Hallo,
welche Sprache? Latein? Der Stammvokal ist der Vokal vor der Endung eines Wortes.
Bei Verben entscheidet dieser Vokal, nach welchem Schema sie konjugiert werden.
So hat das Verb laudare, loben, vor der Infinitivendung -re den Vokal a als Stammauslaut, denn der Stamm ist lauda.
Laudare wird daher nach der a-Konjugation konjugiert: Laudo (aus lauda-o zusammengezogen), lauda-s, lauda-t, lauda-mus, lauda-tis, lauda-nt.
Delere, zerstören, hat hinten am Stamm dele ein e. Hier geht es nach der e-Konjugation:
Dele-o, dele-s, dele-t, dele-mus, dele-tis, dele-nt.
Die Endungen sind genau die gleichen wie bei laudare, nur daß vor den Endungen ein e anstelle eines a steht.
Audire, hören, hat den Stammvokal -i.
Audi-o, audi_s, audi-t, audi-mus, audi-tis, audi-u-nt. Hier hat sich in der 3. Person Plural ein u zwischen Stammvokal und Endung geschlichen. Das haben die Römer wahrscheinlich gemacht, um die armen Lateinschüler zu ärgern.
Regere, lenken, ist doof. Das hat überhaupt keinen Vokal als Stammauslaut.
Das e vor dem -re wird im Gegensatz zum e in delere kurz ausgesprochen und ist kein Stammauslaut, sondern wieder so ein Zwischenvokal der leichteren Aussprache wegen.
Der Stammauslaut von reg-e-re ist nämlich g - und reg-re spricht sich so holprig.
Regere hat einen konsonantischen Stammauslaut und wird entsprechend konjugiert: Reg-o, reg-i-s, reg-i-t, reg-i-mus, reg-i-tis, reg-u-nt. Auch hier wieder Zwischenvokale vor der Endung, die nicht zum Stamm gehören (die Römer hatten Spaß daran, spätere Lateinschüler echten Qualen auszusetzen).
Die Endungen -o, -s, -t, -mus, -tis, -nt sind aber in allen Konjugationen gleich.
Wenigstens das ist schülerfreundlich (ein guter Folterer weiß, daß seine Opfer Erholungspausen brauchen, damit sie länger durchhalten und der Spaß andauert).
Der Stammvokal ist also der Vokal, der am Ende eines vokalischen Wortstamms steht und nach dem sich der weitere Umgang mit diesem Wort richtet.
Bei den Nomen findest Du den Stammvokal (falls es ein Vokal ist) vor der Endung des Genitiv Plural: Cur-a-rum, amic-o-rum, curr-u-um, turr-i-um, also immer vor dem -rum und -um.
Auch hier richten sich die Deklinationen nach dem Stammauslaut. Hier gibt es dann auch unterschiedliche Endungen in unterschiedlichen Deklinationen und Geschlechtern.
Herzliche Grüße,
Willy