca im Bilde. Habe wahrscheinlich viel zu viel geschrieben, aber was solls.

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Calla83  22.01.2023, 17:04
@MonaLisa557

Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Konnte ich dir mit meiner Antwort denn irgendwie helfen?

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MonaLisa557 
Fragesteller
 24.01.2023, 14:58
@Calla83

So ein paar Sachen wusste ich schon, aber es war schön das ganze ausführlich zu lesen.

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Um ehrlich zu sein, glaube ich nach rund 33 Jahren, die ich mittlerweile mit dieser Krankheit leben muss, nicht mehr an Heilung, zumal sie sich chronifiziert hat.

Allerdings habe ich mich auch behandeln und therapieren lassen, so dass ich mit der Krankheit leben kann, wenn auch manchmal unter schwierigen Phasen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 34 Jahren an Depression und Dysthymia erkrankt.
pcdenker  18.01.2023, 17:17

Auch ich leide seit meinem 16 Lebensjahr, also 55 Jahre schon, an Depressionen - bisher habe ich versucht damit zu leben, mal recht mal schlecht.
Man lernt Situation einzuschätzen/umzuschalten, doch niemals sie auszuschalten.
Bei mir war es so, das auch körperliche Beschwerden auftraten, so stark, das man mich mit 42 Jahren zum "nicht erwerbsfähigen Menschen" erklärte. Es hat mehr als 5 Jahre gebraucht, bis ich es akzeptiert habe.
Du bist lebensfähig ohne zu leben.
Deine Erfahrung mit der REHA teile ich voll und ganz.
Wünsche Dir alles Gute für Deinen weiteren Weg.

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Liebello  18.01.2023, 17:36
@pcdenker

leidest du unter Erschöpfung, Müdigkeit und Denkproblemen?

oder was sind deine Hauptsymptome?

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pcdenker  18.01.2023, 20:06
@Liebello

Meist an Antriebslosigkeit, Erschöpfung gegenüber Denkprozesse, besonders wenn Menschen unüberlegt kommentieren, wie, du siehst gut aus, sieht man dir nicht an - was?????

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Liebello  18.01.2023, 20:07
@pcdenker

was?

ich will nur helfen

wenn du unter chronischer Erschöpfung leidest, könnte es auch CFS sein und nicht oder nicht ausschließlich Depression

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pcdenker  18.01.2023, 20:13
@Liebello

Sorry, das "was??" stand für Leute, die jegliches Einfühlungsgefühl vermissen lassen.
Der Depressive braucht kein Mittleid sondern Akzeptanz, auch Hilfe.

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Liebello  18.01.2023, 20:33
@pcdenker

ja, tue ich doch...

ich glaube du hast das alles in den falschen Hals bekommen...

aber egal

dann helfe ich halt nicht

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pcdenker  18.01.2023, 21:20
@Liebello

War nichts persönliches- wenn man mehr als 70 Jahre auf dem Puckel hat, kann dieser scchonmal krumm werden.
Sorry, wollte Dich nicht verletzen oder angreifen.

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An komplette heilung das ich nie wieder Depression hab glaub ich nicht aber ich glaube daran das es mit der zeit durch gute Aufarbeitung von Kindheit usw das die Symptome bisschen weniger werden und es im Alltag nicht mehr so doll auffällt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – War schon in 2Psychatrie, 1Tagesklinik und normale 1Therapie

Das Problem bei einer Depression ist, man kann nicht einfach mal den Schädel aufmachen und nachsehen. Genauso wenig gibt es Unterlagen zu den Umständen, die es Verursacht haben.

Eine Therapie hat nicht das Ziel etwas zu reparieren, sondern ein möglichst unbeschwertes Leben zu führen.