Ich bin selten zu Feiern (mit Gleichaltrigen) eingeladen und wenn, gehe ich auch nicht immer hin. Außerdem feiere ich meinen eigenen Geburtstag schon lange nicht mehr, zumindest nicht im klassischen Sinne. Einerseits, weil ich eine fast schon irrationale Abneigung gegenüber Alkohol, sich gehen lassen etc. habe, aber ehrlicherweise auch, weil ich des Öfteren unangenehme Erfahrungen wegen meiner sozialen Inkompetenz und/oder Unsicherheit gemacht habe, gerade in Party-ähnlichen Settings. Die meiste Zeit tangiert mich das nicht besonders, ich komme gut ohne Feiern klar. Aber wenn ich doch einmal auf einer Feier bin, und auch, wenn sie überraschend gut lief und ich mich (verhältnismäßig) wohlgefühlt habe, fühle ich mich die Tage danach oft leer, traurig und irgendwie peinlich oder schuldig; denke darüber nach, ob ich etwas falsch gemacht habe und würde die Leute gerne wiedersehen. Gleichzeitig aber irgendwie auch mich verstecken und erstmal ganz viel Abstand von Ihnen bekommen.
Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen feierte meine (feste) Freundin ihren Geburtstag. Was für eine tolle Chance! Endlich ihre Freundinnen und Freunde besser kennenlernen, dadurch vielleicht sogar ein bisschen Teil ihrer Freundesgruppe werden und über die unangenehme Angespanntheit, wenn man sich sonst sieht, hinwegkommen. Außerdem sehr gute Bedingungen, an meinen sozialen Fähigkeiten zu arbeiten und mich etwas zu trauen, denn immerhin habe ich als Freund der "Gastgeberin" einen gewissen Startvorteil, kenne mich sehr gut in der Wohnung aus, darf früher kommen, in der Küche helfen und dadurch kurze soziale Pausen machen etc., meine Freundin hatte sogar meine besten Freunde mit eingeladen (Ihr Verhältnis zu Ihnen ist durch ein paar gemeinsame Aktivitäten etwas enger als meines zu ihren Freundinnen, aber sie kennen sich auch erst seit einem dreiviertel Jahr). Es lief besser als ich befürchtet hatte und war ziemlich schön. Trotzdem bin ich seit dem nächsten Morgen in einem ziemlich unangenehmen Tief. Habe ich die beste Freundin meiner Freundin unabsichtlich vor den Kopf gestoßen, als ich mit abgeräumt habe, obwohl sie das tun wollte und vermutlich auch eine kurze soziale Pause in der Küche gebraucht hätte ? Ist es okay den Wunsch zu haben, sich mit ihr gut zu verstehen und gemocht zu werden? Warum hat jene Person dasunddas gesagt? War diese und jene Aussage okay oder total unlustig? Irgendwie würde ich vielleicht doch gerne öfter zu so etwas eingeladen werden. Aber vor allem ist es einfach ein diffuses trauriges Gefühl mit den oben beschriebenen Symptomen. Meine Freundin ist verständnisvoll und meint, sie sei auch erschöpft, aber ich bin nicht sicher, ob das das gleiche Gefühl ist. Sie meint auch, ich hätte nichts falsch gemacht, und mein Verstand sagt das auch.
Wir haben keinen Alkohol getrunken und sind lange wach geblieben, hatten aber inzwischen auch die ein oder andere Möglichkeit, den Schlaf weitestgehend nachzuholen, und am Neujahrstag fühle ich mich trotz Schlafmangel in der Regel besser als jetzt. Ich bin gerade auch in der Klausurenphase und habe etwas mehr Stress, aber es ist eigentlich noch im Rahmen, der Leistungsdruck in meinem Studium ist ziemlich niedrig.
Ist das ein allgemeines Phänomen, kennt Ihr das auch? Was könnte der Grund dafür sein? Bitte entschuldigt die Textlänge. Stellt bei Bedarf gerne Nachfragen. Vielen Dank für eure Antworten! Ich freue mich darauf, eure Gedanken dazu zu lesen.