Deutsche Rechtsordnung wichtiger als Menschenleben (Wehrpflicht)?
Die Frage dreht sich darum, ob die Wehrpflicht im Kriegsfalle ethisch überhaupt vertretbar ist. Man bedenke dabei, dass auch Ersatzdienste (welche ich auch zur Wehrpflicht im Sinne des Beitrags zähle) wie z.B. als Sanitäter natürlich auch mit einer erhöhten Lebensgefahr im Vergleich zur Kapitulation verbunden sind.
Im Allgemeinen ist es nicht so, dass im Falle einer Kapitulation Deutschlands in einem Krieg Menschen sterben würden, wenn die Kaputulation sofort geschieht und man sich von Anfang an ergiebt.
Deshalb kann die Wehrpflicht nicht damit gerechtfertigt werden, dass man durch Riskieren des eigenen Lebens andere Leben rettet. Es scheint eher so als messe der Gesetzgeber der Existenz der deutschen Rechtsordnung mehr Wert bei als dem Leben der Menschen, da ja im Falle von Kampfhandlung nahezu sicher Menschen sterben.
Ist diese Interpretation von mir richtig? Falls ja, wie kommt der Gesetzgeber zu einer solchen Sichtweise? Was kann mehr wiegen als das menschliche Leben?
9 Antworten
Hast du richtig erkannt. Der Gesetzgeber ist der Meinung, dass die Werte des deutschen Volkes mit Menschenleben zu verteidigen sind. Ob du das nicht so siehst, interessiert die wenigsten, die meisten tun es.
Was kann mehr wiegen als das menschliche Leben?
Ein gutes menschliches Leben. Würdest du dich nicht verteidigen, wenn jemand dein Leben, wie du es gerne führen willst, bedrohen würde? Würdest du dich versklaven lassen?
Ich glaube, du hast eine sehr utopische Vorstellung davon, wie und warum Menschen Krieg führen. Und wie und warum man sich verteidigen sollte.
Es geht mir um den Zwang, bei der Verteidigung helfen zu müssen. Wieso sollte man ins Gefängnis müssen, nur weil man eine andere philosophische Einstellung hat?
Philosophisch? Du meinst ideologisch. Weil du feige bist und jahrelang in diesem Land mit seinen Vorzügen und unter seinem Schutz gelebt hast und es dann nicht verteidigen willst, wenn das Land dich braucht.
Besser feige als tod. Ich sehe diese Sichtweise als rational an. Du kannst gerne versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Dass eine solche Haltung evtl unethisch ist, wäre kein Gegenargument, da auch unethische Einstellungen rational sein können.
Ich glaube, du hast eine sehr utopische Vorstellung davon, wie und warum Menschen Krieg führen. Und wie und warum man sich verteidigen sollte.
Nochmal für dich.
Das ist ja eine Frage des Einzelfalls. Es kann Fallkonstellationen geben, in denen ich kämpfen würde. Genau dann nämlich, wenn es für mich persönlich vorteilhafter ist zu kämpfen als es nicht zu tun. Das wird aber selten der Fall sein.
Wenn Deutschland angegriffen wird und der Verteidigungsfall eintritt, wird es für dich immer vorteilhafter sein zu kämpfen, ehe alles zerstört wird, was du hast... Davon abgesehen gibt es immer die Möglichkeit den Kriegsdienst zu verweigern.
Bei ersterem stimme ich nicht zu. Aber wir brauchen nicht darüber zu diskutieren.
Bei zweiterem stimme ich zu, ich würde auch verweigern. Allerdings kann man genau genommen nur den Kriegsdienst an der Waffe verweigern, nicht generell.
als Sanitäter natürlich auch mit einer erhöhten Lebensgefahr im Vergleich zur Kapitulation verbunden sind.
Wenn du in der Altenpflege oder andere soziale Aufgaben übernimmst, wo ist da die Lebensgefahr!?
Im Allgemeinen ist es nicht so, dass im Falle einer Kapitulation Deutschlands in einem Krieg Menschen sterben würden, wenn die Kaputulation sofort geschieht und man sich von Anfang an ergiebt.
Dass alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, sofern man nur ja einem Agressor schnellstmöglich sich auf den Rücken schmeißt und den Bauch zeigt, ist ja quatsch. Es kommt zuerst einmal darauf an, um was für eine Art Konflikt es sich handelt und wer der Gegner ist. Selten etwas so Weltfremdes gehört.
deutschen Rechtsordnung
Omg, es gibt auch Pflichten, nicht nur Rechte!? Der pöse Gesetzgeber!
Btw, wir leben in einer Demokratie - _wir_ sind der Gesetzgeber. Die Gesellschaft hat für sich beschlossen, dass wir unsere Freiheit verteidigen wollen und dass es dazu nunmal auch notwendig ist, in besonderen Fällen Rechte einschränken müssen.
Was stört dich nun an unseren Rechten, unserer Freiheit so sehr, dass du nicht auch gewisse Pflichten in Kauf nehmen wolltest?
Wenn die Gesellschaft das so beschlossen hat, dann ist das so. Ich hab jedenfalls nichts beschlossen.
Du lebst hier, du bist Teil dieser Gesellschaft. Du hast dir das nicht ausgesucht, wurdest einfach hier reingeboren? Tja, tough luck, das Leben ist halt kein Ponyschlecken!
Wenn dir solche Regelungen nicht gefallen, tu was dagegen, werde politisch aktiv. Oder schau, ob es woanders besser für dich passt ...
Was kann mehr wiegen als das menschliche Leben?
Die Freiheit!
"Wer nicht für die Freiheit sterben kann, der ist der Kette wert."
Mach daraus, was du willst.
Der Sieger bestimmt die Ethik und die Geschichtsschreibung.
Ich lese diese vier Absätze und muss sagen; du fantasierst.
Mal die Ukraine als Beispiel herangezogen. Bereits nach einigen Tagen Krieg dort begingen die russischen Truppen zahlreiche Kriegsverbrechen. Was glaubst du, wäre passiert, wenn die Ukraine wiederstandslos kapituliert hätte? Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass es keine weiteren Toten gegeben hätte?
Wenn die Ukraine in naher Zukunft kapitulieren würde, dann würde es in der Zukunft unzählige weitere Todesopfer geben.
Das was aus der Bundesrepublik geworden ist, ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses, der diverse Hindernisse beinhaltete und alles das, was erreicht wurde, ist nicht selbstverständlich. Die freiheitlichen demokratischen Werte des Landes und alles weitere sind nicht selbstverständlich und müssen u.a. gegen Einflüsse von außen geschützt werden.
Wenn ich so etwas lese, dann frage ich mich: was zum Geier bilden sich so einige hierzulande eigentlich ein?
Wie kann man ernsthaft in Erwägung ziehen, die Freiheit mit einem Fingerwisch wegwerfen zu wollen?
Natürlich müsste eine Kapitulationseinstellung von Anfang an vorhanden und für alle sichtbar sein, was im Ukrainebeispiel ja nicht der Fall war.
Was häufig vergessen wird ist, dass es ja auch weltfremd ist anzunehmen, dass man sich nur durch Krieg verteidigen könne. Man kann auch zivilen Widerstand leisten bzw selbst wenn nicht, ist es doch unrealistisch, dass z B. ein aggressives Volk der ganzen Erde ihre Werte überzieht, nur weil die sich nicht wehrt. Es gibt dafür doch viel zu wenige Leute in diesem einen Volk.
Andere haben es hier bereits ebenfalls erläutert; wenn ein Land kapituliert, dann bestimmt i.d.R. der vermeintliche Sieger die Bedingungen, zwischen Theorie und Praxis klafft hier eine riesige Lücke und darin ist alles Denkbare möglich. Kapitulation ist keine Lösung, wenn es auch nur den Ansatz einer weiteren Lösung gibt.
Angenommen die Ukraine müsste zeitnah zu Russlands Bedingungen kapitulieren, dann könnte das in der Folge u.a. in Europa die größte Flüchtlingswelle seit dem zweiten Weltkrieg auslösen, dazu kommen weitere Aspekte.
Ziviler Widerstand kann ja auch eine Lösung sein nach Kriegsende. Wenn das Siegerland eine neue Ordnung definiert, müssen ja auch Leute diese "leben". Natürlich kann es auch sein, dass im konkreten Fall ziviler Widerstand nix bringt, aber das muss dann eben im Einzelfall diskutiert werden. Jedenfalls ist ein bewaffneter Konflikt mit dem Ziel der vollständigen Erhaltung der geltenden Ordnung nicht die *einzige* mögliche Lösung.
Aber mehr hab ich nicht zu sagen, auf weitere Nachrichten antworte ich nicht mehr. Mich bedrückt das Thema psychisch zu sehr, ich hätte die Diskussion gar nicht beginnen dürfen.
Die letzte deiner Fragen hat keine Relevanz. Es geht nicht zwingend um Versklavung, wenn ein Land ein anderes erobern will. Es könnte sogar sein, dass die neue Rechtsordnung zu mehr Glück bei den Menschen führt, es ist ja nicht so, dass die deutsche Rechtsoednung zwingend die beste von allen ist. Der Gesetzgeber will im Allgemeinen (auch wenn es im konkreten Fall anders sein mag, dann kann man ja nochmal konkret diskutieren) demnach lediglich abstrakte Wertvorstellungen durch Menschenleben schützen. Klingt für mich ziemlich dumm und fast schon arrogant. Ich würde sogar sagen, dass es Mord am eigenen Volk ist. Natürlich nur dann, wenn jemand dazu gezwungen wird, wer freiwillig kämpft, ist für sich selbst verantwortlich. Ich will ja auch niemanden vom Kämpfen abhalten, es ist ja ok, wenn man kämpfen will, aber ein Zwang dazu erscheint mir Mord zu sein.
Zudem gibt es auch noch zivilen Widerstand. Nur weil ein Land ein anderes formal besetzt, bedeutet das noch lange nicht, dass es die Werte verändern kann oder jemand versklavt wird.