Was haltet ihr von der Theorie des Historischen Materialismus nach Friedrich E.
Die Theorie besagt, grob zusammengefasst, dass eine Gesselschaft aus Zwei Teilen besteht dem Überbau dazu gehört das Geistige wie Kunst, Kultur, Ideologie und der Basis dass sind die materiellen Verhälltnisse in denen wir uns befinden. Die Basis beeinflusst den Überbau, also unser Denken wird von unserer Umgebung und unseren Verhälltnissen beeinflusst. Außerdem stehen beide Seiten im Gegensatz zueinander und müssen einen Kompromiss finden der dann in unserer Gesselschaftsform wiedergespiegelt wird.
Und wenn sich die Basis ändert also wie in der industriellen Revolution zum Beispiel ändert sich auch der Staat und die Denkweise, in dem Fall von einer feudalgessellschaft mit Adeligen zu einer Bürgerlichen Gesselschaft und das sich so unsere Gesselschaft weiter entwickelt.
Was haltet ihr davon oder seit ihr sogar Anhänger dieser Theorie?
10 Stimmen
8 Antworten
Natürlich ist das ein sehr vereinfachtes Konzept. Aber es hat seine Wirkmächtigkeit im Positiven wie im Negativen erwiesen.
Hier findet man eine relativ gut verständliche und etwas ausführlichere Darstellung des Basis-Überbau-Konzepts.
Macht Sinn, ist aber etwas arg grob gestrickt, die Feinheiten kommen erst raus wenn man sich konkrete Situationen oder Fälle anschaut. Etwa welche konkurrierenden Lebens- und Denkweisen hinter der französischen Revolution standen, plus Einflüsse dritter Seiten (z. B. Ausland) die es immer gibt.
Engels versteht den Überbau einseitig als von der materiellen Basis beeinflusst. Aber es gibt auch den gegensätzlichen Weg. Der Überbau, beispielsweise Religionen, können die materielle Welt beeinflussen. Bei modernen Marxisten und Kritikern des Marxismus wird das so gesehen. Die traditionelle Lehre ist aber die einer einseitigen Wirkrichtung.
Die Theorie besagt, grob zusammengefasst, dass eine Gesselschaft aus Zwei Teilen besteht
eigentlich sagt sie das nicht. Tatsächlich besagt sie - grob zusammengefasst - dass das gesellschaftliche Geschehen beeinflusst wird durch materielle Gegebenheiten.
Ja, dem ist so.
Alex
Jeder Impuls, der zu Handlungen von Lebewesen führt, egal ob instinktiv oder überlegt, beginnt immer im Metaphysischen und muss erst ins physische übersetzt werden.
Die ökonomischen Gesellschaftsverhältnisse sind die Quintessenz, das Ergebnis eines Fundaments aus Erkenntnissen, Werten und Normen.
Ökonomische Gesellschaftsverhältnisse können sich nur ausprägen, wenn es Gesellschaft gibt. Gesellschaft setzt immer eine Form von Organisation voraus und diese Organisation ist stets geprägt von Machtstrukturen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man diese Gesellschaftsform nun Staat, Clan, Familie oder Sippe nennt. Erkenntnisse, Werte und Normen dieser Gesellschaft legen die Rahmenbedingungen und Entwicklungspotenziale des Lebens innerhalb dieser Gesellschaft fest, darunter auch die ökonomischen Verhältnisse als Bruchteil eines Ganzen.
Der Revolutionsgedanke und der Wille der Veränderung entsteht immer in den Köpfen und sind folge einer dysfunktionalen Gesellschaft. Damit gehen in der Regel auch ökonomische Verwerfungen einher, da die ökonomischen Verhältnisse im Grunde die letzte Karte auf dem Kartenhaus darstellt und das erste ist, was leidet, wenn das Fundament, also die Gesellschaft, wackelt.
Die Rede war jedoch von Handlungsweisen und ökonomischen gesellschaftlichen Verhältnissen. Das wir essen müssen, hat nicht mit ökonomischen Prinzipien zu tun. Der Stein, den wir irgendwann als Werkzeug erkannt haben, hat nichts mit ökonomischen Prinzipien zu tun. Das wir die Dinge nutzen, die uns Natur und Boden zur Verfügung stellen, hat nichts Ökonomie zu tun. All die grundlegenden natürlichen Dinge wie Steine, Holz und Feuer gab es immer, die Erkenntnis und den Willen, diese Dinge nutzbar zu machen, entsteht erst im Kopf.
Ökonomisches Handeln und ökonomische Verhältnisse benötigen eine Gesellschaft mit stabiler Struktur als Grundlage. Ökonomische Prinzipien sind keine intuitiven Prinzipen, sondern anerzogene. Ökonomische Prinzipien und Selbstverständnisse, wie wir sie kennen, gibt es in der stabilen Form erst seit der Industrialisierung. Ökonomisches Handeln erfordert ein Mindestmaß an Wohlstand und Macht. Personen am untersten Rand der Gesellschaft können nicht einmal ökonomisch Handeln. Die Klärung der ökonomischen Verhältnisfrage stellt sich ganz zum Schluss (wenn überhaupt).
Ökonomie gibt es nicht erst seit der Industrialisierung, damit haben sich schon die antiken Hochkulturen befaßt. Die Pharaonen (Inhaber von Wohlstand und Macht) unterhielten dafür einen eigenen Bestand an Beamten, in den lateinamerikanischen, indischen, chinesischen ....(etc.) Kulturen lief es genauso. Eine Hochkultur kann nicht entstehen ohne regelmäßige Überschüsse in der Nahrungsproduktion, die Menschen freisetzt für andere Tätigkeiten, z. B. große Bauprojekte. Diese Überschüsse müssen verwaltet und gezielt verteilt werden, daher Entstehung eines Beamtenstandes. Beginn unserer Zivilisation vor etlichen tausend Jahren.
Das wird mir langsam zu anstrengend. Mein unterer Absatz sagt etwas anderes aus, als du verstanden hast.
Ökonomische Prinzipien und Selbstverständnisse, wie wir sie kennen, gibt es in der stabilen Form erst seit der Industrialisierung
Die Industrialisierung hatte zur Folge, dass sich individuelle ökonomische Souveränität überhaupt entwickeln konnte. Das bedeutet, dass Normalsterbliche wie du und ich überhaupt die Wahl ökonomischer Entscheidungen treffen und Einfluss auf ökonomische Prozesse nehmen können.
Wie du richtig erkannt hast, konnten auch schon die Pharaonen und eventuell auch schon Mächte davor ökonomisch agieren, jedoch nur wenn entsprechende Prinzipien erdacht und gesellschafltich anerkannt wurden.
Ökonomische Prinzipien waren vor der Industrialisierung fragil und haben sich regelmäßig verändert. Stabile ökonomische Prinzipien setzen stabile Infrastruktur voraus. Der Aufbau der Infrastruktur benötigt keine ökonomischen Prozesse!!!. Bedeutet, wenn es keinen stabilen Warenfluss gibt, entwickelt sich auch kein stabiles wirtschaftliches Handeln (wirtschaftliches Handeln = Ökonomie). Viel mehr wird von der oberen Heeresführung rationiert. Habe ich keine Macht und kein Wohlstand, kann ich auf Ebene des Individuums nicht wirtschaftlich Handeln, sondern werde vor vollendete Tatsachen und vollendete Entscheidungen gestellt.
Eine Hochkultur kann nicht entstehen ohne regelmäßige Überschüsse in der Nahrungsproduktion, die Menschen freisetzt für andere Tätigkeiten, z. B. große Bauprojekte.
Deine Vorstellung von Ökonomie kann falscher nicht sein. Eine Hochkultur entsteht, weil sich eine Gesellschaft entschlossen hat, den Weg zu gehen. Es basiert alles auf Erkenntnis und Entscheidung. Es ist völlig irrelevant, wie gut oder wie schlecht die Rahmenbedingungen sind, also wie gut bspw. die Versorgung durch die Natur ist, wenn man Verbesserungspotenziale nicht erkennt, keinen Willen zur Veränderung hat oder nicht die Macht hat, sich gegen die anderen durchzusetzen. Wenn die Gesellschaft es forcieren will, wird sie sich nach entsprechenden Rahmenbedingungen umschauen.
Eine Hochkultur entsteht, weil sich eine Gesellschaft entschlossen hat, den Weg zu gehen. Es basiert alles auf Erkenntnis und Entscheidung. Es ist völlig irrelevant, wie gut oder wie schlecht die Rahmenbedingungen sind, also wie gut bspw. die Versorgung durch die Natur ist, wenn man Verbesserungspotenziale nicht erkennt, keinen Willen zur Veränderung hat oder nicht die Macht hat, sich gegen die anderen durchzusetzen. Wenn die Gesellschaft es forcieren will, wird sie sich nach entsprechenden Rahmenbedingungen umschauen.
LOL, da könnte sich jeder Indianerstamm im brasilianischen Busch einbilden, ab heute machen wir eine Hochkultur! Funktioniert nur nicht, wenn keinerlei materiellen Grundlagen dafür vorhanden sind. Das funktioniert nicht so einfach wie bei "Trigan" (Comicserie, am alten Rom angelehnt), jemand schlägt einen Pflock in den Boden und innerhalb kürzester Zeit steht da eine riesige Stadt samt eigener Kultur, anscheinend am Stück vom Himmel gefallen. Und die Gründungsmythen ehemals real existierender Hochkulturen sind auch nur das, Mythen, die mit der Realität selten viel zu tun haben. Meistens war es ein ganzes Bündel von Faktoren die aus einem winzigen Anfang, irgendeinem Bauerndorf oder gar nur Flüchtlingslager (Rom, ein paar trockene Hügel inmitten von malariaverseuchten Sümpfen), im Lauf der Zeit das Zentrum eines Imperiums werden ließ, einschließlich sehr viel zufälliger Ereignisse ohne die das spätere Ergebnis ganz anders ausgesehen hätte, z.B. Kriege im Umkreis oder Assimilierung von Nachbarstämmen. Und niemand weiß wieviele vielversprechende Ansätze von Hochkulturen zugrunde gingen, weil irgendwelche zufälligen Faktoren, z. B. die bösen Nachbarn, es verhindert haben.
Das ist keine Willensentscheidung, sondern sehr viel Zufall, Gelegenheit und Murphys Gesetz. Einer schafft es, eine Million andere scheitern.
Die Industrialisierung hatte zur Folge, dass sich individuelle ökonomische Souveränität überhaupt entwickeln konnte. Das bedeutet, dass Normalsterbliche wie du und ich überhaupt die Wahl ökonomischer Entscheidungen treffen und Einfluss auf ökonomische Prozesse nehmen können.
Ökonomische Prinzipien waren vor der Industrialisierung fragil und haben sich regelmäßig verändert. Stabile ökonomische Prinzipien setzen stabile Infrastruktur voraus. Der Aufbau der Infrastruktur benötigt keine ökonomischen Prozesse!!!. Bedeutet, wenn es keinen stabilen Warenfluss gibt, entwickelt sich auch kein stabiles wirtschaftliches Handeln (wirtschaftliches Handeln = Ökonomie). Viel mehr wird von der oberen Heeresführung rationiert. Habe ich keine Macht und kein Wohlstand, kann ich auf Ebene des Individuums nicht wirtschaftlich Handeln, sondern werde vor vollendete Tatsachen und vollendete Entscheidungen gestellt.
Eine Ökonomie hat mit Individualität oder Souveränität nichts zu tun, auch ein Bienen- oder Ameisenstaat handelt ökonomisch, wo das Individuum rein gar nichts zählt (außer der Königin) und alle Handlungen per evolutionär entwickeltem, einprogrammiertem Instinkt ablaufen.
Die alten Ägypter hatten einen stabilen Warenfluß samt stabilem wirtschaftlichen Handeln über Jahrtausende hinweg, denn sie hatten den Nil, die Nilfluten, aus deren Höhe man das Ausmaß der kommenden Getreideernte schon im voraus abschätzen konnte. Auch da zählte nicht das Individuum, der einzelne Bauer auf den Feldern, dessen Entscheidungsfreiheit mehr als begrenzt war. Alle Kulturen die es schafften über längere Zeit zu bestehen, können nicht so fragil gewesen sein und hatten zu ihrer Zeit die nötigen Warenflüsse und stabile wirtschaftliche Handlungen, um ihre Existenz aufrecht zu erhalten. Wenn in der Ökonomie heute das Individuum etwas mehr Mitspracherechte hat als früher, schön für das Individuum aber offensichtlich nicht unbedingt nötig, denn von oben herab gelenkt funktioniert seit Millionen von Jahren gut (Ameisen und Bienen).
"Dysfunktionale" Gesellschaften gibt es immer, denn die perfekte Gesellschaft, die das Ideale für jeden einzelnen Menschen birgt, ist eine Utopie. Die Revolution findet aber erst dann statt, wenn wenige mit viel Macht oder viele mit wenig sie lostreten, das kann daher dauern.
Ökonomie kann nicht entstehen ohne Lebensgrundlagen, Nahrung, Wasser, Rohstoffe aller Art, ein Lebensraum der zuerst von der Natur vorgegeben ist und erst im Lauf einer langen künstlichen Entwicklung den menschlichen Bedürfnissen angepaßt wird. Kenntnisse wie Hausbau oder Landwirtschaft sind nicht vom Himmel gefallen. Oder um es dumm auszudrücken, erst kommt das Fressen, dann die Moral bzw. das Metaphysische. Der erste Schritt zum Wissen ist das Be-Greifen im Sinn des Wortes, das Kleinkind das seine Umgebung durch Betasten und Herumspielen erforscht. Kein Unterschied zum Wissenschaftler, der in einer Versuchsanordnung alle Varianten durchspielt, Neugier und Spielfreude führen zur Erkenntnis. Aber dazu muß etwas da sein, mit dem sich spielen läßt, eine materielle Grundlage.