Meinung des Tages: Braucht Deutschland eine Zuckersteuer?

52 Antworten

Eine der seltenen Fragen auf GF die wirklich den Daumen nach oben - für alle relevant - verdient.

Richtig spannendes Thema. Ja, nein, vielleicht.

Nun, in welcher Form Kalorien zu sich genommen werden ist relativ egal, wenn diese zu viel sind, ist Übergewicht die Folge. Und jede Form von Kohlenhydraten, auch gemütliche Langkettige, kann im Übermaß plus Übergewicht, Diabetes begünstigen.

Zeitgleich wird gerade in der Getränkeindustrie Zucker als Geschmacksstoff geradezu missbraucht. Aber, abgesehen davon, dass Frucjtsäfte wenigstens noch paar Vitamine und Spurenelemente enthalten... 10 - 15 % Fructose sind eher noch ungesünder als die 10 % Saccharose im Cola. Und die Rechnung Honig gesund, Zuckerwürfel bäh stimmt auch nicht wirklich (außer wie schon oben, paar gute Zusatz Substanzen).

Damit wird es schwer. Wo zieht man die Grenze, wo ist Zucker zu besteuern? Wenns der Gesundheit nach geht, ist jede höhere kurzkettige Zuckermenge relevant, Fructose schlimmer als Haushaltszucker. Aber auch große Mengen Stärke sind Problem.

Einzugreifen und zu sagen "böser Naschkram, böse Kristallzuckerpackungen, böses Ketchup, böse Limonaden" wird Leute dann dazu bringen zu sagen, ok 2 L Apfelsaft statt 2 L Cola. Und Honigtopf statt Zucker. Und das ist nicht gesünder... Und die ganzen Zuclerersatzstoffe sind auch nicht ohne.

Und wenn statt Brot und Reis mehr Käse gegessen wird (nur als Beispiel) auch nicht.

Es kommt auf die Summe und die Vielseitigkeit an. Und wer meint 15 % Zucker Lösung als Wasserersatz zu trinken müssen, weil Wasser grauslich schmeckt, dem hilft keine Steuer was, sondern ein Psychologe. Sind bei 3L Wasser dann 450 Gramm Kohlenhydrat. Bei ansonsten normaler Ernährung entsprechend ein böser Kalorienüberschuss.

Somit ist es ganz schwer ja oder nein zu sagen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe schon nanches dummes (Verletzungen) angestellt, geheilt

Ein solcher staatlicher Eingriff ist überflüssig, mit Bildung wird mehr erreicht. Letztlich muss jedem klar sein, dass ständiger Konsum von Cola, McFress & Co ungesund ist. Wer darauf nicht verzichten will, ist selber Schuld wenn er verfettet und frühzeitig stirbt.

Wie bei allen schädlichen Dingen gibt es da drei Wege:

1) Die Leute raffen, daß es nicht gut für sie ist und lassen es sein - fail in diesem Fall

2) Das ganze wird / bleibt legal und man gibt viel Geld für die Folgenbekämpfung und Hilfe für betroffene aus - im Moment ist es legal aber ich seh wenig Programme?

3) Man greift regelnd ein und verbietet etwas oder beschränkt es.

Man muß wohl da 1) in den allermeisten Fällen nicht funktioniert einen Mittelweg aus 2) und 3) finden. Drauf zu vertrauen, daß die Profiteure vom Verkauf von etwas selbst weniger davon verkaufen ist absurd. Welcher Tankstellenbesitzer oder Ölkonzern wünscht sich denn ein 1-liter-auto?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein ... denn die Folge einer Steuer wäre lediglich, dass die zuckerhaltigen Lebensmittel teurer werden - und die Bürger in der BRD das einfach nur unter Gemotze hinnehmen.

Wie immer, wird die Zechen dann der Bürger zahlen - und nicht die Industrie, welche den Zuckeranteil reduzieren wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
helmutwk  10.03.2023, 15:47
denn die Folge einer Steuer wäre lediglich, dass die zuckerhaltigen Lebensmittel teurer werden

Woraufhin weniger zuckerhaltige Waren angebotenen und verzehrt werden. Was zu einer gesünderen Lebensweise führt.

und nicht die Industrie, welche den Zuckeranteil reduzieren wird.

Ist es so schlimm, wenn es weniger Zucker beispielsweise im Sauerkraut gibt?

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berndsporrer  10.03.2023, 18:27
@helmutwk
Ist es so schlimm, wenn es weniger Zucker beispielsweise im Sauerkraut gibt?

Ja, weil normaler Zucker immer noch besser ist, als irgendwelche anderen Süßstoffe und Konservierungsmittel.

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helmutwk  13.03.2023, 22:08
@berndsporrer

Du willst mir im Ernst erzählen, dass ohne Zucker Süßstoff ins Sauerkraut kommt? LOL

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berndsporrer  17.03.2023, 13:30
@helmutwk
ohne Zucker

Der Zucker soll die Säure im Sauerkraut ausgleichen. Also das hat schon auch alles seine Richtigkeit.

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berndsporrer  17.03.2023, 22:23
@helmutwk
Traditionell wird Sauerkraut ohne Zucker hergestellt

Sowohl bei Omas Sauerkrautrezept, als auch beim Kimchi, kommt ein wenig Zucker rein.

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helmutwk  18.03.2023, 18:46
@berndsporrer

Nö, meine koreanische Frau und ihre Freundin machen Kimchi ohne Zucker.

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berndsporrer  18.03.2023, 20:21
@helmutwk
meine koreanische Frau und ihre Freundin machen Kimchi ohne Zucker

Das machen die beiden bestimmt nur für Dich so.

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helmutwk  18.03.2023, 20:41
@berndsporrer

Nö. So haben sie das in Korea kenne gelernt.

Ich hab aber jetzt mal meine Frau gefragt, und sie meinte, dass Kimchi im Supermarkt oft auch Zucker enthält. Aber eben kein selbstgemachtes Kimchi.

Bei Sauerkraut dürfte dass ähnlich sein.

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berndsporrer  19.03.2023, 18:39
@helmutwk
Bei Sauerkraut dürfte das ähnlich sein.

Quatsch, normalerweise gehört etwas Zucker, sowohl in Sauerkraut, als auch in Kimchi. Aber da es sich natürlich auch schon herumgesprochen hat, dass bestimmte Leute da ziemlich oder sogar ausgesprochen hysterisch auf ein wenig Zucker reagieren, geben sie gerne klein bei und verhalten sich lieber nachgiebig mit diesen Leuten.

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helmutwk  20.03.2023, 11:20
@berndsporrer
Aber da es sich natürlich auch schon herumgesprochen hat, dass bestimmte Leute da ziemlich oder sogar ausgesprochen hysterisch auf ein wenig Zucker reagieren

Ich habe zum Thema Zucker nix gesagt. Also bei KimChi weiß ich das aus erster Hand.

Dafür wird das KimChi gerne mit viel Salz versehen. Find ich auch nicht optimal, aber so ist nun mal das Hausrezept.

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Ja

Zucker ist eine Droge. Die physiologischen Prozesse, die er auslöst führen kurzzeitig zu Glücksgefühl, durch die erhöhte Insulinproduktion wird er schnell in Fett umgewandelt (da er viel mehr Energie/Kalorien enthält,als man benötigt). Wenn der Zucker im Blut abgebaut ist, bleibt das Insulin und verlangt nach mehr Zucker - die Abhängigkeit beginnt. (Sehr verkürzte Darstellung)

Zu sagen jeder Mensch solle selbst die Verantwortung für seine Ernährung übernehmen, während er/sie den Werbeeinflüssen und dem Suchtpotential des Zuckers oder anderer Süßstoffe ausgesetzt ist, lässt sich verglichen mit der Aufforderung, dass sich die Leute weniger oder nicht kratzen sollen, während man ihnen Juckpulver in die Kleidung streut.

MarkusJaja  03.03.2023, 01:53

eine Droge....du weisst offenbar nicht was das ist

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Mickrik702  03.03.2023, 17:48
@MarkusJaja

Dann kläre mich auf.

Mein bisheriger Wissensstand: Eine Droge ist eine Substanz, die im Körper bestimmte Prozesse anregt welche die Gefühlslage beeinflussen und zu Abhängigkeit führt. Bei wiederholtem, anhaltenden Konsum wird der Körper durch die Substanz, oder Abbaustoffe, vergiftet.

Das alles trifft auf Zucker zu, wenn er überdosiert aufgenommen wird.

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MarkusJaja  03.03.2023, 18:07
@Mickrik702

eine Droge macht idR. körperlich abhängig. Davon kann bei Zucker kaum die Rede sein. Das ein Glücksgefühl ausgelöst wird, ist keine hinreichende Bedingung. Viele Dinge lösen Glücksgefühle im Körper aus und sind deswegen keine Drogen. Der Körper wird auch nicht durch Zucker vergiftet. Er benötigt eine gewisse Menge sogar.

Auch kann niemand pauschal sagen, was eine Überdosierung sein soll. Jeder Stoffwechsel funktioniert anders und mit dem Lebensalter verändern sich die Parameter auch. Natürlich sollte jede Ernährung ausgewogen sein.

https://www.tagesspiegel.de/wissen/die-unwahre-geschichte-von-der-droge-zucker-3536464.html

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190403_OTS0189/erneut-medialer-zuckermythos-entlarvt-zucker-ist-keine-droge

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Mickrik702  03.03.2023, 23:04
@MarkusJaja

Danke für Deine Beschreibung und die zwei Artikel, die Du verlinkt hast.

Ich sehe in dem schnellen großen (Heiß-)Hunger, den ein übermäßiger Zuckerkonsum auslöst und der zu einer viel zu hohen Kalorienaufnahme führt, definitiv als eine körperliche Auswirkung. Inwieweit von körperlicher Abhängigkeit gesprochen werden kann, will ich nicht entschieden.

Der Artikel im Tagesspiegel, der übrigens bald 10 Jahre alt ist, erwähnt das Belohnungssystem, das die schnelle Energie für den Körper so begehrenswert macht und den Fortbestand der Menschheit in die Moderne gesichert hat. Dieses Verständnis ist enorm wichtig, um die Wirkung von Zucker auf Körper und Geist zu verstehen. Man muss aber auch berücksichtigen, dass dieser Mechanismus aus der Steinzeit kommt, in der das Angebot an Zucker und süßen Nahrungsmitteln extrem gering war und eine Überdosierung daher unmöglich.

Eine schnelle Suche bringt einige neuere Artikel, die dem Tagesspiegel von vor 10 Jahren widersprechen.

https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Zucker-Gefaehrlich-fuer-die-Gesundheit,zucker133.html

Da der zweite Artikel, den Du dankenswerter weise verlinkt hast vom Verband der Lebensmittelindustrie stammt, unterstelle ich, dass er interessengeleitet ist. Sorry, dass ich dem wenig traue.

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MarkusJaja  04.03.2023, 03:27
@Mickrik702

Eine körperliche Abhängigkeit würde Entzungserscheinungen und Kontrollverluste beinhalten. Das wäre mir bei Zuckerentzug nun nicht bekannt. Daher halte ich diese Drogenvergleiche für gefährlich, Drogen verharmlosend und auch absurd.

Der von dir verlinkte Artikel arbeitet bewusst suggestiv mit Fragen. Es wird laut Artikel an diesen und jenen Zusammenhängen geforscht - das mag soweit stimmen. Ein Nachweis ist das allerdings nicht, dazu Bedarf es eines nacvollziehbaren Beleges. Einen monokausalen Zusammenhang zu beweisen erachte ich allerdings für schwierig. Korrelationen sind nunmal keine Kausalität. Natürlich hat sich unser Lebensstil und unsere Eßgewohnheiten verändert - und das nicht immer zum gesünderen.

Aus meiner Beobachtung möchte ich nur drauf hinweisen, dass Haushaltszucker seit einigen Jahrhunderten in Europa verfügbar ist und als Konservierungsmittel unverzichtbar war bis Gefriersysteme verfügbar wurden. Die Zivilisationskrankheiten häufen sich vor allem seitdem wir mit hochverarbeiteter industrieller Nahrung versorgt werden, Pestizide eingesetzt werden, Kunstoffe und Chemikalien sich in der Umwelt überall verbreitet haben und - verstärkt durch die Digitalisierung - Menschen sich immer weniger bewegen.

Es gibt inzwischen viele Verdachtsmomente die auf andere Faktoren hinweisen. Hier nur einige Beispiele (die dringend wissenschaftlich näher untersucht werden müssten)

Stickoxide als Ursache von Diabetes

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/umweltbundesamt-studie-stickoxide-1.3897350

hochverarbeitete Lebensmittel

https://www.fr.de/panorama/krebs-risiko-hoch-bestimmte-lebensmittel-sollten-sie-vom-speiseplan-streichen-anh-92070033.html

Kunstoffe in Verdacht

https://www.stern.de/gesundheit/gefaehrliche-chemikalien-dick-durch-kunststoff--3274974.html

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Mickrik702  04.03.2023, 22:00
@MarkusJaja

Danke für diese Erweiterung des Horizonts.

Das liest sich nicht schön, vor allem weil sich kein, schon gar kein leichter, Ausweg für mich als Endverbraucher zeigt.

Ob ich meine Zustimmung zu einer Zuckersteuer deshalb aufgeben werde, glaube ich eher nicht, denn wir müssen an allen uns zu Verfügung stehenden Stellschrauben drehen, um die Ernährung und gesamte Lebensweise der Gesellschaft zu verbessern.

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MarkusJaja  04.03.2023, 22:22
@Mickrik702

wichtig fände ich, gundlegend in Bezug auf die genannten Verdachtsfälle weiter zu forschen als Zucker zum Sündenbock zu machen. Zumal die Industrie diesen nur durch fragwürdige Ersatzstoffe austauscht. Das passiert längst. Nicht nur Getränke, selbst in Fertigsoßen oder Ketschups findet sich bei einigen Herstellern inzwischen Aspartam, Stevia, etc.
Ich halte es grundsätzlich für den falschen Ansatz, einzelne Lebensmittel zu verteufeln (egal ob Zucker, Palmöl, Fleisch, Fett, etc). Hier geht es nicht mehr um individuelle Konsumentscheidungen, sondern um grundlegende Fragen der Produktion.

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Jungsrechte  06.03.2023, 15:36
@MarkusJaja

Alles was abhängig macht ist eine Droge, also das Zucker eine Droge ist, ist nicht ganz unwahr.

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MarkusJaja  06.03.2023, 20:53
@Jungsrechte

du bekommst beim Zuckerverzicht keine Entzugserscheinungen und körperlichen Probleme, auch verlierst du nicht die Kontrolle über dich. Ich finde solche Vergleiche echt übel und völlig Drogen verharmlosend. Doch, es ist unwahr!

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