6 Ich habe den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast, deinen Namen bekannt gemacht
Neue evangelistische Übersetzung (Gefell: Karl-Heinz Vanheiden, 2019), Joh 17,6.
---------------------------
Bedeutet dies zu Wissen, daß der Name Gottes Jhwh entweder Jehovah oder Jaweh ausgesprochen wird?
Dies allein zu wissen, wie es zum Beispiel die Zeugen Jehovas behaupten""
In V. 6 beschreibt Jesus, wie »Menschen« zur Gotteserkenntnis gelangt sind (vgl. V. 3): »Ich habe deinen Namen offenbart.« Der »Name« kann hier nicht der »Jahwe«-Name vom Dornbusch (2 Mo 3,14) sein, denn dieser war den Juden längst bekannt. Es kann aber auch nicht der »Vater«-Name sein. Denn auch dieser war in Israel längst bekannt (vgl. 5 Mo 32,6; Jes 63,16; Jer 3,4; 31,9; Mal 1,6). So bleibt nur übrig, unter dem »Namen« (wie des öfteren in der Bibel) die ganze Person zu verstehen (vgl. 1 Kö 8,16; Ps 69,37; Mt 10,22; Joh 1,12; 2,23; 3,18; Apg 4,12; 1 Jo 2,12; 3,23; 5,13). Dann aber besagt Joh 17,6: Jesus hat die volle Gottesoffenbarung gebracht – er, und er allein. Sie kann nie mehr Überboten werden (Hebr 1,1f.). Deshalb sind die Menschen, die wie Mohammed behaupten, sie brächten die letztgültige und neue Gottesoffenbarung, Irrlehrer. Vielleicht dachte Jesus ganz speziell daran, daß er Ps 22,23 erfüllt hat: »Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern.« Jedenfalls gehört Ps 22 zu den Leidenspsalmen Jesu (vgl. Mt 27,46; Joh 19,24.28; Hebr 2,12). Halten wir fest: Durch Jesus lernten Menschen den einzigen, wahren Gott kennen (V. 3).
»Jetzt haben sie erkannt« (V. 7): Das ist eine unumstößliche Feststellung! Die Aussage steht im Perfekt. Es ist das jubelnde »jetzt« der angebrochenen Endzeit. Jesu Tätigkeit blieb also nicht umsonst. Die Erkenntnis lautet, »daß alles von dir ist, was du mir gegeben hast«. Das heißt, die Jünger wissen jetzt, daß Jesus alles von Gott hat (»alles von dir ist«). Sie können damit dem Verdacht widerstehen, Jesus vertrete nur seine persönliche Meinung (vgl. 7,16), sei ebenso fehlbar wie andere Rabbinen, oder gar ein Irrlehrer (vgl. 7,12; 8,48), der vom Bösen besessen ist (vgl. 8,48 und Mt 12,24).
Die rettende Christuserkenntnis wird in V. 8 weiter beschrieben: »Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.« Hier wird ganz klar, daß Rettung und Jüngerschaft auf dem Wort Gottes beruhen. Das Wort ist immer das erste! Vgl. Röm 10,17. Erst muß Gott an uns handeln (»habe ich ihnen gegeben«), bevor wir handeln können. Daß Jesus nicht eigene Worte in Umlauf setzt, sondern »die Worte« des Vaters (»die du mir gegeben hast«), hat das Evangelium immer wieder unterstrichen (vgl. 3,34; 5,20; 6,38; 7,16; 8,26.28; 12,49f.; 14,10.24). Doch Gottes Wort fordert auch Antwort. Diese Antwort ist von den Jüngern gegeben worden: »Und sie haben sie angenommen.« »Annehmen« heißt: hören, aufnehmen, gehorchen. Die Jünger haben also nach Joh 1,12 gehandelt. »Und sie haben wirklich erkannt«: Das ist der nächste Schritt. Wie in 6,69 folgt das »erkennen« dem Glauben. Christsein führt also zur Erkenntnis und bleibt nicht in einem dumpfen Fürwahrhalten stecken. Die Erkenntnis ist hier in V. 8 eine Christuserkenntnis: »daß ich von dir ausgegangen bin«. Auch dieser Satz ist dem Evangelium wichtig (vgl. 8,42; 13,3; 16,27f.30). Er bedeutet, daß Jesus seit Ewigkeit beim Vater war und vom Vater auf die Erde kam. Wieder zeigt sich, daß Joh 1,1ff. eine Wurzel im Hohenpriesterlichen Gebet hat. »Und sie sind zum Glauben gekommen, daß du mich gesandt hast.« Hier geht es um die heilbringende Sendung des Gottessohnes. Auch dies ist eine Kernaussage des Evangeliums (vgl. 1,10ff; 5,36; 6,57; 11,42; 12,44ff.; 16,5). »Sie sind zum Glauben gekommen« (vgl. die Einheitsübersetzung) bedeutet, daß die Jünger jetzt in einem gegründeten Glauben leben. Dieser Glaube wird zwar durch die Kreuzigung aufs tiefste erschüttert (16,31f.). Aber Jesus kann ihn doch nach seiner Auferstehung wieder auf richten. Die Wendung »sie sind zum Glauben gekommen« macht uns darauf aufmerksam, daß der christliche Glaube nicht nur ein immer neues Sich-Entscheiden, sondern auch ein »Stehen« im Glauben beinhaltet (vgl. 1 Kor 15,58; 16,13; Gal 5,1; Kol 1,23; 1 Thes 3,5.8; 2 Thes 2,15).
Gerhard Maier, Johannes-Evangelium, hg. von Gerhard Maier, Bd. 2, Edition C Bibelkommentar Neues Testament (Holzgerlingen: Hänssler, 2007), 214–216.