Was ist mit den Linken los?

10 Antworten

Ich bin wohl am ehesten Sozialistin oder Kommunistin, und ich stimme dir zu. Leider trauen sich viele Genossen nicht, sich zu organisieren und Sozialismus wird strukturell verteufelt.

Parteien wie die Linke sind reformistisch und DKP, KPD, KP und MLPD haben kaum genug Einfluss (und sind zum Teil auch reformistisch).

Zudem ist die ganze Szene sehr aufgespalten und jede Untergruppierung hasst einander. Ich habe bei zwei Gruppen vorbeigeschaut, einer Jugendorganisation von einer der Parteien und in einer kleineren Gruppe, und habe dabei gemerkt, dass die sich alle untereinander wegen Kleinigkeiten hassen.

Und es mangelt an Klassenbewusstsein. Solange das Proletariat gegeneinander aufgestachelt wird, kann sich weder Klassenbewusstsein, noch eine Arbeiterfront bilden…


TekkMeck  28.10.2024, 19:05

Aber ich sehe in den sozialistischen Verbänden leider nur wenig Arbeiter, sondern vielmehr Akademiker, welche einen oft überprivilegierten Habitus vermögen. Dabei hätte der demokratische Sozialismus aktuell, wie die Linke ihn ja verkörpert, enormes Potenzial, die frustrierten Bürger von der braunen Suppe abzuhalten.

coimhe  02.11.2024, 18:31
@TekkMeck

Da geb ich dir zum Teil Recht. In den „bürgerlich“-linken Verbänden, also den reformistisch-sozialistischen („Demokratische Sozialisten“) und sozialdemokratischen ist das sicher der Fall. Das trifft natürlich auch auf die PdL und die Jugendorganisation der SPD zu, da sie meines Erachtens nach viele Standpunkte haben, die sich an eher privilegierte Arbeitnehmer (Arbeiteraristokratie) richten.
Meiner Erfahrung nach sind die extremistischeren Organisationen, also die Marxistisch-Leninistischen Gruppierungen, die tatsächlich eine Revolution anstreben, wesentlich proletarischer und man trifft dort hauptsächlich Auszubildende und Akademiker erster Generation.

Ich denke, dass das Problem der PdL nicht die Wirtschaftspolitik ist, sondern die sozial-gesellschaftliche Entwicklung, also dass sie in Richtung Klimaschutz, „Wokeismus“, etc. Punkte vertreten, mit denen sich viele aus der Unterschicht nicht identifizieren können, weil sie schlichtweg andere Probleme als Gendern und Klimaschutz haben. Das ist natürlich schade, aber auch nachvollziehbar.
Das sind dann die Leute, die von der Linken zur AfD sind und jetzt „zurück“ nach links, zum BSW wechseln. Besser als die AfD auf jeden Fall…

Jedenfalls ist das meine Beobachtung:)

Ich bin aktives Mitglied der Partei DIE LINKE.

Die Frage ist halt: Wie stellt man sich die politische Linke vor?

Es gibt beispielsweise in Berlin-Neukölln einen Bezirksverband, der nach wie vor die uralte Klassenkampf-Rhetorik nutzt, von Revolution spricht und sich ein wenig anhört, wie ein Ableger von DKP oder MLPD.

Es mag ja nett sein, Marx, Engels, Lenin, Liebknecht und Luxemburg als Maß aller Dinge anzusehen - aber es ist doch stark zu bezweifeln, ob da in unserer Gesellschaft tatsächlich realpolitisch brauchbare Ansätze bei herauskommen.

Mit diesem Klassenkampf-Revolutions-Blabla ist meiner Meinung nach heute kein Mensch mehr abzuholen, der auf eine Regierungsbeteiligung jener Partei hofft. der er seine Sympathie und idealerweise auch Stimme schenkt.

Dennoch unterwandern nach wie vor trotzkistische Gruppen verschiedene linke Strukturen, um diese aufzubrechen und in Trotzkis Gedanken der "permanenten Revolution" aufzustacheln. Zwar wirklichkeitsfremd aber leider teilweise sehr destruktiv.

Alternative

Ich selbst gehöre zum "Netzwerk Progressive Linke".

Kritiker werfen uns häufig vor, so etwas wie eine "linke SPD" zu sein - aber auch wenn ich diese Zuschreibung nicht mag - was wäre so schlimm daran, wenn dabei eine demokratische Partei mit einer vernünftigen Sozialpolitik und einer Verbesserung der Gesellschaft bei herauskommt?

Nahost

Beim Thema Nahost-Konflikt gibt es vor allem einen Konflikt zwischen progressiven Linken und den so genannten "anti-imperialistischen" Linken.

Letztere sehen im Staat Israel das Ergebnis eines westlichen kolonialen Siedlerprojekts, das eine Besatzung durchführt und sind erklärt anti-zionistisch.

Gerade bei den Anti-Imps stößt man mit einer israelsolidarischen Haltung an vielen Stellen nicht unbedingt auf Gegenliebe


SchopinHauer 
Beitragsersteller
 09.10.2024, 21:12

Fakt ist, dass der Marxismus intellektuell und moralisch gescheitert ist insofern ist es richtig, dass "man" sich davon abwendet.

Klassenkampf hat indes auch einen Kitsch. Der zurecht relativiert gehörte. Und ich bin auch schwerlich ein Linker, aber man kann dennoch klassenpolitische Interessen ausformulieren.

Wie sagte Warren Buffet eins:
„Es herrscht Klassenkrieg, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“.

Auch Georg Schramm sprach von klassenkämpferischen Positionen. Ein kluger Mann. Insofern mag zwar Klassenkampf kitsch sein, aber es ist in allen Fällen besser als Identitätspolitik oder diese pseudoliberale Haltung, die Linke einnehmen.

Vermutlich wäre eine Degroth Linke interessant, und der Weg, eine Systemkritik wiederaufleben zu lassen, die nicht den Produktivismus des Kommunismus und Sozialismus innehat.

Zur Nahost-Thematik müsstest du wissen, dass eine anti-zionistische Haltung eigentlich immer eine israelbezogen antisemitische, findest du nicht?

Enzylexikon  09.10.2024, 21:21
@SchopinHauer
aber es ist in allen Fällen besser als Identitätspolitik

Mir persönlich ist es völlig schnurz, wer auf welche Toilette geht, so lange sie im Anschluss sauber ist und Toilettenpapier reicht.

Wenn ein zwei Meter hoher und zwei Meter breiter muskulöser Mensch mit Rauschebart und Penis mich bittet: "Sag Sonja zu mir" - dann habe ich damit null Probleme.

Wenn aber daraus ein Politikum gemacht wird und man meint, es gäbe jetzt keine wichtigeren gesellschaftlichen Probleme als die Wahl von Pronomen und Toiletten, dann läuft da etwas meiner Meinung nach schief.

Vermutlich wäre eine Degroth Linke interessant,

Ich war auf einem Vortrag des japanischen Autors Kohei Saito, der in seinem Buch "Systemsturz" einen Degrowth-Kommunismus thematisiert. Als Gedankenspiel ganz interessant.

Zur Nahost-Thematik müsstest du wissen, dass eine anti-zionistische Haltung eigentlich immer eine israelbezogen antisemitische, findest du nicht?

Sofern es keine Juden sind, die diese äußern, gehe ich da mit (So viel Selbsthass würde ich jüdischen Anti-Zionisten schlichtweg nicht unterstellen).

Meine Verwandten in Israel sind jedenfalls froh dort zu leben.

Ontario  31.05.2025, 19:00

Dazu wäre zu sagen, dass der Kommunismus noch nirgends funktioniert hat. Beispiel ehem. DDR, Ostblockstaaten, Kuba, Nordkorea usw

Wie es in diesen Staaten nach dem Zerfall der UdSSR aussah ist weithin bekannt.

Wer möchte in einem Land leben in dem der Mangel verwaltet wird, Planwirtschaft herrscht, die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist ? Kritik an der politischen Führung zu langen Haftstrafen oder gar zum Tode führen kann..Da schreckt man nicht davor zurück, Kritiker zu vergiften, zu ermorden oder in Straflager zu schicken, wo deren Lebensende nur ein Frage der Zeit ist.

Doch was haben diese Diktatoren gemeinsam ? Die wissen für sich den Kapitalismus sehr zu schätzen . Denn ohne diesen gäbe es diese Oligarchen nicht.

Nahost. Das Gebiet in dem sich heute Israel befindet , stand einst unter britischer Verwaltung. Die Briten haben den Juden diese Gebiet als zukünftige Heimat übergeben, als sie sich zurückzogen. Das kam ei den Arabern nicht gut an, was seitdem zu Konflikten führt. Die Israelis sind demzufolge keine Besatzer im eigentlichen Sinne . Sie haben. sich dieses Land nicht mit Gewalt angeeignet.

Das mal zur Klarstellung Dass es zu dem jetzigen Krieg geführt hat, ist doch die Reaktion Israels auf Raketenangriffe, Geiselnahmen Tötung von über 200 Festbesuchern durch `Hamasterroristen die im Auftrag des Iran handeln und das Volk unterdrücken. Doch das will man in gewissen Kreisen vertuschen und stellt Israel an den Pranger.

Israel hat das Recht als angegriffenes Land, sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Israel, Erzfeind des Iran soll ausgelöscht werden, das ist das Ziel der Mullahs Doch das wird denen nicht gelingen.

Israel hat auf den Angriff des Iran sehr zurückhaltend reagiert. Israel wäre durchaus in der Lage das Atomzentrum in Isfahan in Schutt und Asche zu lege. Gleiches könnten sie mit den Ölförderanlagen und Rüstungsbetrieben im Iran machen

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