Mein Freund (62) und ich haben uns Anfang November 2024 zufällig im Kaffeehaus kennengelernt. Er ist da gerade umgezogen in eine neue Wohnung, weil er noch einmal schön wohnen wollte (so hat er es genannt).
Wir kamen beide aus unglücklichen Beziehungen, d.h. haben beide davor 10 Jahre allein gewohnt und unsere jeweiligen Partner kaum gesehen. Da ich in meiner Wohnung sowieso nie glücklich war, weil sie so klein und dunkel ist, und er mich auch jeden Tag sehen wollte, war ich von Anfang an viel bei ihm (bin nach der Arbeit erst zu mir gefahren und abends zu ihm). Logistisch und von der Strecke war das ein Wahnsinn, daher habe ich seit April bei ihm Schlüssel. Er sagt, so schnell hat er die noch nie jemandem gegeben und ich weiß das Vertrauen auch zu schätzen. Seit Mai habe ich bei ihm einen Garagenplatz gemietet und bin nur noch zum Lüften und Blumen gießen bei mir. Ich würde meine Wohnung gern kündigen, da ich sie sowieso noch nie leiden konnte, verstehe aber auch, dass ihm das zu schnell geht und behalte sie daher erst mal.
Der Knackpunkt ist nun die Platzaufteilung in seiner 120 m² Wohnung, die er kurz nach unserem Kennenlernen bezogen hat. Ich habe da: 2 Laden im Schlafzimmer (Kleidung und Unterwäsche), 2 kleine Fächer in der Küche für meinen Tee und mein Essen, 2 Fächer im Bad für meine Kosmetik, ein Fach im Vorzimmer für das Zeug, das sonst nirgends Platz hat, zB Arbeitsunterlagen. Alles zusammen würde in 2 Ikea-Säcke passen. Ich bringe regelmäßig Dinge wieder zurück in meine Wohnung, weil mir bei ihm der Platz ausgeht.
Im Wohnzimmer und im Arbeitszimmer gehört buchstäblich alles ihm. Wenn ich Homeoffice habe, sitze ich am Esstisch. Jedes Mal, schon wenn ich etwas Kleines ändern möchte, gibt es eine Diskussion. Wir haben zB mal darum gestritten, ob ich mein Handtuch umhängen darf, da es am alten Platz immer nass geworden ist.
Versteht mich nicht falsch, ich weiß sehr wohl zu schätzen, dass ich überhaupt da sein darf und will ihm auch nicht mit der Tür ins Haus fallen. Es ist nur so, dass ich eben auch Sachen besitze, die ich gern fürs Wohlgefühl um mich hätte (zB Bücher).
Er freut sich über meine Anwesenheit 24/7, wir teilen den Haushalt 50:50, aber mitbringen oder verändern soll ich möglichst nichts.
Er sagt, nun warte doch mal, bis wir länger zusammen sind.
Ich sage, jetzt ist es doch schon ein Weilchen und ich muss das Warten auch gut aushalten können und hätte gern ein paar meiner Habseligkeiten um mich. Von Möbeln rede ich ja gar nicht. Nur Bücher, Kleidung...
Er sagt, immerhin zahlst du auch keine Miete.
Ich sage, ich würde lieber meine Wohnung kündigen und das Geld ihm geben.
Er sagt, da schenkt man dir etwas und es ist auch wieder nicht recht.
Bin ich zu anspruchsvoll? Ich habe die Befürchtung, dass er meine Sachen und meinen Stil nie leiden wird können. Aber da es so lange her ist, dass ich mit jemandem zusammen gewohnt habe, fehlt mir das Gespür.