Ich war lange Zeit arbeitslos und habe es anfangs genossen. Ich habe jeden Tag gekifft, aber irgendwie hat es nicht mehr so angenehm getörnt, eben weil ich es jeden Tag gemacht hatte. Es begann sich Langeweile im Alltag breit zu machen. – Ich hatte einfach keinen Bock zu gar nichts und eigentlich wollte ich auch gar nicht arbeiten.
Eines Tages habe ich von meiner Sachbearbeiterin im Arbeitsamt eine Einladung bekommen.
Ich habe mich etwa eineinhalb Stunden mit der etwas korpulenten, etwa 60-jährigen und sehr gemütlichen Frau unterhalten und ihr mein Problem geschildert, dass ich keinen Arbeitsplatz finden konnte, der meinen Interessen entspricht und dem meine Qualifikationen genügen. Ich hatte Erfahrung im Recycling von Elektronikschrott und hatte im Hinterkopf den Gedanken, dass mir so eine Arbeit gefallen könnte.
Ich erzähle ihr, dass ich psychische Probleme hätte und zurzeit gar nicht bereit war, zu arbeiten, mir aber andererseits die Decke auf den Kopf fiel, weil ich ziemlich einsam war. Im Verlauf des Gesprächs fragte sie mich, was ich machen wollte. Nach einer kurzen Denkpause sagte sie: „Wieder unter Leute gehen?“
Ich überlegte gar nicht lange und antwortete: „Oh ja, bitte!“ Sie suchte in den Stellenangeboten und fand einen 1-Euro-Job in einer Elektroschrott-Recyclingfirma. Sie teilte der Firma mit, dass sie einen Hilfsarbeiter zu vermitteln hatte und erhielt schließlich die Benennung für die Stelle.
Ich habe mich dort vorgestellt und am folgenden Montag als Zerleger von Fernsehgeräten und PCs angefangen. Einen Monat später wechselte ich in eine andere Abteilung, wo ich Hifi-Geräte für den Wiederverkauf als Gebrauchtware prüfen und aufbereiten sollte.
Mittlerweile bin ich seit 10 Jahren in der Firma, wegen meines Fachwissens sehr beliebt und habe mich damit unentbehrlich gemacht.
Die Arbeit entspricht genau dem, was ich gerne mache und das Arbeitsklima ist sehr familiär. Alle (auch die Geschäftsführung) sind per Du, es gibt kein Mobbing und Jeder hilft jedem. Auch über private Dinge kann ich mich unbekümmert mit meinen Kollegen unterhalten und ich habe ein paar neue Freunde gefunden, die ich mittlerweile ins Herz geschlossen habe.
Mich genau zu diesem Zeitpunkt für einen Job zu entscheiden, war das Beste, was ich machen konnte. Es hat mein Leben zum Besten verändert.