Beispiellos ist das nicht.
Walther Killy hat 1963 über die Unfähigkeit der "mittleren Studenten" geklagt, Georg Picht hat 1964 eine allgemeine deutsche Bildungskatastrophe entdeckt. Ich übergehe weitere Klagen darüber, dass von Jahr zu Jahr Schüler lernunlustiger würden und verweise auf den PISA-Schock von 2000, der nach einigen Jahren zu einem gewissen Aufholen von Lernrückständen geführt zu haben schien, nur um von einem weiteren abgelöst zu werden. Dabei hat man als Grundübel festgestellt, dass nicht nur die Länderergebnisse unterschiedlich seien (Bremen 4-, Bayern 1, aber auch Bayern noch weit hinter Finnland zurück), sondern auch die Unterschiede zwischen den lernstärksten und den lernschwächsten Schülern in Deutschland besonders groß. Corona brachte dann das Ergebnis, dass Schüler*innen mit unzureichendem Internetzugang und ohne eigenen häuslichen Arbeitsplatz besonders zurückfielen.
Natürlich habe ich bei mir festgestellt, wie faszinierend für mich als Erwachsenen die simpelsten Computerspiele waren, dass es Schüler gab, die es angesichts des reichen Pornoangebots überhaupt noch fertigbrachten, Hausaufgaben zu machen, ließ mich schwanken zwischen Bewunderung dafür und totaler Resignation hinsichtlich der Konkurrenz von Schulunterricht und Medien. Doch all das war vor Facebook und der Ausweitung der sozialen Medien auf immer stärker auf bewegten Bildern beruhenden Kommunikationsangeboten.
Von den Antwortangeboten würde ich fast durchweg sowohl die genannten wie das Gegenteil als zutreffend ansehen. Nur der Spruch "Ich hatte schlechte Lehrer, das war eine gute Schule" (für den gibt es mehrere Zuschreibungen) scheint mir nur im Ausnahmefall zuzutreffen. Ich habe Lehrer*innen erlebt, die geradezu Wunder vollbrachten, so dass ich fast dem Spruch gehuldigt hätte "Es gibt keine schlechten Schüler, sondern nur angesichts der Anforderungen inkompetente Lehrer."
Nur beobachtet man zu häufig, dass innerhalb von Lerngruppen bei ein- und derselben Lehrkraft recht hohe Differenzen festzustellen sind, als dass es allein an der Lehrkraft liegen könnte.
Meine Antwort: Wie in der Geschichte. der Politik und der Soziologie ist alles multikausal bedingt, und selbst beim Einzelfall bleibt vieles unerklärlich.
Weshalb habe ich selbst manchmal ein Brett vorm Kopf, während ich zu anderen Zeiten durchaus lernbereit und lernfähig bin?
Mein 12jähriger Sohn hatte eine ganz einfache Antwort auf diese Frage. Als er mir eine neue Computersprache beibringen wollte und ich ihn etwas fragte, sagte er: Das habe ich vor 5 Lernschritten erklärt, da hättest du das fragen sollen. Ich glaube, diese Sprache ist für dich zu schwer.
Wieso sind wir fast alle so fasziniert von dem Lerntempo der LLM-KIs (Large Language Models)? Weil so viel Neues auf uns zukommt, dass wir mit dem Lernen oft nicht nachkommen.
Also: Die Weltveränderung, Suchen, Kriege und KI-Entwicklung stellt an uns Durchschnittsmenschen zu hohe Anforderungen. Nicht die Schule oder die Lehrer oder die Schüler sind schuld, sondern das Tempo der Weltveränderung.
Dies Antwort ist freilich schon sehr alt.