Ist die Wehrpflicht unlogisch?

9 Antworten

Die Geschichte zeigt deutlich, dass deine Annahme so nicht stimmt. Das System der Wehrpflichtigen hat sich in vielen Ländern und Zeiten bewährt.

Wehrpflicht bedeutet nicht nur Ausbildung für den Krieg, sondern auch die Fähigkeit, im Krisenfall schnell und flächendeckend auf eine größere Reserve zurückzugreifen. Das sorgt für eine breitere Verteidigungsfähigkeit, die eine kleine Berufsarmee allein nicht leisten kann.

Zudem ist die Wehrpflicht kein Freifahrtschein für unmotivierte Soldaten, sondern oft eine Zeit, in der Werte wie Disziplin, Verantwortung und Gemeinschaftssinn vermittelt werden – auch außerhalb der Front.

Natürlich hat die Bundeswehr berechtigte Probleme bei der Attraktivität, aber die Wehrpflicht ist ein bewährtes Instrument, um die Verteidigungsbereitschaft langfristig sicherzustellen.


member198 
Beitragsersteller
 11.07.2025, 17:07
Die Geschichte zeigt deutlich, dass deine Annahme so nicht stimmt.

Wann war denn das letzte mal ein Krieg in Europa, bei dem sich ein NATO-Staat verteidigen musste, wessen Verteidigung auf Menschen aus meiner Generation aufbaute?

Schau dir mal die Statistiken an, wer die Wehrpflicht befürwortet. Das ist nicht meine Generation, sondern deine. Innerhalb meiner Generation ist die Zustimmung fast halbiert, im Gegensatz zu deiner Generation.

Im Ernstfall stehst du dann wohl ziemlich alleine an der Front. 😁

WalterMatern  11.07.2025, 18:08
@member198

Da die Friedensbewegung in den letzten Jahren deutlich an Rückhalt verloren hat wage ich deine These in Frage zu stellen.

Bislang war die Wehrpflicht ein Pfeiler in einem etwaigen Verteidigungsfall. U.a. auf diesen Pfeiler stützte sich das strategische Konzept.

Selbst nach Aussetzung der Wehrpflicht und einer, jetzt zum Thema werdenden, neuen Militärdienstpflicht wäre der Fokus auf die Landesverteidigung gerichtet, wie es viele Jahrzehnte der Fall war.

Ein Problem der Bundeswehr ist, dass diese nie einen großen Stellenwert in der Bevölkerung hatte und nach Ende des Kalten Krieges bei Vielen fast vollständig aus den Köpfen verschwunden ist.

Dies ist u.a. der Pippi-Langtrumpf-Mentalität geschuldet, die seit mehr als dreißig Jahren von sämtlichen Regierungen propagiert wurde, gemäß dem Motto; es würd nie wieder einen Krieg in diesen Gefilden geben. So schenkte man der Bundeswehr kaum noch Aufmerksamkeit, ihr wurde nur noch das Notwendigste zugestanden.

Diese Mentalität ging auf die Bevölkerung über, wurde u.a. in die Erziehung der jüngeren Generationen übernommen; die Bundeswehr ist "bähbäh", braucht niemand, ist überflüssig, usw.

Jetzt ist es natürlich schwer, dieses Image-Problem abzuschütteln.

Viele sind sich nicht darüber bewusst, dass die Bundeswehr auch ein attraktiver Arbeitgeber ist und so einiges zu bieten hat.

Konzepte zur Personalgewinnung sind rar, selbst eine Aufstockung des Gehalts lockt kaum die benötigten Fachkräfte an, um sich für Jahre an die Bundeswehr zu binden.

Theoretisch könnte eine Militärdienstpflicht ein Stückweit Abhilfe schaffen, denn es ließen sich Personen rekrutieren, die durchaus einer längeren Dienstzeit nicht abgeneigt wären. Allerdings wäre das wohl eher auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ganz ehrlich, wenn ein Krieg ausbricht und alles drunter und drüber geht, dann sind die ausgebildeten die das unfreiwillig gemacht haben, doch sowieso geflohen.

Den Punkt noch mal aufgegriffen :

In einem etwaigen Verteidigungsfall wäre Flucht kein Thema, die Gründe, die dagegen sprechen würden, wurden hier schon zahlreiche Male ausführlich erläutert.

Grundsätzlich sollte man das Prinzip einer Wehrpflicht nicht unterschätzen. Wer selbigen in der BRD geleistet hat, ist sich durchaus des Sinns und der Tragweite bewusst. Im Kern wissen die Meisten, worum es in einem V.fall ginge, da ein Leben nach diesen Werten, in dieser Gesellschaft quasi alternativlos ist.

Deutschland hat diesen latenten Hang, Dinge erzwingen zu wollen. Ohne Zwang scheint man sich hier unwohl zu fühlen.

Eine Wehrpflicht ist unrealistisch und teuer. Die Strukturen müssen erst wieder aufgebaut werden. Simpler wäre es, den Beruf „Soldat“ so attraktiv zu machen, dass genug Freiwillige in den Dienst der Bundeswehr gehen.

Aber dieses Konzept der Motivation ist zu neu, um es in die alten Köpfe deutscher Entscheidungsträger zu bekommen.


Sethrin  11.07.2025, 17:00
Deutschland hat diesen latenten Hang, Dinge erzwingen zu wollen. 

Deutschland und Nord-/Südkorea, Israel, Singapur, Taiwan, Thailand, Schweiz, Norwegen, Griechenland, Österreich, Iran, Türkei, Finnland, Ägypten, Algerien, Brasilien, Venezuela etc. pp. in denen es eine "Wehrpflicht" gibt.

PieOPah  11.07.2025, 17:00
@Sethrin

Nur weil andere etwas machen, muss es nicht richtig sein.

Sethrin  11.07.2025, 17:01
@PieOPah

Es muss aber auch nicht falsch sein, nur weil man es selber falsch findet. 🤷‍♂️

Ich sage ja auch nicht, dass es richtig ist. Nur dein Argument ist halt nichtig!

PieOPah  11.07.2025, 17:06
@Sethrin

Es ist mein Argument. Es für nichtig zu erklären ist falsch. Motivation ist besser als Zwang.

member198 
Beitragsersteller
 11.07.2025, 17:28
@Sethrin

Besonders weil man die von dir aufgezählten Länder nicht vergleichen kann, macht deine Antwort in meinen Augen keinen Sinn. Die Wehrpflicht in der Schweiz ist etwas anderes, weil man dort für die Werte eines neutralen Landes einstehen würde.

Und Nordkorea? Da wird deine gesamte Familie eingesperrt oder schlimmeres, wenn du während einer Rede von Kim-Jong-Un niesen musst.

Was im Kopf eines Menschen vorgeht muss man nicht immer verstehen?

Ich berichte hier auf "gf" alle paar Monate, die Beitragshistorie in meinem Profil steht jedem offen, von meinem Neffen.

Der Junge sollte, 2016 vielleicht auch 18 oder so, zur ukrainischen Armee.

Er sah aber keinen Sinn in einem Einsatz im Donbas und ging für ein halbes Jahr oder so nach Polen.

War legal, wer zum Zeitpunkt der Wehrpflicht nicht anwesend war war halt nicht anwesend.

Jetzt lebt er und seine Eltern in Front Nähe und was soll er machen?

Ins Landesinnere gehen und warten bis die Besatzer nachgerückt sind?

Er jedenfalls ist inzwischen begeisterter Teil der Streitkräfte.

Da du von falschen Tatsachen ausgehst ist das nicht leicht.

In der Politik wird immer damit argumentiert, die Wehrpflicht wird nicht dafür eingeführt, Menschen tatsächlich mit einer Waffe an die Front oder in den Krieg zu schicken.

Unsere Streitkräfte und die NATO sind reine Verteidigungsarmeen. Da man nie weiss wer uns angreift, kann man auch nicht sagen, dass man nie kämpfen muss.

Noch ist ja nichts entschieden, aber soviele Freiwillige wird man nicht aktivieren können.

Ganz ehrlich, wenn ein Krieg ausbricht und alles drunter und drüber geht, dann sind die ausgebildeten die das Unfreiwillig machen, doch sowieso geflohen.

Kaum!