Warum gibt es so niedrige Tempolimits auf Autobahnen?

18 Antworten

Von Experte Willy1729 bestätigt

Wer mit 230-240 km/h unterwegs ist und sich sicher fühlt, der hat was falsch gemacht. Du musst Dir immer vor Auge führen, dass Du umso schneller Du fährst umso mehr Kontrolle über dein sicheres Ankommen an die anderen Verkehrsteilnehmer abgibst.

Mit dem Fehlverhalten der anderen ist eben jederzeit zu rechnen und wenn Du mit 240 km/h angedonnert kommst und jemand zieht mit 90 km/h auf die linke Spur sind deine Chancen andere als wenn Du mit 120 km/h unterwegs bist. Die eine Situation kannst Du vielleicht mit ner bequemen Bremsung retten die andere vielleicht nicht mehr.

Fahr gerne schnell, wenn frei ist, aber fühle dich bitte nicht sicher. Bei 240 km/h müssen die anderen auf dich aufpassen, das kannst Du in vielen Situationen nämlich nicht mehr selbst, weil deine Reaktionszeit nicht mehr reicht.

Willy1729  06.03.2024, 13:05

Leider glauben solche Idioten das erst, wenn sie mal gerade so einen Crash überlebt haben. Blöderweise reißen sie auch andere mit rein.

In unserer Stadt hat sich auch ein Fahranfänger sehr sicher gefühlt. Fazit: Zwei junge Beifahrer tot, einer schwerverletzt.

Dieser tolle Anfänger hat jetzt zwei Tote auf dem Gewissen.

Aber wahrscheinlich bekommt er seinen Führerschein wieder und kann dann die nächsten killen. Kostet ja nichts. Man ist ja versichert.

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KuarThePirat  06.03.2024, 13:10
@Willy1729

Ja, leider ist das so. Ich bin rückblickend echt froh, dass mein erstes Auto ein Golf mit sage und schreibe 75 PS war, da konnte man erstmal Auto fahren lernen. Ein Tor, wer denkt, er hat die Fahrschule beendet und kann Auto fahren... der Führerschein ist erstmal die Erlaubnis ordentlich fahren zu lernen :-).

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KuarThePirat  06.03.2024, 16:05
@2005qed

https://www.runtervomgas.de/ratgeber-und-service/unfallursachen/unangepasste-geschwindigkeit/

"Fahranfängerinnen und Fahranfänger im Alter zwischen 18 und 24 Jahren verursachten 2022 viele Unfälle mit Personenschaden. 9.473 Mal war Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit dabei die Ursache – der häufigste Fehler in dieser Altersgruppe. Mit zunehmendem Alter verursachen Verkehrsteilnehmende immer weniger Geschwindigkeitsunfälle. So nahm die Polizei lediglich 3.664 Mal unangepasste Geschwindigkeit als Fehler bei Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern ab 65 Jahren auf, wenn sie in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt waren."

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2005qed 
Fragesteller
 06.03.2024, 17:13
@KuarThePirat

Die Geschwindigkeitsunfälle passieren fast alle auf der Landstraße wo man z.B. in einer Kurve die Kontrolle verliert und nicht auf der freien Autobahn

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KuarThePirat  06.03.2024, 17:17
@2005qed

Wie kommst Du darauf? Die Statistiken zeigen was anderes. Nämlich, dass insbesondere die unbeschränkten Bereiche der Autobahn für die Verkehrstoten verantwortlich sind.

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2005qed 
Fragesteller
 06.03.2024, 17:44
@KuarThePirat

Bittte Link zur Statistik schicken. Ich weiß nur, dass

  • es auf Landstraßen pro gefahrenen Kilometer 3,8-mal so viele Verkehrstote wie auf Autobahnen gibt
  • es auf unlimitierten Autobahnabschnitten ungefähr gleich viele Tote pro gefahrenen Kilometer gibt wie auf limiterten Autobahnabschnitten
  • Deutschland mit ca. 1,6 Toten pro gefahrener Milliarde Kilometer Autobahn eine der sichersten Autobahen der Welt hat
  • nur ca. 3% aller Verkehrstoten Geschwindigkeitsunfälle auf unlimitierten Autobahnen sind, wovon vermutlich der größte Teil Unfälle bei Regen/Nebel/Schnee waren und nicht bei 200 km/h auf freier, trockener Autobahn
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Das Problem ist m. E. in vielen Fällen nicht die Geschwindigkeit an sich, sondern die Geschwindigkeitsdifferenz. Wenn der Eine 120 km/h fährt und der Andere 220 km/h, kann das auch kein noch so guter Fahrer mit einem noch so guten Auto ausgleichen. Wenn jemand von der rechten Spur (~ 80 km/h) auf die linke Spur wechselt, dort vielleicht auf 100 km/h beschleunigt und von hinten jemand mit 260 km/h ankommt, kann mir niemand erzählen, dass irgendjemand diese Situation noch unter Kontrolle hat. Bei einem kurzen Blick nach hinten kann derjenige, der die Spur wechselt, nicht einschätzen, ob der Andere mit 160 km/h oder 260 km/h ankommt. Und der Schnellfahrer kann bei dem Tempo nicht rechtzeitig vorhersehen, dass jemand die Spur wechseln wird.

Man muss auch einfach bedenken, dass der überwiegende Teil der Autofahrer keine Rennprofis sind, die permanent mit voller Aufmerksamkeit fahren und ihr Auto jederzeit zu 100 % unter ihrer Kontrolle haben. Fehler sind menschlich, und auch die muss man hier einfach einberechnen. Der durchschnittliche Autofahrer kann eine solche Situation nicht sicher beherrschen.

Sichtfahrgebot (§ 3 Abs. 1 Satz 4 StVO) ist auch noch so ein Thema: Eine Geschwindigkeit von 260 km/h erfordert bei trockener und guter Fahrbahn eine freie Fahrbahn von mindestens 754 Metern. Wie oft wird das eingehalten?

Diskutieren kann man ggf. über die Höhe des Limits. In anderen Ländern ist zu berücksichtigen, dass die dortigen Straßen in der Regel auch nicht für so hohe Geschwindigkeiten ausgelegt sind.

PS: Dass du dich sicher fühlst, bedeutet nicht, dass du auch sicher fährst. Die meisten Unfälle (besonders die schweren) werden nicht durch die absoluten Anfänger verursacht, sondern durch Leute, die meinen, sie hätten die Sache jetzt im Griff und bräuchten nicht mehr die volle Konzentration, die gleichzeitig aber noch lange nicht genug Erfahrung haben, um kritische Situationen wirklich gut vorherzusehen.

2005qed 
Fragesteller
 07.03.2024, 22:28

Man bremst doch ab, wenn Autos auf der Mittelspur kommen. Oder denkst du ich würde auf einer 2-spurigen Autobahn mit 240 an 2 LKWs vorbeifahren wenn einer rausziehen kann? Nein, 160 vielleicht. Am Sonntagmorgen wenn man weit schauen kann und rechts ab und zu mal ein Auto ist, sind 240 kein Problem. Und 754 Meter muss man auch nicht schauen können, bei 260 km/h beträgt der Anhalteweg vielleicht 300 Meter

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Answer1234567  07.03.2024, 22:40
@2005qed

An jeder Auffahrt kann jemand dazu kommen, hinter jeder Kurve kann gerade jemand überholen. Dann musst du innerhalb kürzester Zeit von 260 auf 100 runter.

Und 754 Meter muss man auch nicht schauen können, bei 260 km/h beträgt der Anhalteweg vielleicht 300 Meter

In der Fahrschule solltest du die Formeln für Anhalte- und Bremsweg gelernt haben. Alleine der Bremsweg beträgt hier 676 Meter, da ist die Reaktionszeit noch gar nicht drin. Und nein, das kannst du nicht signifikant durch bessere Technik am Auto ausgleichen.

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2005qed 
Fragesteller
 07.03.2024, 23:23
@Answer1234567

Die Bremswege stimmen nicht, weil es nicht von einer Vollbremsung ist. Dann müsste ja bei 100 km/h 100 Meter Bremsweg sein, und Auto Motor und Sport hat z.B. einen Audi A3 mit 35 Meter getestet

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Ich bin 18 und fühle mich schon sehr sicher auf der Autobahn

Such sicher fühlen und sicher sein sind zwei völlig verschiedene Sachen. Sich in falscher Sicherheit zu wiegen ist einer der größten Fehler überhaupt im Straßenverkehr.

Ich verstehe aber nicht warum man in anderen Ländern als Anfänger z.B. nur 110 km/h fahren darf obwohl das Auto für viel mehr ausgelegt ist und es viele bei uns genauso wollen

In vielen Ländern ist man sich bewusst, dass Fahranfänger keine guten Fahrer sind und von Ihnen eine besondere Gefahr für alle ausgeht.

Gefahren richtig einschätzen zu können braucht viel Erfahrung und man muss entsprechende Situationen gemeistert haben. Wenn man das hat, weiß man auch, dass 240 kn/h immer ein stark erhöhtes Risiko mit sich bringen. Die Differenzgeschwindigkeit zu anderen Verkehrsteilnehmern ist sehr hoch, man hat wenig Zeit um auf Fehler zu reagieren. Wenn du als Anfänger erst nachdenken musst, wie du reagierst, ist es schon zu spät.

Ganz generell, ich halte nichts von einer allgemeinen Geschwindigkeitsbegrenzung, würde es aber nicht verkehrt finden, wenn man dafür eine separate Prüfung und Fahrsicherheitstrainings nachweisen muss. Bei hohen Geschwindigkeiten brauchst du eine enorm gute Auffassungsgabe und Konzentration und du musst für die anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken, potentielle Situationen erkennen, bevor sie auftreten können und deine Fähigkeiten richtig einschätzen. Und ich habe noch keinen Fahranfänger gesehen, bei dem das gegeben war. Nicht umsonst sagen viele, dass schnell fahren anstrengend ist. Es ist mental sehr anstrengend, weil man dauerhaft unter vollkonzentration steht. Wenn man einfach ins Blaue mit 250 über die Bahn fährt, ist es auch nicht anstrengend.

wenn frei ist fahre ich auch mal 230-240 km/h.

Bei dieser Geschwindigkeit können der Fahrer und sein Gegenpart, der zum Überholen ausscheren will, sich idR nicht rechtzeitig gegenseitig sehen. Vorher. Nachher können beide auch nicht mehr diskutieren, wer Schuld hat...

fühle mich schon sehr sicher auf der Autobahn

klar. Wem das Risiko klar ist, der würde sich nicht so sicher fühlen.

2005qed 
Fragesteller
 06.03.2024, 13:25

wenn 2 Autos hintereinander sind fahr ich auch nicht mit 240 vorbei

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hologence  06.03.2024, 15:10
@2005qed

das hilft nicht, wenn man die zwei Autos nicht rechtzeitig sieht.

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2005qed 
Fragesteller
 06.03.2024, 15:30
@hologence

wenn ich nicht so weit schauen kann, fahr ich auch keine 240

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Willy1729  06.03.2024, 16:14

Wenn's bei 240 km/h kracht, wird das mit dem Diskutieren hinterher schwierig, so von Leiche zu Leiche.

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"ich bin 18 und fühle mich schon sehr sicher auf der Autobahn, wenn frei ist fahre ich auch mal 230-240 km/h"

GENAU... Du bist nen blutiger Anfänger und Du fühlst Dich sicher, aber Du bist nicht sicher

Ich will mal Dich (wie alle anderen Anfänger hier auch) mal bei Tempo 240 sehen, wenn Dir einer 30 Meter vor der Motorhaube auf die Bahn fährt -> Vollcrash und Du mit etwas Glück Schwerverletzt und der Vordermann mit viel Pech tot.
ABER IHR seid ja nicht Schuld. IHR hab ja ALLES im Griff

wie sagte meine Oma immer? "Einbildung ist auch eine Bildung und eine Bildung braucht der Mensch"