Deine Frage lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Es kommt immer auf die individuelle Situation des Einzelnen an. Mache Menschen können trotz einer Depression arbeiten gehen, manche nur teilweise oder phasenweise und wieder andere können gar nicht arbeiten gehen, sind längere Zeit krankgeschrieben oder müssen sogar (in jungen Jahren) berentet werden.
Vordergründig ist der Schweregrad der Depression darüber entscheidet, ob der Betroffene arbeiten gehen kann oder nicht (siehe unten). Zudem kommt es darauf an, ob noch weitere psychische oder auch körperliche Erkrankungen vorliegen, die die Arbeitskraft zusätzlich beeinträchtigen. Jeder Zweite, der an einer Depression erkrankt ist, leidet nämlich unter mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung wie z.B. einer Angststörung.
Neben den gesundheitlichen Aspekten spielt es auch eine Rolle, ob Vollzeit oder Teilzeit gearbeitet wird, wie anspruchsvoll und anstrengend der Job ist, ob eine Familie versorgt werden muss oder aber eine Entlastung des Betroffenen von privater Seite möglich ist, wie lange die Depression schon besteht usw.
Auch spielt es eine entscheidende Rolle, welche Symptome bei der jeweiligen Depression im Vordergrund stehen und in wie weit diese bei der Arbeit und im speziellen Beruf ausschlaggebend sind. Beispielsweise fehlen vielen Depressiven die Energie und der Antrieb oder aber die kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt. Je nach dem, können manche Tätigkeiten damit möglich sein und andere nicht.
Es gibt eine grobe Orientierung, bei welchem Schweregrad einer Depression eine Berufstätigkeit möglich ist. Vielleicht hilft dir das zur Orientierung:
- „Leichte depressive Episode: Der Patient fühlt sich krank und sucht ärztliche Hilfe, kann aber trotz Leistungseinbußen seinen beruflichen und privaten Pflichten noch gerecht werden, sofern es sich um Routine handelt.
- Mittelgradige depressive Episode: Berufliche oder häusliche Anforderungen können nicht mehr oder bei Tagesschwankungen nur noch zeitweilig bewältigt werden.
- Schwere depressive Episode (ohne psychotische Symptome): Der Patient bedarf ständiger Betreuung. Eine Klinikbehandlung wird notwendig, wenn das nicht gewährleistet ist.“
Das bedeutet, dass man in der Regel mit einer leichten Depression arbeiten gehen kann, aber es anstrengender ist oder dann z.B. die Energie für das Fitnessstudio oder die Lust sich mit Freunden zu verabreden fehlt. Kommen zusätzliche Stressfaktoren hinzu, wird es dem Betroffenen schnell zu viel.
Bei einer mittelgradigen Depression kann man zum Teil noch unter erschwerten Bedingungen arbeiten gehen, ist aber phasenweise krankgeschrieben und ist auch im Privatleben deutlich eingeschränkt.
Bei einer schweren Depression funktioniert in aller Regel weder Job, noch Privatleben. Selbst beim Haushalt und alltäglichen Aufgaben, wie der Körperpflege kann man an seine Grenzen stoßen. Teils schaffen es die Betroffenen phasenweise kaum noch aus dem Bett
Du siehst also, dass viele Faktoren entscheidend dafür sind, ob man mit einer Depression arbeiten gehen kann oder nicht. Am besten bespricht man es mit seinem behandelnden Arzt, ob eine Krankmeldung notwendig und sinnvoll ist. Denn ohne z.B. die tägliche Routine durch den Job und das Gefühl gebraucht zu werden, kann sich eine Depression auch weiter verschlechtern. Es muss daher abgewogen werden, was individuell sinnvoll ist. Zudem verbessert sich eine Depression nicht durch Erholung. Es sollte daher immer begleitend eine zielorientierte Behandlung stattfinden. Eine Tagesklinik oder eine vollstationäre Behandlung sind häufig sinnvoller, als nur zu Hause zu sein, wenn Arbeiten nicht möglich ist. Alternativ kann eine ambulante Psychotherapie und engmaschige ärztliche Betreuung helfen.