Warum soll in Deutschland immer möglichst der Status Quo erhalten werden?

3 Antworten

Jetzt mal frei von irgendwelche Ideologien wo würdest du lieber als Deutschland leben?

Fallen dir mehr als 5 Länder ein wenn wir die Schweiz, Norwegen, Schweden und Finnland rausnehmen?

Ich nehme dir jetzt dein Geld weg dafür darfst du dir 5 Länder aussuchen in welchen du einen Pass haben willst, außer Deutschland und die oben genannten.

Was fällt dir so ein? Wo glaubst du hättest du ohne eine wohlhabende und einflussreiche Familie wohl die besten Chancen?

Wo ist es am sichersten? Welches Land hat am meisten zu bieten für den Alltag?

Der Maßstab ist Deutschland.

Der Status Quo ist nicht so übel oder? Noch herrscht hier Frieden, der Kühlschrank ist voll, wenn du Probleme hast kannst du dir helfen lassen, egal ob physisch psychisch oder finanziell, Bildung ist erschwinglich und überwiegend Leistungsorientiert, in den Städten herrscht eine mitunter exzellente öffentliche Verbindung.

Daher wäre meine Frage mal an dich, warum hassen so viele den Status Quo? Der Bauch ist voll, die Wohnung warm und unterhalten wird man auch.

Geht doch deutlich schlimmer.


FXG36  23.02.2025, 03:14
Ich nehme dir jetzt dein Geld weg

Warum? :(

Aber ja, stimmt. Für Menschen am unteren Rand der Gesellschaft und Menschen, die viel soziale Sicherung brauchen, ist Deutschland der Maßstab.

Um Geld zu verdienen und Wohlstand aufzubauen gibt es in der westlichen Welt eine ganze Reihe an Ländern, die dafür eher geeignet sind. Man sieht ja, wo die top-ausgebildeten Fachkräfte hinwollen. Dort wo man die Kaufkraft maximieren kann.

Daher wäre meine Frage mal an dich, warum hassen so viele den Status Quo? 

Weil Stillstand für viele Rückschritt bedeutet und wir in vielen Punkten auch abbauen.

Geht doch deutlich schlimmer.

Schlimmer geht immer. Wo zieht man die Grenze? Solange man nicht verhungert oder von Milizen gelyncht wird passt es schon?

Dissoziiert  23.02.2025, 03:34
@FXG36

Dem größten Teil der Gesellschaft ist "Kaufkraftmaximierung" absolut egal. Fachkräfte ist ebenfalls ein dehnbarer Begriff.

Bin ich als Psychotherapeut eine Fachkraft? War mein Vater, ein Ausgebildeter bei der Bahn als Mechaniker eine Fachkraft? Meine Mutter eine Bäckermeisterin? Oder mein Opa ein Oberkommissar der Polizei?

Ich sehe nämlich nicht wie mein Vater, meine Mutter oder gar mein Opa ins Silicon Valley ziehen weil sich da ganze 500 Milliarden an frischem Regierungsgeld bündeln oder nach North Carolina weil (vor der Trump Regierung) Nucor wieder im Aufschwung war, tur mir leid sehe ich nicht.

Diese Leute stellen aber den größten Teil unserer Gesellschaft zusammen mit Verwaltern und Kaufleuten, welche in anderen westlichen Ländern ebenfalls genügend vorhanden sind. Meines Wissens nach werden die Reihenweiße gefeuert in den USA zurzeit.

Meinst du damit Ingenieure oder Wissenschaftler? Auch hier wären wir das zentrale Bollwerk Europas.

Nochmal mein Text ging um ein sehr generelles "unser Status Quo ist nicht schlecht" keine marktwirtschaftliche Analyse zur deutschen Wirtschaft.

Dissoziiert  23.02.2025, 03:39
@Dissoziiert

Übrigens wenn hier Topfachkräfte wegziehen wäre das wohl eher ein Versagen der Firmen. Ist nicht so als könnten sich deutsche Pharmakonzerne, die Autoindustrie deutsche Waffenhersteller oder die Chemiekonzerne keine höheren Löhne leisten.

Das sind wirklich keine Industrien die knapp vor dem Hungertod stehen, die haben in einigen Aspekten definitiv abgebaut aber wenn Top-Personal zum Problem wird ist das immer eine Geld Frage. Die Infrastruktur um solche Leute auszubilden ist da und ebenso auch die Karrierechancen.

Wenn man aber meint man muss Löhne um jeden Preis drücken, Pech gehabt.

Um hier mal einen Marktliberalen zu zitieren "Der Markt muss das regeln"

FXG36  23.02.2025, 11:04
@Dissoziiert
Dem größten Teil der Gesellschaft ist "Kaufkraftmaximierung" absolut egal.

Irgendwann kippt der Punkt, und eine Kaufkraftmaximierung rückt für viele, insb. junge Menschen stärker in den Fokus. Das ist dann der treibende Faktor für einen Brain Drain, der z.B. in Südeuropa vorherrscht. Aber auch Deutschland ist mitunter immer mehr davon betroffen.

Übrigens wenn hier Topfachkräfte wegziehen wäre das wohl eher ein Versagen der Firmen.

Ja. Es ist m.E. nach ein systemisches Versagen und ein Zeichen dafür, dass wir uns von einem Preisgeberland zu einem Preisnehmerland entwickeln, welches noch ein ausgezeichnetes Sozialsystem hat. Die Firmen zahlen vergleichsweise niedrige Brutto-Einkommen, und der Staat reduziert die Netto-Einkommen zu sehr obendrein .

Und deswegen gehen vermehrt viele gutausgebildete Menschen in andere Länder, und dazu gehören auch vermehrt Handwerker oder Mechaniker, nicht nur Wissenschaftler und Ingenieure. Die Zahlen belegen das ja auch: Studis wollen zunehmend das Land verlassen. Insb. Studis aus dem Ausland kommen vermehrt, um günstig zu studieren und um dann im Anschluss gen Schweiz, USA und Co. weiter zu ziehen.

Was ich sagen will: Unser Status Quo ist im Vergleich mit Schwellenländern natürlich schön und gut. Aber nur verwalten und stehen bleiben ist keine Lösung, wenn der Rest der Welt aufholt. Dass es uns langfristig gut geht, ist nicht in Stein gemeißelt.

"Der Markt muss das regeln" wird wahrscheinlich nicht mehr funktionieren, da es hier ein Marktversagen gibt, welches u.a. durch die Politik mitverantwortet wurde.

Nochmal mein Text ging um ein sehr generelles "unser Status Quo ist nicht schlecht" keine marktwirtschaftliche Analyse zur deutschen Wirtschaft.

Ja, schon verstanden. Ist ja auch völlig in Ordnung. Ich wollte auch nur einmal damit anregen, da ich hier einen Zusammenhang sehe :)

Dissoziiert  23.02.2025, 17:50
@FXG36

Ich sehe hier trotzdem eher die Firmen als den Sozialstaat als Problem. Ein Beispiel hier, BMW hat letztes Jahr im Q3 glaube ich 33 Milliarden Euro Umsatz gemacht ihre Gewinnmarge beträgt dabei 11,Irgendwas Prozent.

Das sind mehr als 3 Milliarden direkt für die Vorstände und Aktionäre, 3 Milliarden (!)

Alleine eine Milliarde daraus zu schöpfen und direkt wieder ein das Unternehmen zu investieren wäre genug um sich ein ganzes Heer voller maximal kompetenter Mitarbeiter zu leisten.

Wie gesagt das ist nicht mal der Jahresgewinn, das war ein einzelnes Quartal.

Die Gewinnmarge von BMW ist stets zwischen 8-15%. Das kommt alle drei Monate rein.

Aber so gut wie niemand denkt auch nur über 4 Jahre hinaus und ich vermute anhand deiner Nachrichten hier, dass du von einer staatlich erzwungen Reinvestitionsquote nicht besonders angetan wärst.

Da kommt im Jahr so unfassbar viel Geld rein das fast ausschließlich in den Taschen von Aktionären und Vorständen landet, ich fordere hier nicht mal sozialistische Umverteilung, sondern einfach nur das Leute die dich ohnehin mit Geld begraben könnten mehr für die wirtschaftliche Entwicklung tun.

Es fällt mir extrem schwer nachzuvollziehen warum der Bürgergeldempfänger der Feind ist, oder andere die auf unser Sozialsystem angewiesen sind wenn auf der anderen Seite der Rennstrecke Leute rumlaufen die jeden Krümel in die eigene Tasche wandern lassen statt in Innovation und eine bessere Zukunft investieren.

Wie gesagt eine Milliarde davon im Jahr, wären bei solchen Gewinnen vlt 10% wenn überhaupt die aber unglaublich viel ändern könnten.

Für mich persönlich ist das deutlich schädlicheres Schmarotzertum als 1500€ im Monat zu beziehen.

Dissoziiert  23.02.2025, 17:54
@Dissoziiert

Kleine Korrektur, habs nachgeschlagen die Gewinnmarge von BMW war letztes Jahr nicht so hoch, ich hab mich da auf frühere Zeiträume berufen musste ich feststellen. Der Umsatz kommt hin der Gewinn allerdings nicht, werte es als fiktives Beispiel mit einer echten Firma, denn es gibt durchaus Zeiten und Firmen die solche Margen erzielen bei solchen Umsätzen, ich bin nicht so up to date was deutsche Firmen angeht.

FXG36  24.02.2025, 11:32
@Dissoziiert
Ich sehe hier trotzdem eher die Firmen als den Sozialstaat als Problem. 

Beides ist das Problem und beides hängt direkt zusammen. Der Standort (Staat) wird für Unternehmen und Fachkräfte immer unbeliebter und vor allem große Unternehmen verhaften im Exportgeschäft und exploitieren ihre bestehenden Geschäftsmodelle. Eine Korrelation herrscht hier vor, einen kausalen Zusammenhang zu konstruieren wird sehr schwierig.

Aber so gut wie niemand denkt auch nur über 4 Jahre hinaus

Das ist eine Folge des Shareholder Value Ansatzes. Die ursprünglich inhabergeführte Firmen wurden einem breiten Markt an internationalen Aktionären zugänglich gemacht. Und diese Akteure balancieren Risiko und Rendite relativ kurzfristig und scheuen in der Mehrzahl risikoaffinere Strategien. Das bedeutet in der Konsequenz weniger klassisches Unternehmertum und tendenziell weniger Innovation. Das ist in der Tat ein großes Problem für uns als Wirtschaftsstandort. Denn dieses Unternehmertum hat uns in den 1970er bis 1990er Jahren sehr viel Wohlstand gebracht und sollte m.E. nach wieder entfacht werden.

und ich vermute anhand deiner Nachrichten hier, dass du von einer staatlich erzwungen Reinvestitionsquote nicht besonders angetan wärst.

Nein, denn das wäre in der Tat ein zu starker Eingriff in das System und eine sozialistische Nebenbedingung für die Unternehmen, was alles womöglich noch schlimmer macht. Fehlallokationen wären dabei noch das kleinste Problem. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass gegen Ende des Jahres die Anzahl an Straßenbaustellen zunimmt, unabhängig davon, ob diese sinnvoll wären? Dahinter steckt ein ähnlicher Mechanismus, und zwar, dass Kommunen und Landkreise ihre Budgets ausschöpfen müssen, nur um im nächsten Jahr einen ähnlichen Topf zu erhalten. Dasselbe würden die Unternehmen mittelfristig machen. Gewinne werden ja nicht nur an die Gesellschafter ausgeschüttet sondern z.B. auch in Rücklagen übertragen, zur Tilgung von Schulden oder Aktienrückkäufen eingesetzt, ggf. Hedging-Geschäfte usw. Das kann und sollte nicht von einem Politiker oder Beamten entschieden werden. Denn dann wird die Produktivität sicherlich nicht wieder steigen, sondern die Marktkapitalisierung schwinden und weitere Kapitalabflüsse sowie Abwanderungen folgen. Das wäre genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich erreichen möchte.

Ich gehe davon aus, dass dies sogar die Mehrzahl der keynesianischen Ökonomen so unterschreiben würde. Denn auch sie sehen staatliche Eingriffe auf der Mikroebene meist eher in Form von intelligenten Anreizen als durch Zwangsmaßnahmen. Statt Unternehmen eine starre Reinvestitionsquote aufzuzwingen, sollten wir einmal darüber nachdenken, wie man Innovation und langfristige Investitionen durch kluge Anreize gezielt fördern kann.

Z.B. Steuerermäßigungen für Inlandsinvestitionen oder für nicht haftungsbeschränkte Einzelunternehmen, Anreize für langfristige Beteiligungen, attraktivere Zugänge zu Finanzierngsmaßnehmen für KMU usw.

Aber ja, wir driften sehr von der ursprünglichen Diskussion ab... ;-)

Dissoziiert  24.02.2025, 18:05
@FXG36
Aber ja, wir driften sehr von der ursprünglichen Diskussion ab..

Stimmt aber soweit stört mich das nicht^^

Du scheinst deutlich mehr Ahnung als ich zu haben deine Lösungsansätze sind nicht schlecht und ja das Problem mit der Reinvestitionsquote sehe ich. Ich würde das jetzt nicht als sozialistisch bezeichnen, aber ein starker Eingriff wäre das, das würde in die Richtung eines Staatskapitalistischen Systems gehen.

Ich hab tatsächlich mal einen guten Vorschlag eines Historikers (ja kein Fachmann war aber trotzdem gut) gehört, den ich sehr gut fand.

Statt die Budgets die übrig bleiben wieder einzukassieren und entsprechend mit Kürzungen zu reagieren, könnte man finanzielle Anreize schaffen z.B durch Prämienauszahlungen an die Contractor wenn Budgets nicht ausgereizt werden.

Man müsste natürlich in so einem Szenario die Qualität streng überwachen um zu verhindern, dass einfach Minderwertige Materialien hergenommen werden (Wie Tofu-Buildings in China) nur um auf Teufel komm raus das Budget zu unterschreiten der Ansatz könnte aber denke ich unter den richtigen Rahmenbedingungen funktionieren.

Hessen001 
Beitragsersteller
 23.02.2025, 03:01

Naja, die Schere zwischen Arm und Reich wird aber immer größer und viele Menschen sind armutsbetroffen

Dissoziiert  23.02.2025, 03:03
@Hessen001

Natürlich, hey ich hab nicht gesagt wir sind perfekt. Wir haben Probleme wie jedes Land aber wenn man mal ganz genau darüber nachdenkt ist es hier wirklich so übel?

Wenn ich arm sein müsste wäre ich lieber in Deutschland arm als wo anders.

Übrigens ein Untertan der BRD hat mich heute darüber unterrichtet:

Die Kluft zwischen Arm und Reich hat es niemals gegeben. Die Kluft zwischen Gescheiten und Blödmänner aber schon immer.

Ist ein Zitat eines anderen Users hier.....

Ganz offen unter uns? ich würde tatsächlich die AfD wählen, wenn ich davon überzeugt wäre dass sie Versprechen wie eine schärfere Kontrolle der Migration auch halten würden.

Was mich abgesehen davon, dass ich viele AfD Leute für Schwätzer halte, davon abhält sie zu wählen sind einige Ideen der AfD wie den Austritt aus der EU oder die Widereinführung der D Mark.

Ich meine auf den ersten Blick erscheint das so als wäre es ein Heilsbringer. Aber die guten alten Zeiten kommen davon nicht wieder.

Was die AfD vor hat, ist nach dem die Kaffesahne linksherum in den Kaffe hinein gerührt wurde, sie wieder herauszurühren, in dem man den Löffel rechts herum schwingt.

Weil der Mensch einfach bequem ist. Risiken die er nicht abschätzen kann will er nicht eingehen. Oder auch negative Auswirkungen für einen selber will niemand