Wäre Jesus heute bei manchen Christen unbeliebt?
Ich frage mich schon länger: Wie würden manche Christen wohl heute auf Jesus reagieren, wenn er wirklich mit seinen originalen Lehren hier unter uns leben würde?
Denn viele Dinge, die Jesus laut Bibel gelehrt hat, wirken im heutigen Kontext – besonders unter konservativen oder extrem dogmatischen Christen – fast revolutionär oder „zu links“. Ein paar Beispiele:
Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. (Markus 10,25)
Ebenso wichtig ist aber ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹ (Matthäus 22,39)
Widersteht nicht dem, der böse ist, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu (Matthäus 22,39)
Er war ein armer jüdischer Wanderprediger aus Nazareth, also aus einer Region, die heute im Nahen Osten liegt – kein weißer Europäer. Er saß mit Zöllnern, Prostituierten und Ausgestoßenen am Tisch. Er kritisierte die religiöse Elite offen (siehe Matthäus 23). Er stellte Menschen über Gesetze – siehe die Heilung am Sabbat.
Was denkt ihr?
Würde Jesus heute bei manchen Christen anecken? Vielleicht sogar ausgegrenzt oder abgelehnt werden?
Oder würden sie ihn erkennen – trotz seiner radikalen Botschaft?
Mich interessieren eure Meinungen – auch wenn ihr selbst nicht gläubig seid.
Ergänzung zur Diskussion: Wie würde Jesus heute auf Kirchen reagieren?
Wenn Jesus heute eine prunkvolle Kathedrale betreten würde, während draußen ein Obdachloser hungert, würde er wohl nicht bewundernd die Kunst betrachten – sondern fragen:
Was ihr dem Geringsten meiner Brüder nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. (Matthäus 25,45)
Wahrscheinliche Reaktion Jesu heute
Wenn man Jesu überlieferte Aussagen ernst nimmt, dann würde er sich heute wahrscheinlich:
- auf die Seite der Armen, Kranken, Queeren und Ausgegrenzten stellen, nicht der Mächtigen.
- dogmatische Streitigkeiten (z. B. katholisch vs. evangelisch) als Ablenkung vom Wesentlichen sehen.
- Kirchenbesitz, Gold und Prunk als Widerspruch zu seiner Botschaft der Demut und Nächstenliebe empfinden.
- nach Taten urteilen, nicht nach Glaubensbekenntnissen oder Mitgliedsausweisen.
Jesus und Reichtum: Kritik an Prunk
Jesus hat sich mehrfach klar gegen Reichtum und für Einfachheit ausgesprochen:
Sammelt euch keine Schätze auf der Erde … Denn wo dein Schatz ist, da ist auch euer Herz. (Matthäus 6,19–21)
Oder s.o. mit dem Kamel durchs Nadelöhr.
Wenn Jesus heute eine goldverzierte Kathedrale wie den Petersdom in Rom betreten würde, während draußen Menschen hungern, ist es schwer vorstellbar, dass er das gutheißen würde.
Er hat schon zu seiner Zeit den Tempel symbolisch gereinigt, als dort Handel und Heuchelei Einzug hielten:
Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus! (Matthäus 21,13)
Deshalb sagen viele sinngemäß:
„Wenn Jesus heute den Petersdom sähe, würde er wieder die Tische umwerfen.“
Jesus und Institutionen
Jesus wollte keine machtvolle Institution mit Hierarchie und Dogmen, sondern eine Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe.
Der Größte unter euch soll euer Diener sein. (Matthäus 23,11)
Viele kirchliche Strukturen – ob im Mittelalter oder teilweise auch heute – stehen im Gegensatz zu diesem Prinzip von Demut und Gleichheit. Wenn man auf goldene Mitren, Paläste oder politische Einflussnahme blickt, stellt sich die Frage: Würde Jesus sich darin überhaupt wiederfinden?
Ich fände ihn total cool.
Ich auch, selbst als Nicht-Christ
15 Antworten
Ja, genau das frage ich mich auch manchmal. Insbesondere dann, wenn ich wieder ne Doku aus den USA (oder auch europa) sehe, wo irgendwelche evangelikalen sich permanent auf Jesus berufen um völlig menschenverachtende Meinungen zu untermauern. Bin mir zum Beispiel recht sicher, dass Jesus nix von Waffen gehalten hat oder halten würde, genau so wenig wie er für Ausgrenzung von Menschen aufgrund von Herkunft, Sexualität etc. gewesen wäre.
Also ja: ich glaube Jesus wäre heutzutage unbeliebt bei vielen Fundamentalisten.
Es gibt in Amerika tatsächlich kleine Gruppen von Christen, die Jesus ablehnen. Er ist ihnen zu pazifisch gewesen.
Das in manchen Megachurches gepredigte Wohlstandsevangelium wäre wohl auch nicht in Jesus Sinn gewesen.
Natürlich würde er anecken. Ist er doch damals schon bei seinen jüdischen Kollegen. was daraus wurde kannste in der Bibel nachlesen. Anecken ist also noch harmlos ausgedrückt. 🙃
warehouse14
Von seinen originalen Lehren sind in der heutigen Gesellschaft viele verwirklicht, die strengen Lebensregeln seiner Zeit gibt es nicht mehr, die Menschen sind weitaus freier als damals, ob in der Religion oder außerhalb, und haben über Gesetze wie die Menschenrechte als Individuen auch viel mehr Rechte gegenüber den Mächtigen, Reichen und dem Staat. Jeder darf sich heute an einen Tisch setzen mit wem er will, jeder darf die Elite kritisieren wenn er will, das sind selbstverständliche Rechte in unserer freien demokratischen Gesellschaft.
Eines seiner Ziele damals war, seine Zeitgenossen von hirnlosen Angriffen auf die römischen Besatzer abzuhalten ("gebt Gott was Gottes ist", sprach er - damit war das "Tempelgeld" gemeint - "gebt dem Kaiser was des Kaisers ist", die "unreinen" aber überall im Warenverkehr gültigen römischen Münzen als Tribut), denn die liefen am Ende auf ein Selbstmordkommando - jüdischer Aufstand und Diaspora - raus, was er gern verhindert hätte aber nicht konnte.
Alles Wasser unter der Brücke, ein Jesus in der heutigen Zeit müßte sich erst mal neue Ziele suchen die er verwirklichen möchte.
Bei vielen Christen, besonders den fundamentalistisch-gläubigen, würde er anecken, weil er sich garantiert nicht so benehmen täte wie die das erwarten, als abgehobener leuchtender Gott der sich in einen echtgoldenen Kasten zum Herumzeigen und Angeben sperren läßt, oder als Wunder-Maschine die am laufenden Band Wunder zu wirken hätte. Die meisten würden ihn daher einfach als falschen Propheten und Möchtegern-Jesus abtun, der in die Psychiatrie gehört, weil er ihren Erwartungen nicht entsprechen würde.
Damals war er arm unter Armen und hat die Welt verändert, aber heute bewegt man da nicht mehr viel. Vernünftigerweise würde er diesmal als Reicher kommen, dem allein durch Geld schon die Welt offensteht und dem man auch ganz anders zuhört, wenn Millionen im Hintergrund stehen, vielleicht als Nachkomme von Bill Gates oder einem anderen Superreichen.
Ich bin gläubig (würde mich auch als konservativ und dogmatisch bezeichnen), und Jesus darf alles in mein Leben hineinsprechen, was er will, gerade auch dann, wenn es ungemütlich wird. Mit meiner Entscheidung, ihn zu meinem König zu machen, habe ich genau dies gemeint, denn ich will, dass er in mir größer wird und ich kleiner im Sinne von Erneuerung durch seinen Geist. Jesus sollte für einen gläubigen Nachfolger DAS Vorbild in ALLEN Dingen sein, auch wenn es erstmal weh tut. Gott sei Dank durfte ich so schon als Kind erleben, dass sein Gebot der Vergebung Segen bringt und es sich lohnt, seinen eigenen Stolz zu überwinden. Und so ist es mit allen Dingen. Alles was Gott in uns ändern will ist ausnahmslos gut und trägt zur Heiligung bei.