An die Christen: Was meint Jesus mit "denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist" (Matthäus 16,23)?

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Im Walvoord-Bibelkommentar steht dazu als Erklärung im Kontext:

" Als Petrus diese Worte hörte, nahm er Jesus beiseite und fuhr ihn an. Der Jünger, den der Herr soeben gesegnet hatte, begriff offensichtlich nicht recht, was sein Meister wollte. Petrus konnte nicht einsehen, wie Jesus der Messias sein und doch von den Pharisäern und Schriftgelehrten umgebracht werden konnte. Er war wahrscheinlich so schockiert, Jesus von seinem Tod sprechen zu hören, dass er den Hinweis auf die Auferstehung überhaupt nicht mitbekommen hatte. Seine Auflehnung gegen das Bevorstehende brachte ihm jedoch einen Verweis des Herrn ein, denn Petrus übernahm hier die Rolle des Satans. Dabei sprach Jesus Satan, der Petrus als Werkzeug zu benutzen versuchte, direkt an. Er hatte ihm schon einmal, bei der Versuchung in der Wüste, befohlen, von ihm zu weichen (Mt 4,10), und wiederholte diesen Befehl nun. Petrus wollte den Tod des Herrn vermeiden, der doch in erster Linie aus diesem Grund in die Welt gekommen war. Jeder Versuch, die Kreuzigung zu verhindern, wie es der Satan auch früher bereits versucht hatte (Mt 4,8-10), widersprach eindeutig dem Plan Gottes."

Werner  07.08.2021, 13:14

Ich glaube, Petrus war auch nicht der Hellste !

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chrisbyrd  07.08.2021, 13:25
@Werner

Petrus war in dieser Situation eben sehr "menschlich" und hat so reagiert, wie impulsive Menschen reagieren, die irgendwie schon das Gute wollen, aber noch nicht verstanden haben, das das Gute in dieser Situation eigentlich ist.

Später wirkt Petrus viel gelassener und weiser (wenn man sich z. B. die Petrus-Briefe durchliest).

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chrisbyrd  08.08.2021, 10:56

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

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Jesus hat Petrus öfters mal zurecht gewiesen, da dieser die Lehre Jesu und dessen Mission einfach nicht so recht begreifen wollte.

Hallo, also zuerst mal gehe ich als Christ davon aus, dass es sowohl Jesus als auch Petrus gegeben hat. Eine andere Übersetzung gibt die Stelle etwas verständlicher wieder: „weil du nicht wie Gott denkst, sondern wie Menschen“.

Jesus hatte lediglich über den Willen Gottes gesprochen, nämlich dass er vieles leiden und getötet werden sollte. Es war also falsch, dass Petrus so auf Jesus einredete. 

Jesus verstieß diesen Apostel nicht, dem er viel Gutes zutraute, sondern korrigierte einfach nur sein Denken. Petrus sollte wieder hinter ihn treten, um ihn als sein Nachfolger zu unterstützen. Petrus widersprach nicht und reagierte auch nicht wütend oder beleidigt.

Woher ich das weiß:Recherche
denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Der Kontext ist, dass Jesus seinen Jüngern direkt anschließend an das Christusbekenntnis des Petrus (Mk 8,29) eröffnet, dass er "vieles leiden und verworfen werden" wird und "getötet werden und nach drei Tagen auferstehen" wird (Mk 8,31).

Was Petrus macht ist eben zutiefst menschlich und nachvollziehbar, er will nicht dass Jesus das widerfährt. Das EvMt fügt in die Überlieferung hier den Satz des Petrus ein "Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren." (Mt 16,22)
So wie Jesus selbst im Gebet sagt: "Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir weg! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!" (Mk 14,36)

Das ist eine total überspitzte Aussage dazu, daß in Petrus eine Idee entstand, die zugunsten einer Begehrlichkeit die Mission infrage stellen kann.

Die in der Aussage enthaltene Heftigkeit könnte zum Gemüt von Jesus passen, doch ebenso ist es denkbar, daß diese Formulierung dem Denken späterer Kampfprediger entstammt.

In eine der Gegenwart angepaßten Form außerhalb von betonter Höflichkeit könnte man es auch übersetzen als "Du A...., mach 'ne Fliege, du willst die Mission sausen lassen, um deine Begehrlichkeiten zu befriedigen".